Lutherjahr 2017 – welche Aktivitäten sind seitens der Stadt geplant?
Anfrage Stadtrat Richard Quaas (CSU-Fraktion) vom 1.12.2016
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Da die Abfrage nicht nur im gesamten Kulturreferat durchgeführt wurde, sondern auch versucht wurde, ein Gesamtbild der Aktivitäten zum Lutherjahr 2017 in München abzugeben, waren externe Abfragen nötig, die sich über den Jahreswechsel hinzogen. Für die gewährte Fristverlängerung möchte ich mich recht herzlich bedanken.
Ihren Fragen stellten Sie Folgendes voraus:
„Im Jahr 2017 wird der Beginn der Reformation durch Martin Luther vor 500 Jahren festlich begangen. Es wurde unlängst zum Lutherjahr ausge- rufen, deutschland- und weltweit sind viele Veranstaltungen und Feste geplant. Die Übersetzung der Bibel ins Deutsche und der Verbreitung durch den modernen Buchdruck wird häufig als die Geburtsstunde der deutschen Sprache bezeichnet. Es ist unzweifelhaft Luthers Verdienst, die beste- henden deutschen Sprachen Nieder- und Oberdeutsch in einen gewissen sprachlichen Rahmen gebracht zu haben. Unabhängig davon blieben un- zählige Dialekte und Mundarten erhalten.“
Ihre Anfrage vom 1.12.2016 beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Sind hinsichtlich des Lutherjahres Aktivitäten von Seiten der Landeshaupt- stadt München, insbesondere vom Kulturreferat und der Münchner Stadt- bibliothek, geplant?
Antwort:
Auch wenn München historisch gesehen keine reformatorische Hochburg bildete, hat das Kulturreferat Überlegungen angestellt, wie dem 2017 bundesweit gefeierten Reformationsjahr Rechnung getragen werden könnte. Eine Abfrage unter den Instituten und ausgewählten Partnern hat ergeben, dass eine eigens zu diesem Thema ins Leben zu rufende Programmreihe – wie beispielsweise 2014 aus Anlass des einhundertsten Jahrestages zum Beginn des ersten Weltkrieges – mangels einer reichhaltigen protestantischen Kulturgeschichte in der bayerischen Landeshauptstadt nicht ausreichend Resonanz entfalten würde. Dennoch hat das Kulturreferat weiterhin darauf geachtet, dass die Institutionen und Partner in eigenverantwortlicher Zuständigkeit dem „Lutherjahr“ begegnen. So besteht die Würdigung desLutherjahres neben Eigenveranstaltungen auch in der Förderung entsprechender freier Projekte.
Frage 2:
Wenn ja, welche und in welchem Umfang?
Antwort:
Im Einzelnen stellen sich die Projekte momentan wie folgt dar:
Das Kulturreferat ermöglicht ein Gastspiel des Pop-Oratoriums „Luther“. Das von der Stiftung Creative Kirche in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und weiteren Partnern veranstaltete Musical, das von Michael Kunze und Dieter Falk geschrieben wurde, bringt neben einem Symphonieorchester, einer Band, den Musicaldarstellerinnen und -darstellern einen Chor aus 3.000 Sängerinnen und Sängern auf die Bühne. Im Reformationsjahr 2017 findet eine bundesweite Tournee statt, die auch nach München führt. Für jeden Aufführungsort bildet sich ein Projektchor aus ca. 1.500-2.500 Sängerinnen und Sängern. Zu den Hauptförderern zählen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, aber auch die Evangelische Kirche in Bayern.
Das Münchner Kammerorchester hat seine gesamte Spielzeit 2016/17 unter das Motto „Reformation“ gestellt.
Zudem rechnet das Kulturreferat erfahrungsgemäß Anfang des Jahres 2017 mit diversen Anträgen aus dem Bereich der Laienmusik.
Mitten in der Stadt im zentralen städtischen Kunstraum, der Rathausgalerie, öffnet die Mehrkanal-Klang- und Videoarbeit „Gedicht einer Zelle“ von Stefan Winter die Flügel eines Tripty
chons der Liebe und mystischen Eks-
tase. Aus Klanglandschaften, mystischen Gedichten, musikalischer Adaption nach Klängen der Juden, Christen und Mohammedaner und nicht zuletzt aus dem Zusammenwirken von Künstlern mit jüdischem, christlichem, islamischem Hintergrund einsteht ein audiovisuelles, interagierendes Werk. Das Projekt wird unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes anlässlich des Reformationsjahres gefördert.
