Kinder mit Fluchterfahrung und deren Eltern werden in den Münchner Kindertageseinrichtungen künftig noch intensiver und zielgerichteter betreut und gefördert. Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats hat sich in seiner heutigen Sitzung dafür ausgesprochen, das zweite Jahr in Folge an einem Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration zur Förderung und Betreuung von Flüchtlingskindern in Kindertageseinrichtungen teilzunehmen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen des Referats für Bildung und Sport werden fortgeführt und intensiviert.
Der Freistaat Bayern stellt der Landeshauptstadt München im Rahmen des Programms Mittel in Höhe von rund 303.000 Euro für das laufende Jahr zur Verfügung. Mit dem Geld sollen mehrere Maßnahmen in Münchner Kindertageseinrichtungen und der Münchner Großtagespflege unter Federführung des Referats für Bildung und Sport finanziert werden. Auch freie Träger können weiterhin Fördermittel aus dem Programm beantragen. In den städtischen Kindertageseinrichtungen ist unter anderem geplant, das Brückenangebot „Drop in“ auszubauen. Dabei wird Kindern und Familien mit Fluchterfahrung, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, durch Beratung und Information ein niederschwelliger Zugang zu Kindertagesbetreuungseinrichtungen ermöglicht. Kinderbetreuungseinrichtungen können die Hilfe in Anspruch nehmen, um pädagogische Konzepte hinsichtlich der Aufnahme und Integration von Kindern und ihren Familien aus Kriegs- und Krisengebieten fortzuschreiben. Der Stadtrat hat Ende 2016 bereits eine Stelle für das Programm „Drop in“ genehmigt. Mit den Mitteln aus dem Förderprogramm des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration wird nun eine zweite Stelle geschaffen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres in 21 städtischen Kindertageseinrichtungen das „Drop in“-Angebot aufzubauen. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass das Angebot bei Familien aus Kriegs- und Krisengebieten auf großes Interesse und hohe Akzeptanz stößt.
Das Referat für Bildung und Sport wird einen Teil des Geldes aus dem Förderprogramm außerdem in die Weiterqualifizierung von 20 Fach- und Leitungskräften aus städtischen Kindertageseinrichtungen zum Thema „Traumapädagogik“ investieren. Vor allem Kinder leiden häufig unter einer posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund der oft schrecklichen Erlebnisse während ihrer Flucht. Ein Basiswissen über die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen ist für die pädagogische Praxis ebenso wichtig wie das Wissen über hilfreiches Verhalten.
Das Referat für Bildung und Sport plant verschiedene weitere Maßnahmen, finanziert aus dem Förderprogramm: So soll es ein Budget für Kindertageseinrichtungen zur Anschaffung von MVG-Fahrscheinen (für Fahrten vor 9 Uhr) für Familien aus Kriegs- und Krisengebieten geben, außerdem eine Übersetzung der Broschüre „Willkommen in der Kita“ in weitere Sprachen. Beide Maßnahmen sollen Familien und ihren Kindern den Zugang zur institutionellen Kindertagesbetreuung in München ermöglichen beziehungsweise erleichtern. Das Förderprogramm des Freistaats ist zunächst auf ein Jahr befristet.