Wann kommen endlich alle „neuen“ U-Bahnzüge in den Regeleinsatz?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Anja Burkhardt und Richard Quaas (CSU-Fraktion) vom 21.10.2016
Antwort Bürgermeister Josef Schmid, Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 21.10.2016 führten Sie als Begründung aus:
„Die MVG hatte vor Jahren bei Siemens 21 neue U-Bahnzüge von Typ C2 bestellt und wollte sie ab dem Fahrplanwechsel 2013 im Betrieb einsetzen. Immer neue Verzögerungen bei der Fahrzeugabnahme durch die Regierung von Oberbayern machen bis heute einen Einsatz der teuren, modernen Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb unmöglich. Im Sommer diesen Jahres nun, wurde nach einem Spitzengespräch mit dem Innenminister ein Zug, auf ei- ner Linie zur Erprobung im Fahrgastbetrieb endlich zugelassen. 20 weitere ‚nagelneue‘ Züge gammeln derweil auf Abstellgleisen in Fröttmaning und bei Siemens in NRW herum und werden nicht besser durch den Stillstand, außerdem nagt der technische Zahn der Zeit an den Fahrzeugen, weil sich zwischenzeitlich auch die Technik und Elektronik in der Fahrzeugindustrie weiterentwickelt hat.
Bis alle Fahrzeuge irgendwann in den Betriebsdienst wechseln können, werden sie deshalb nicht mehr den neuesten Stand der Technik widerspie- geln. Das ist auch umso ärgerlicher, weil die MVG erst mit einer kleinen Serie der C1 Züge Erfahrungen im Betriebsdienst sammeln wollte, die dann aktuell in die Konstruktion der Neubauzüge eingeflossen sind. Nach- dem eine weitere Beschaffung von Fahrzeugen, als Ersatz für ältere Trieb- züge demnächst ansteht, stellt sich auch hier die Frage der Zulassungspro- zedur und der Zeit, die dafür notwendig ist.“
Ich darf mich zunächst für Ihre Geduld bedanken und die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen anhand der Stellungnahme der Stadtwerke München GmbH/MVG wie folgt beantworten:
Frage 1:
Ist es zwischenzeitlich absehbar, bzw. gibt es einen festen Zeitplan, wann die restlichen 20 C2 U-Bahnzüge der MVG endlich in den Dienst gestellt werden können?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Derzeit sind fünf Züge der C2-Serie für den Einsatz auf der U6 zugelassen. Ein Terminplan für die Inbetriebsetzung und Zulassung der übrigen Züge ist erstellt.
Frage 2:
Wenn ja, wann?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Zunächst muss noch ein Update der Tür-Software zur Reduzierung der Störungsempfindlichkeit von der TAB genehmigt und von Siemens auf die bereits in Betrieb befindlichen Züge aufgespielt werden. Ziel ist, anschließend (vsl. ab Mai 2017) etwa alle 3,5 Wochen einen Zug in Betrieb zu nehmen.
Frage 3:
Wenn nein, woran liegt das aktuell?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Entfällt.
Frage 4:
Haben sich im Betrieb mit dem einzelnen vorläufig zugelassenen C2-Zug irgendwelche Probleme gezeigt, die einer Zulassung der restlichen Serie im Wege stehen oder fährt der Zug ohne Probleme, die die Zulassungsprozedur betreffen?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Die Züge haben aus Sicht der SWM/MVG keine Probleme, die einer endgültigen Zulassung im Wege stehen. Allerdings müssen durch den Hersteller noch Mängel beseitigt werden.
Frage 5:
Was kostet die MVG die Verzögerung der Inbetriebnahme der Züge zwi- schenzeitlich, müssen z.B. dafür ältere Züge länger als wirtschaftlich sinn- voll in Dienst gehalten werden und aufwändig repariert werden?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Anstelle der C2-Züge werden bis auf weiteres Fahrzeuge älterer Bauart eingesetzt. Da an den älteren Zügen derzeit keine aufwändigen Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich sind und der Aufwand für die laufende Instandhaltung ungefähr dem der C-Wagen entspricht, entstehen den SWM dadurch derzeit keine wesentlich höheren Kosten, als wenn die C2-Züge bereits voll im Einsatz wären.
