Die Feindschaft gegen Juden wird fast immer mit dem Antisemitismus der Nationalsozialisten gleichgesetzt. Dabei ist der moderne Antisemitismus bereits um 1870 entstanden und die Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung von Juden ein historisches Phänomen, das sich schon in der Antike ausmachen lässt. Die Judenfeindschaft zeichnet sich gegenüber anderen Formen von Menschenfeindlichkeit besonders dadurch aus, dass sich der Hass vor allem gegen angeblich typische, nicht veränderbare „Eigenschaften“ der Juden richtet. Stereotype Zuschreibungen wie „der Jude“ als „Weltverschwörer“, „Wucherer“, „notorischer Lügner“ haben sich zu Feindbildern manifestiert und legitimieren Verfolgung. Der Judenhass hat sich über die Jahrhunderte angepasst, entwickelt und sich in immer neuen Projektionen aktualisiert.
Über diese Kontinuitäten sowie über eventuelle Brüche in der Judenfeindschaft diskutieren die Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Professorin Dr. Stefanie Schüler-Springorum, und Professor Dr. Michael Brenner, Lehrstuhlinhaber für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München, am Dienstag, 9. Mai, ab 19 Uhr, im NS-Dokumentationszentrum München, Brienner Straße 34.
Die Moderation übernimmt der Journalist Dr. Ronen Steinke von der Süddeutschen Zeitung. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Rundgang durch die Ausstellung „Angezettelt“
Ebenfalls am Dienstag, 9. Mai, bietet das NS-Dokumentationszentrum um 17.30 Uhr einen Rundgang durch die Ausstellung „Angezettelt“ an. Seit dem Kaiserreich zeugen massenhaft verbreitete Klebezettel, Sammelbilder, Briefverschlussmarken und Sticker von menschenfeindlichen Ressentiments gegen Juden und andere Gruppen. Die in der aktuellen Sonderausstellung des NS-Dokumentationszentrums präsentierte Auswahl von Aufklebern zeugt von dieser weit verbreiteten sozialen Praxis und erzählt eine Alltagsgeschichte der Judenfeindschaft, des Rassismus und der aktuellen Feindschaft gegen Minderheiten. Die zweisprachig (Deutsch und Englisch) konzipierte Ausstellung „Angezettelt. Antisemitische und rassistische Auf- kleber von 1880 bis heute“ ist noch bis 9. Juni zu sehen und wird durch ein vielfältiges Veranstaltungs- und Bildungsprogramm begleitet. Unter anderem wird jeden Dienstag ein Rundgang angeboten.
Das NS-Dokumentationszentrum, Brienner Straße 34, ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Die Teilnahme am Rundgang ist im Eintritt inbegriffen. Treffpunkt ist im Foyer, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Voranmeldung ist per E-Mail an veranstaltungen.nsdoku@muenchen.de möglich.