Die Münchner Volkshochschule plant im Reformationsjahr eine Tagung zum Thema „Wortereignis – die Reformation als Bildungsbewegung“, die am 20. Mai 2017 im neuen MVHS- Zentrum Einstein 28 durchgeführt werden soll.
Zudem hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte München, dem auch das Stadtarchiv München und das Münchner Stadtmuseum angehören, zusammen mit dem Historischen Seminar und der Evangelisch-TheologischenFakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 4. bis 6. April 2016 im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft in München die interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung „Zwischen Verfolgung und Akzeptanz. München und der Protestantismus (16.–19. Jahrhundert)“ veranstaltet.
Der Tagungsband (nun mit dem Titel „Bayern und die Protestanten“) wird im Lutherjahr der Öf
fentlichkeit präsentiert, und zwar am Mittwoch, dem
15. März 2017, um 18.30 Uhr im Alten Rathaussaal. Den Abendvortrag hält Dr. Susanne Pfisterer-Haas (München) zum Thema: „Die ersten protestantischen Betsäle und Kirchen im Münchner Umland“.
Darüber hinaus wird in München durch die evangelische Stadtakademie, teilweise in Kooperationen, ebenfalls ein Programm angeboten, das das Lutherjahr 2017 aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Gemeinsam mit dem Forum der Jesuiten in St. Michael und dem Verlag C.H. Beck wird dort beispielsweise bereits seit zwei Semestern eine Reihe durchgeführt, die interessante Buchneuerscheinungen vorstellt. Zudem gibt es das ökumenische UTOPIA-TOOLBOX-Projekt mit der Gemeinde St. Markus und der Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising. Mit den Staatlichen Pinakotheken wurde die Dialogreihe vor Bildern: Glaubensbekenntnisse. Bilddialoge zum Lutherjahr ins Leben gerufen.
Der Evangelisch-Lutherische Dekanatsbezirk München hat das Kalendarium des Reformationsjubiläums „Luther 2017“ bereits am 8. Oktober 2016 mit einem internationalen „Virtuellen Weltkirchentag“ unter dem Motto „Die Frucht der Gerechtigkeit ist Friede“ auch in München und im Internet eröffnet. Dort gab es Gesprächsgruppen mit internationalen Partnerkirchen in beispielsweise Tansania, Kiew und El Salvador. Anlässlich des Jubiläumsjahrs haben Kirchenmusiker im Dekanatsbezirk München zudem das Projekt „Klingende Reformation – Lutherlieder“ initiiert. Das ganze Jubiläumsjahr hindurch wird in den Kirchengemeinden Musik in Konzerten und Gottesdiensten aufgeführt, die sich vor allem dem Liedgut Martin Luthers widmet. Den Auftakt bildeten die Aufführungen der sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach in sechs verschiedenen Kirchen an den dafür vorgesehenen Festtagen. Das Programm liegt in den Gemeinden aus und kann dann auch abgerufen werden unter http://www.muenchen-evangelisch.de/luther-2017-im-dekanat.
Am 5. April 2017 wird im Comité-Hof eine „Erinnerungstafel“ zur Erinnerung an das erste protestantische Gotteshaus (Hofbethaus) in der Residenz feierlich enthüllt. Am 29. Juni 2017 ist darüber hinaus am Odeonsplatz eine große zentrale Jubiläumsveranstaltung der Evangelischen Kirche in der Region München mit buntem Programm und am 27. Oktober ist in allen evangelischen Kirchen und Einrichtungen die lange „Luther-Nacht“ geplant.Der zentrale Reformationsgottesdienst der Evangelischen Kirche in der Region München wird dann am 31.Oktober 2017 in St. Lukas mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler gefeiert. Darüber hinaus finden im gesamten Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk München in den verschiedenen Gemeinden und Einrichtungen zahlreiche Gottesdienste, Konzerte und Veranstaltungen anlässlich des Reformationsjubiläums statt. Die einzelnen Veranstaltungen sind zu finden im Veranstaltungskalender unter
http://www.muenchen-evangelisch.de/luther-2017-im-dekanat.
Diese zahlreichen, meist ohnehin bereits konzertierten Angebote sollten aus unserer Sicht nicht durch weitere breitgefächerte Konkurrenzangebote beeinträchtigt, sondern behutsam ergänzt werden.
Frage 3:
Wenn nein, warum nicht und ergibt sich ggf. durch diese Anfrage ein An- reiz zum Umdenken?
Antwort:
Siehe Antwort zu Frage 2.