Das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, widmet sich in seinem neuen Programm dem polnischen Regisseur Andrzej Wajda. Gezeigt wird von 4. Februar bis 1. Juli die vollständige Retrospektive mit mehr als 40 Filmen – von seinen ersten Kurzfilmen an der Filmschule Lódz bis zu seinem letzten Film „Powidoki“ aus dem Jahr 2016. Es ist die umfassendste Retrospektive, die es bislang zu Andrzej Wajda gegeben hat.
Wajda (1926 – 2016) hat sich immer als politischer Filmkünstler verstanden, dessen künstlerisches Selbstverständnis nicht von seinem Selbstverständnis als polnischer Patriot zu trennen ist. Die komplizierte Geschichte seiner polnischen Heimat prägte sein gesamtes Werk. Bereits Wajdas erste Filme „Eine Generation“ (1955), „Der Kanal“ (1957) und „Asche und Diamant“ (1958) gelten bis heute als Meisterwerke und Klassiker des polnischen Kinos. In diesen Filmen setzte sich der Regisseur, selbst Teilnehmer am Widerstand gegen die deutsche Besatzung, mit der Kriegszeit und der Machtübernahme durch die Kommunisten nach 1945 auseinander. Sein Klassiker „Der Mann aus Marmor“ (1976) war eine schonungslose Kritik am stalinistischen System in Polen. „Der Mann aus Eisen“ arbeitete 1981 die Geschichte der Streiks an der polnischen Ostseeküste und das Ringen um freie Gewerkschaften auf. Abschluss der Danziger Trilogie war 2013 die Filmbiografie „Wałesa – Mann aus Hoffnung.“ Mit „Das Massaker von Katyn“ (2007) setzte er Tausenden polnischen Offizieren, die 1940 vom sowjetischen Geheimdienst erschossen worden waren, ein Denkmal. Es war ebenfalls die filmische Aufarbeitung eines ganz persönlichen Traumas, denn unter den Opfern des Massakers befand sich auch Wajdas Vater, ein Kavallerieoffizier. 2000 wurde Andrzej Wajda für sein Lebenswerk mit dem Oscar ausgezeichnet, 2006 würdigte ihn die Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären.
Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt. Weitere Informationen sowie alle Filme und Termine der Reihe finden sich im Programmheft des Filmmuseums oder unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film
Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Aufschlag bei Überlänge. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.