Frage 6:
Was kostet die MVG das Stillstandmanagement der Fahrzeuge, die ja in der Abstellzeit quasi betriebsbereit gehalten werden müssen, damit technische Komponenten keinen Schaden nehmen oder fällt diese Verantwortung dem Hersteller Siemens zu?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Diese Verantwortung obliegt aus Sicht der SWM/MVG dem Hersteller Siemens. Deshalb ist die Anlieferung der weiteren Züge auch ausgesetzt, bis insbesondere die o.g. verbesserte Türsoftware eingespielt ist.
Frage 7:
Wie sieht der Beschaffungsbedarf der MVG für weitere U-Bahnzüge in den nächsten Jahren aus, wie viele und welche Bestandsfahrzeuge müssen spätestens wann aus technisch-wirtschaftlichen Gründen ausgemustert werden und durch welche Zahl von Neufahrzeugen bis wann ersetzt werden?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Die SWM haben bereits bei Bestellung der aktuellen Züge im Jahr 2010 mit Siemens Optionen über weitere bis zu 46 Züge der Serie C2 vereinbart und planen derzeit mit einer sukzessiven Lieferung von zunächst 24 weiteren Fahrzeugen. Diese und etwaige weitere Optionsfahrzeuge sollen nach derzeitigem Stand der Planungen in den Jahren 2019 - 2023 Fahrzeuge älterer Bauart ablösen sowie zur Verdichtung des Verkehrsangebots auf Streckenabschnitten mit hoher Fahrgastnachfrage eingesetzt werden.
Frage 8:
Wird der C2 Zug, wenn er dann endlich zugelassen ist, wiederbeschafft oder wird ein noch neueres Nachfolgefahrzeug in Auftrag gegeben?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Siehe Antwort zu Frage 7.
Frage 9:
Wird an der Nachfolgegeneration des C2 Triebzuges von der MVG und der Industrie schon gearbeitet, bzw. für wann steht ein Auftrag im Raum?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Siehe Antwort zu Frage 7.
Frage 10:
Gibt es bei der Zulassung neuer U-Bahnfahrzeuge zwischenzeitlich eine Alternative zur Zulassungsprozedur durch die Regierung von Oberbayern?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Durch eine Verordnung des Bundes (Bau- und Betriebsordnung für Straßenbahnen) ist bestimmt, dass die Zulassung von Fahrzeugen für Straßen- und U-Bahnen durch die jeweils zuständige Technische Aufsichtsbehörde erfolgt. Die inhaltliche Ausgestaltung der Zulassungsprozedur obliegt dem Gesetz- bzw. Verordnungsgeber.
Frage 11:
Bei der Zulassung von Vollbahnfahrzeugen wurde nach längeren Proble- men das Verfahren durch den Bund geändert und wesentlich beschleunigt, gibt es hier auch Chancen für ein ähnliches Verfahren für ÖPNV-Fahrzeuge in München?
Antwort der Stadtwerke München GmbH/MVG:
Im Gegensatz zur Zuständigkeit des Bundes für die Zulassung von Eisenbahn-Fahrzeugen liegt die Verantwortung für die Zulassung von ÖPNV-Schienenfahrzeugen bei den Ländern. Ein bundeseinheitliches Vorgehen würde also eine (freiwillige) Abstimmung der Länder voraussetzen. Die ist derzeit nicht in Sicht. Die SWM sind mit den zuständigen bayerischen Landesbehörden weiterhin im Gespräch, um den Zulassungsprozess wieder zu beschleunigen.
Ich hoffe, dass Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantwortet werden konnten.