Stromkapazität für Elektrofahrzeuge
Antrag Stadtrats-Mitglieder Johann Altmann, Dr. Josef Assal, Eva Caim, Richard Progl und Mario Schmidbauer (Fraktion Bayernpartei) vom 9.6.2017
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
Ihr Antrag nimmt Bezug auf die Versorgungssituation mit Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und deren Stromkapazität und beinhaltet hierzu vier konkrete Fragen. Gemäß Zuständigkeit wurde der Antrag an mich weitergeleitet. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag als Brief zu beantworten.
Zu Ihrem Antrag kann ich Ihnen aufgrund der Stellungnahme der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und meiner Sachbearbeiter zu Ihren Fragen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Wie viele öffentlich zugängliche Ladestationen befinden sich jeweils in den einzelnen Stadtvierteln?
Antwort:
Die Stadtwerke München bauen und betreiben seit 2009 öffentlich zugängliche Ladestationen – der Ausbau erfolgte zunächst vornehmlich im Rahmen von Förderprojekten des Bundes (Modellregionen, Schaufenster Elektromobilität, IKT II). Die LHM hat am 11.05.2016 im Umsetzungsbeschluss zum Aufbau und Betrieb eines öffentlichen Ladesäulensystems (Vorlagen-Nr.: 14-20 / V 04950) den weiteren Ausbau von bis zu 100 Ladesäulen bis Ende 2017 beschlossen. Mit der Umsetzung wurden die Stadtwerke München betraut. Die SWM hat im Juni 2017 die Zielzahl erhöht und die Errichtung von bis zu 150 Ladesäulen bis Ende 2017 der LHM zugesichert.
Die Makrostandortplanung und Verteilung erfolgt über das gesamte Stadtgebiet, wobei die 1. Ausbaustufe auf Gebiete innerhalb des Mittleren Rings konzentriert ist. Die Makrostandortplanung obliegt dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Eine Karte für die Makrostandortplanung der 1. Ausbaustufe lag der o.g. Beschlussvorlage als Anlage bei:
www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/4038976.pdf
Alle SWM Ladestationen werden in folgender Karte angezeigt und laufend aktualisiert: www.swm.de/elektromobilitaet.htmlDie SWM Ladestationen werden darüber hinaus in der App „MVG more“ angezeigt, sobald die Stationen an die IT-Datenplattform angeschlossen sind.
Aktuell (24.10.2017) gibt es im Stadtgebiet 123 errichtete öffentliche Ladesäulen der SWM. Diese 123 Ladesäulen mit je zwei Normalladepunkten (22 kW) verteilen sich wie folgt auf die Münchner Stadtbezirke:
Stadtbezirk 1 Altstadt – Lehel: 3 Ladesäulen
Stadtbezirk 2 Ludwigvorstadt – Isarvorstadt: 7 Ladesäulen
Stadtbezirk 3 Maxvorstadt: 7 Ladesäulen
Stadtbezirk 4 Schwabing-West: 14 Ladesäulen
Stadtbezirk 5 Au – Haidhausen: 8 Ladesäulen
Stadtbezirk 6 Sendling: 3 Ladesäulen
Stadtbezirk 7 Sendling – Westpark: 7 Ladesäulen
Stadtbezirk 8 Schwanthalerhöhe: 4 Ladesäulen
Stadtbezirk 9 Neuhausen – Nymphenburg: 7 Ladesäulen
Stadtbezirk 10 Moosach: 3 Ladesäulen
Stadtbezirk 11 Milbertshofen – Am Hart: 2 Ladesäulen
Stadtbezirk 12 Schwabing – Freimann: 9 Ladesäulen
Stadtbezirk 13 Bogenhausen: 8 Ladesäulen
Stadtbezirk 14 Berg am Laim: 1 Ladesäule
Stadtbezirk 15 Trudering – Riem: 4 Ladesäulen
Stadtbezirk 16 Ramersdorf – Perlach: 6 Ladesäulen
Stadtbezirk 17 Obergiesing – Fasangarten: 5 Ladesäulen
Stadtbezirk 18 Untergiesing – Harlaching: 7 Ladesäulen
Stadtbezirk 19 Thalkirchen – Obersendling -
Fürstenried - Forstenried – Solln: 6 Ladesäulen
Stadtbezirk 20 Hadern: 2 Ladesäulen
Stadtbezirk 21 Pasing – Obermenzing: 2 Ladesäulen
Stadtbezirk 22 Aubing – Lochhausen – Langwied: noch keine Ladesäule Stadtbezirk 23 Allach - Untermenzing: 2 Ladesäulen
Stadtbezirk 24 Feldmoching – Hasenbergl: 3 Ladesäulen
Stadtbezirk 25 Laim: 3 Ladesäulen
Zudem befindet sich am Arabellapark im Stadtbezirk 13 Bogenhausen ein Multicharger mit einem Schnellladepunkt (50 kW) und einem Normalladepunkt.
Wir weisen darauf hin, dass es in München zusätzlich rund 80 öffentlich zugängliche Ladestationen anderer Anbieter gibt, zum Beispiel auf Parkplätzen des Einzelhandels. Aufgrund eines fehlenden und öffentlich einsehbaren Zentralregisters für bestehende und neue Ladestationen erhebendie im Internet verfügbaren Übersichtskarten keinen Anspruch auf Vollständigkeit (unter anderem www.goingelectric.de, www.lemnet.org, Ladeatlas Bayern).
