Am heutigen 11. Mai wird der Stadtteil Neuperlach 50 Jahre alt. Vor genau einem halben Jahrhundert legte der damalige Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel den Grundstein für den ersten Bauabschnitt und damit für das größte bundesdeutsche Wohnungsbauprojekt. Keine andere größere Wohnungsbaumaßnahme reicht an die Dimension von Neuperlach heran. Zu jener Zeit sprach man von einer Entlastungsstadt, um die Wohnungsnot in München zu mildern – ein Thema, das nach wie vor von höchster Aktualität ist.
Ein besonderes Highlight für den Stadtteil wird daher auch am Tag des Jubiläums begonnen: Auf dem Areal am Hanns-Seidel-Platz in Neuperlach Zentrum findet heute die Grundsteinlegung für die Realisierung des Stadtteilzentrums mit einem markanten Hochpunkt, sozialer Infrastruktur und neuen Grün- und Freiflächen statt. Begonnen wird hier aber ebenfalls mit dem Wohnungsbau; insgesamt sollen zirka 580 Wohnungen entstehen. Die Grundsteinlegung am Hanns-Seidel-Platz ist Auftakt eines Festprogramms, das bis zum Spätherbst läuft.
Ursprünglich gab es sogar Planungen für rund 25.000 Wohnungen und für bis zu 80.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Heute leben zirka 50.000 Personen in dem Stadtteil. Die städtebauliche Gestaltung wurde für die späteren Bauabschnitte abgewandelt, sodass die in den 1980er- und 1990er-Jahren realisierten Teile Neuperlachs südlich der Putzbrunner Straße niedriger gebaut wurden. Die herausragenden Elemente der Quartiersbildung, der Zentrenbildung und Nahversorgung sowie eines eigenen Fuß- und Radwegenetzes und der ausgeprägten Grün- und Erholungsflächenversorgung können heute noch als Vorbild dienen.
Der Wohnungsbau war Anfang der 1990er-Jahre nach einer Bauzeit von rund 25 Jahren weitgehend abgeschlopssen. Heute werden verbliebene Entwicklungsflächen als Nachverdichtungs- und Umstrukturierungspotenziale insbesondere für den Wohnungsbau genutzt, um dem aktuell erneut gegebenen rasanten Wachstum Münchens zu begegnen. Schätzungen zufolge kann die Wohnungsbauzahl im ursprünglichen Umgriff der Entwicklungsmaßnahme, die auch den Stadtteil Perlach umfasst, mittelfristig rund 28.000 Wohneinheiten erreichen.
Die soziale Mischung entsprechend der damaligen Zielgruppen am Wohnungsmarkt wurde in allen Bauabschnitten beibehalten. So wurde ein Anteil von rund 50 Prozent gefördertem Wohnungsbau erreicht. Mit dem Auslaufen der Sozialbindungen in den einzelnen Wohnquartieren sinkt heute jedoch der Anteil unter die 30-Prozent-Marke, die derzeitiger Standard bei allen Münchner Neubauprojekten im Rahmen der Sozialgerechten Bodennutzung sind.
Im Herbst 2016 wurden mit Stadtratsbeschluss über den Beginn von vorbereitenden Untersuchungen zur Festsetzung eines Sanierungsgebietes die Voraussetzungen geschaffen, im Untersuchungsgebiet Neuperlach über mehrere Jahre hinweg Städtebauförderungsmittel in beträchtlicher Höhe einzusetzen. Für das Programmjahr 2017/18 wurden für das Untersuchungsgebiet daher erstmals über 1 Million Euro Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ angemeldet. Das 497 Hektar große Untersu- chungsgebiet umfasst etwa 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Wichtige Themen der Stadtsanierung in Neuperlach werden die Entwicklung einer Perspektive für die in die Jahre gekommenen Großwohnsiedlungen und ihre energetische Sanierung, die Verbesserung der Wohnsituation, die Aktivierung der Freiflächen und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie Antworten auf die teils überdimensionierten Straßenräume und die Aufwertung des Ostparks sein – all dies gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Daneben sind Projekte der Nachverdichtung und Umstrukturierung in Neuperlach im Fokus möglicher zukünftiger Entwicklungen.