Die Bogenhauser Regisseurin und Autorin Julia Benkert zeigt am Freitag, 12. Mai, um 20 Uhr ihren Film „Sanatorium Europa“ im Kunstforum Arabellapark der Münchner Stadtbibliothek und der Münchner Volkshochschule, Rosenkavalierplatz 16. Im Anschluss spricht sie mit Zuzana Jürgens, der Leiterin des europe direct Informationszentrums, über die „Europäische Idee“. Der Eintritt ist frei.
In einer Zeit, in der die europäische Idee so bedroht erscheint wie nie, wirft die Dokumentation einen Blick zurück und zeigt, wie die großen Dichter und Denker auf die erste europäische Krise vor und während des ersten Weltkrieges reagiert haben. Thomas Mann und Hermann Hesse, zwei leidenschaftliche Europäer, spürten das Unbehagen damals wie viele andere auch. Um ihre erschöpften Nerven zu kurieren, flüchteten sie ins Sanatorium. Und zwar an die oberitalienischen Seen. Heute steht das Sanatorium in Riva leer. Eine Ruine. Für die Filmemacherin Julia Benkert ein symbolischer und realer Ort zugleich, um das Unbehagen an der Zeit zu analysieren. „Sanatorium Europa“ handelt doch nicht nur vom Kranksein, sondern auch von Heilung. Fieberhaft suchten die Intellektuellen nach neuen Utopien für Europa. Ernst Bloch, der Philosoph, der sich zum Messias berufen fühlte, beendete hier sein berühmtes Werk „Geist der Utopie“. Hermann Hesse schrieb den „Demian“, darin der Spruch „Sei du selbst“, der zum Mantra eines ganzen Jahrhunderts werden sollte.
Der Film vereint Archivmaterial, Interviews, Literaturzitate und Drehs an den Originalschauplätzen. Die Koproduktion von ARTE/HR von 2017 dauert 52 Minuten. Die Veranstaltung ist Teil des Programms „Drinnen oder Draußen? Zusammenleben in Europa“ des Kulturreferats.
Julia Benkert lebt als freie Autorin und Regisseurin in München. Sie drehte zahlreiche Dokumentationen für ARTE TV, die ARD und Autorenportraits für den Bayerischen Rundfunk. Die Literaturwissenschaftlerin Zuzana Jürgens leitet seit 2014 das europe direct Informationszentrum München und Oberbayern in der Zentralbibliothek im Gasteig.