Frage 2:
Wo besteht jeweils noch Ausbaubedarf und wie hoch sind die gewünsch- ten bzw. geplanten Anzahlen an Ladesäulen in den Stadtvierteln?
Antwort:
Beim Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur mit Mitteln der LHM handelt es sich um ein stadtweites Konzept („Masterplan Ladeinfrastruktur“). Stufe 1 sieht eine Basisabdeckung dicht besiedelter Gebiete im Innenraum für Laternenparker, Wirtschaftsverkehr, E-Car-Sharing-Fahrzeuge vor. In der – derzeit laufenden – 2. Stufe erfolgt die Ausweitung auf den Außenraum auf Standorte mit hohen Einwohnerdichten und Stadtteilzentren, die Errichtung von Ladeinfrastruktur an P+R-Anlagen sowie punktuell Schnelladeinfrastruktur an Hauptverkehrsachsen. Zudem erfolgt eine Nachverdichtung im Innenraum. Der Ausbau erfolgt im Vorgriff auf den prognostizierten Markthochlauf von E-Fahrzeugen, um das „Henne-Ei-Problem“ zwischen Infrastruktur und Fahrzeugen zu überwinden. Durch die Bereitstellung einer Basisabdeckung mit Ladeinfrastruktur will man Anreize zur Elektrifizierung des motorisierten Individualverkehrs setzen, d.h. Verbrennungsfahrzeuge ersetzen. Zum Ende des Jahres 2016 waren 1.708 Elektroautos in München gemeldet. In einer nächsten Stufe soll dann auf Basis einer Evaluation der – bedarfsgerechte – weitere Ausbau erfolgen. Die Federführung für die Makrostandortplanung obliegt dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung in Abstimmung mit den städtischen Referaten und SWM/ MVG. Am 26.07.2017 wurde die Fortsetzung des Integrierten Handlungsprogramms zur Förderung der Elektromobilität in München (IHFEM 2018) in der Vollversammlung des Münchner Stadtrates beschlossen. Im Bereich Ladeinfrastruktur hat der Stadtrat im Rahmen von IHFEM 2018 die Errichtung von bis zu 500 Ladesäulen bis Ende 2020 beschlossen.
Fragen 3:
Wo liegen die größten Schwierigkeiten in der ausreichenden Stromversorgung?
Frage 4:
Wie kann eine ausreichende Stromversorgung sichergestellt werden, ohne dass es anderweitig zu Engpässen kommt?
Antwort:
Die Strommenge stellt in München auf absehbare Zeit kein Problem dar. Ein Beispiel: Erreichen wir das städtische Etappenziel von 17.500 E-Fahrzeugen in München im Jahr 2020, benötigen diese Fahrzeuge nur rund 0,5% mehr Strom gemessen am derzeitigen Jahresverbrauch ganz Münchens. Eine größere Herausforderung stellt die Stromlast durch ungesteuertes Laden dar, d.h. wenn tausende Fahrzeuge gleichzeitig laden möchten. In Bezug auf das Münchner Stromnetz und ausgehend von derzeitigen Annahmen kann festgehalten werden, dass das Stromnetz für die Ladevorgänge insgesamt ausreichend dimensioniert ist. Mehr als 100.000 Fahrzeuge können schon heute geladen werden, ebenso sind Netzreserven für Schnellladung vorhanden. Allerdings ist das ungesteuerte Laden auch bei kleinen Leistungen bereits kritisch. Daher ist das Thema (zeitlicher) Ladesteuerung ein wichtiger Aspekt, um die Versorgungszuverlässigkeit des Münchner Stromnetzes auch künftig sicherzustellen. Eine intelligente Steuerung hat einen großen positiven Effekt auf die Netzstabilität.
Private Ladeinfrastruktur stellt in unseren Augen einen wesentlichen Erfolgsfaktor zur Verbreitung der Elektromobilität dar. Das Laden während der Parkzeit bietet sich geradezu an. Ein privater Pkw steht im Schnitt 23 Stunden am Tag – hauptsächlich zuhause oder beim Arbeitgeber. Rechtlich gibt es aktuell leider noch Hürden, um in Bestandsgebäuden als Mieter oder Eigentümer nachträglich Ladeinfrastruktur installieren zu lassen. Hier hat der Gesetzgeber für den Beginn der nächsten Legislaturperiode Abhilfe versprochen durch eine Anpassung des Wohnungseigentümergesetzes und des Mietrechts. Bei Neubauten wird Elektromobilität daher idealerweise gleich mit geplant. Kosten können bei Neubauten und Bestandsgebäuden entstehen, wenn aufgrund von Ladeinfrastruktur die Anschlussleistung erhöht werden muss bzw. ein Lastmanagement eingerichtet wird. Die Kosten trägt in diesem Falle der Antragssteller, von den SWM werden die Anträge dann selbstverständlich ausgeführt. Zudem bieten die SWM Eigentümern, Bauherren oder Hausverwaltern eine individuelle Beratung zu Ladeinfrastruktur in der jeweiligen Liegenschaft an.
Eine Mail an e-mobil@swm.de genügt, und die SWM rufen Interessenten zeitnah zurück.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.