Annette Paulmann, Schauspielerin und Ensemble-Mitglied der Münchner Kammerspiele, wird mit dem Theaterpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Dies hat der Kulturausschuss jetzt auf Empfehlung einer Jury beschlossen. Der mit 10.000 Euro dotierte Theaterpreis wird alle drei Jahre vergeben. Ausgezeichnet wird das herausragende Oeuvre von Persönlichkeiten oder Ensembles, deren besondere Leistungen in allen Bereichen der Theaterarbeit (Schauspiel, Bühne, Bühnenbild usw.) München als Theaterstadt Geltung und Ansehen verschaffen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger waren Max Keller, Jörg Hube, Professor Jürgen Rose, Alexeij Sagerer, Dr. Elisabeth Schweeger, George Froscher, Jennifer Minetti, Tilman Broszat und Gottfried Hattinger, Brigitte Hobmeier sowie Christian Stückl.
Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:
„,Ich begreife meinen Beruf als etwas, für das ich mich zur Verfügung stelle‘, hat die Schauspielerin Annette Paulmann vor ein paar Jahren in einem Buchbeitrag über die ,Kunst der Bühne‘ geschrieben. Soll nur ja keiner glauben, dass sie deshalb bedingungslos über sich verfügen ließe. Seit über anderthalb Jahrzehnten ist sie mittlerweile Ensemble-Mitglied der Münchner Kammerspiele, hat am Haus bisher drei Intendanten erlebt und mit so unterschiedlichen Regisseuren wie Luk Perceval, Andreas Kriegenburg, Johan Simons oder Nicolas Stemann gearbeitet. Sie hat sich von ihnen ebenso sehr prägen lassen, wie sie deren Arbeiten ihrerseits prägte. Annette Paulmann verfügt über eine unverwechselbare Eigen-Art, einen im doppelten Sinne unverkennbar eigenen Ton. Eigen im Sinne von unnachahmlich, nur ihr zu Gebote stehend. Eigen aber auch im Sinne von speziell und mit Worten nur unzureichend zu beschreiben. Etwas Bodenständiges, Zupackendes, Handfestes zeichnet den Paulmann-Ton aus. Und doch schwingt immer auch etwas Schwirrendes, schwer zu Greifendes, auch Feinnerviges mit. Und bei aller Vertrautheit klingt dieser Ton in veränderten Zusammenhängen immer wieder neu, aufregend anders. Und klingt heraus, auch dann, wenn die überzeugte Ensemble-Spielerin Paulmann nicht die Hauptrollen spielt.
Hinter dieser Kunst zeichnet sich das Bild einer Theaterpersönlichkeit ab, die Offenheit nicht mit Anpassung verwechselt, sondern auch hier das Ei- gene behauptet, ohne es stur durchzusetzen. Durchaus kritisch nach innen, ist Annette Paulmann nach außen solidarisch mit dem Theater, dem sie nun schon so lange eng verbunden ist. Die Münchner Kammerspiele waren im- mer ein Theater großer Schauspielerinnen und Schauspieler. Annette Paul- mann gehört zum Nukleus eines Ensembles, dem das Haus seinen hervor- ragenden Ruf in ganz Theaterdeutschland und darüber hinaus verdankt.
Als Jurorin stellt sie sich seit langem außerdem dem Münchner Theaterfestival ,radikal jung‘ zur Verfügung und leistet so einen Beitrag, kreative Impulse in die Stadt zu holen. Auch dieses Engagement zeugt von ihrer nicht nachlassenden Neugier auf Veränderung.“
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gehörten an: Sophie Becker (SpielArt Festival), Dr. Claudia Blank (Theatermuseum München), Dorte Lena Eilers (Theater der Zeit), Sebastian Huber (Residenztheater), Christoph Leibold (BR / Kultur aktuell), Christian Stückl (Preisträger 2014, Münchner Volkstheater) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Beatrix Burkhardt und Ulrike Grimm (beide CSU-Fraktion), Julia Schönfeld-Knor und Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion) sowie Dr. Florian Roth (Fraktion Die Grünen/Rosa Liste).
Die Verleihung des Theaterpreises findet am 11. Juli im Rahmen einer geschlossenen Festveranstaltung statt. Nähere Informationen im Internet unter www.muenchen.de/kulturfoerderung, Stichwort „Preise“.