Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) hat mit seinem neuen, leichten Müllfahrzeug den Innovationspreis des Verbandes der Kommunalen Unternehmen (VKU) in der Kategorie „Kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung“ gewonnen.
Gemeinsam mit den Herstellern hatte der AWM in den letzten Jahren ein „Müllfahrzeug light“ entwickelt, das Kraftstoff spart und so den CO2-Ausstoß verringert. Es wiegt weniger als herkömmliche Müllfahrzeuge und hat deshalb eine höhere Nutzlast.
„Unser Ziel ist es, Ressourcen – insbesondere die endlichen Ressourcen – zu schonen“, sagt Helmut Schmidt, Zweiter Werkleiter des AWM, der anlässlich der VKU-Verbandstagung den Preis in Berlin entgegennehmen durfte. Dazu gehört unter anderem auch, den Kraftstoffverbrauch des eigenen Fuhrparks so weit wie möglich senken. „Das spart außerdem Geld und hilft so, die Gebühren weiterhin möglichst stabil zu halten“, erklärt Schmidt.
Leichtbauweise bei Müllfahrzeugen hat sich bewährt
Bereits 2009 hatte der AWM einen ersten leichteren Müllfahrzeug-Prototyp bauen lassen. „Dieses Fahrzeug hat sich im Alltag gut bewährt“, betont Heino Jahn, Leiter der gesamten Logistik-Abteilung im AWM. Die Erfahrungen, die der AWM mit diesem ersten Fahrzeug gewinnen konnte, waren ein erfolgreicher Einstieg in die Leichtbauweise eines Müllfahrzeugs. Das neue Müllfahrzeug light II hat gegenüber dem ersten noch weitere deutliche Verbesserungen. „Der Nutzlastanteil am Gesamtgewicht wurde von 43 Prozent gesteigert auf fast 46 Prozent“, erklärt Reinhold Bauer, Fuhrparkleiter des AWM. „Gegenüber den herkömmlichen vergleichbaren Müllfahrzeugen können wir bei Restmüll sogar zwölf Großbehälter mehr einladen“. Das entspricht einem wöchentlichen Restmüllaufkommen von durchschnittlich 420 Personen und ist somit ein großer Vorteil für die Wirtschaftlichkeit im Einsammeldienst.
Nach einem Jahr Testbetrieb kann Fuhrparkleiter Bauer auch die Einsparung an Kraftstoff beziffern: „Die Messungen unter sonst gleichen Bedingungen haben ergeben, dass das Müllfahrzeug light auf 100 Kilometer rund 8,7 Prozent weniger Sprit verbraucht“. Auch in der Anschaffung bewegt sich das neue Müllfahrzeug light mehr oder weniger im gleichen Preisrahmen wie ein normales.
Maßgeschneidert für München
Wie kam der Abfallwirtschaftsbetrieb zu dieser Entwicklung? Die Idee ist denkbar einfach: Herkömmliche Lkw sind sehr stabil gebaut, weil sie oft lange Strecken, unbefestigte Straßen, eventuelle Überladungen und ansteigendes Gelände bewältigen müssen. „Einige dieser sehr hohen Anforderungen kann man in einem Stadtgebiet etwas zurückschrauben, ohne auf die Sicherheit verzichten zu müssen“, erklärt Bauer. Die Münchner Müllautos fahren nur auf guten und befestigten Straßen und werden nicht überladen. Der AWM hat vorgegeben, für welche Belastungen das Fahrzeug geeignet sein muss, um die kommunale Entsorgung in einer deutschen Großstadt wie München tagtäglich zu meistern. So hat der AWM gemeinsam mit namhaften Herstellern einen Prototyp entwickelt, der für München quasi maßgeschneidert ist. Mercedes-Benz baut das Fahrgestell, die Firma Faun den Müllwagen-Aufbau, in dem die Abfälle gesammelt und verdichtet werden, und die Firma Zöller produziert die Schüttung, wo die Mülltonnen eingekippt werden. Jede der beteiligten Firmen hat nach diesen Maßgaben bei ihrem Bauteil so viel Material eingespart, dass das Leergewicht insgesamt um 1.200 Kilogramm gesenkt werden konnte. Um den gleichen Betrag steigt die Nutzlast.
Müll- und Dienstfahrzeuge der Zukunft
Der AWM denkt aber noch weiter in die Zukunft: Denn aus diesem Prototypen sollen weitere Evolutionsstufen entwickelt werden. „Seit einigen Jahren haben wir auch zwei Hybrid-Müllfahrzeuge im Einsatz“, sagt Schmidt, der als Zweiter Werkleiter und operativer Chef des AWM einen umweltschonenden Einsatz und innovative Entwicklungen immer aktiv vorantreibt. „Diese Hybridfahrzeuge haben aber aufgrund der eingebauten Antriebstechnik, insbesondere eines zweiten Motors und der Batterien, ein noch sehr hohes Leergewicht und somit weniger Nutzlast. Gemeinsam mit der Industrie werden wir die Möglichkeiten prüfen, die Leichtbauweise mit der Hybrid-Antriebstechnik zu kombinieren“.
Bei den Dienst-Pkws läuft die Umstellung auf alternative Antriebstechnologien beim AWM bereits auf vollen Touren: Dort sind schon seit einiger Zeit sechs Hybrid-Fahrzeuge, zwei Plug-in-Pkws und zehn Elektro-Autos im Einsatz. „Diese Entwicklung liegt uns sehr am Herzen“, betont Schmidt“, „deshalb bauen wir demnächst in unsere Tiefgarage 20 Ladesäulen für E-Autos ein“.
Das Müllfahrzeug light des AWM ist aufgrund der positiven Erfahrungen jetzt fest in den Fuhrpark übernommen worden. Die Hersteller planen die Produktion in Serie.
Der AWM ist mit über 1.500 Beschäftigten einer der größten kommunalen Entsorgungsbetriebe in Deutschland. Er leert pro Tag in München mit 177 Müllfahrzeugen fast 57.000 Mülltonnen (Restmüll, Papier, Bioabfälle), besitzt eine Müllverbrennungsanlage und betreibt im Stadtgebiet zwölf Wertstoffhöfe, eine Biogasanlage und das Gebrauchtwarenkaufhaus Halle 2.