Am Sonntag, 5. Februar, 17 Uhr, widmet sich die Veranstaltung „Meine Mutter, meine Großmutter, mein Cousin, meine Tante ...“ im NS-Dokumentationszentrum München, Brienner Straße 34, dem Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“. Mehr als 2.000 Münchner – Männer, Frauen und Kinder – wurden nach Recherchen der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus in München“ Opfer des NS-„Euthanasie“-Programms. In der Veranstaltung erzählen Angehörige die Lebensgeschichten ihrer ermordeten Familienmitglieder, berichten von ihren Bemühungen um Aufklärung derer Schicksale und diskutieren, wie ein würdiges Gedenken in der Familie und in der Gesellschaft aussehen kann. Zur Begrüßung spricht Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers. Weitere Redner sind Peter Schmidt, Zeitzeuge und Sohn des Autors Dr. Gerhard Schmidt („Selektion in der Heilanstalt 1939–1945“), sowie Professor Dr. Peter Brieger, ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums München-Ost. Für Angehörige und Betroffene besteht nach der Veranstaltung die Möglichkeit, im persönlichen Gespräch Recherchehinweise zum Schicksal von Angehörigen zu erhalten.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar widmete sich der Bundestag 2017 in einer Gedenkstunde erstmals den mehr als 200.000 Opfern der NS-„Euthanasie“. Die „Euthanasie“-Opfer, die wegen einer psychischen Erkrankung oder körperlichen Behinderung ermordet wurden, zählen zu den „vergessenen Opfern“ und sind im Bundesentschädigungsgesetz bis heute nicht den anderen Opfergruppen der NS-Gewaltherrschaft gleichgestellt. Sie stammten aus allen Schichten der Gesellschaft, übten unterschiedliche Berufe aus, hatten Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Deren Angehörige haben sich nach dem Krieg häufig nicht getraut nachzufragen, wurden bei ihren Recherchen nicht unterstützt oder von den Kliniken angelogen. So sind die ermordeten Verwandten häufig aus dem Familiengedächtnis verschwunden oder verdrängt worden. Auch in der Gesellschaft setzte ein Gedenken zögerlich ein. Es ist aber nicht zu spät, die Opfer zurück in die Familie und in die Gesellschaft zu holen und ihr Schicksal zu klären.
Die Recherchen der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus in München“, wurden im Auftrag des NS-Dokumentationszentrums durchgeführt.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
(Siehe auch unter Terminhinweise)