Bei einer leblos aufgefundenen Person muss schnell eine Reanimation eingeleitet werden. In München ist die Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen der Rettungskräfte sehr günstig. Aber auf die ersten Minuten kommt es nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand an. Laien können helfen, diese Zeitspanne zu überbrücken und lebenswichtige Hilfe leisten. Denn in Deutschland beginnen Notfallzeugen nur selten mit einer Wiederbelebung. Dies soll sich in München ändern: mit der „mobilfunkaktivierten Laienreanimation“. Über eine App werden registrierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer über einen Notfall in ihrer Nähe informiert und so können sie noch vor Eintreffen der Rettungskräfte mit einer Reanimation beginnen. „Im Ernstfall zählen die Minuten. Viele haben aber Hemmungen, zu helfen“, sagt Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs. „Dies wollen wir ändern und lebenswichtige Zeit einsparen. Unabhängig von unserem neuen Projekt gilt, jede und jeder kann unsere Rettungskräfte unterstützen und sollte im Ernstfall Zivilcourage zeigen und beherzt helfen – zum Beispiel gibt es in U-Bahnhöfen Defibrillatoren.“
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Referat für Gesundheit und Umwelt, dem Rettungszweckverband, der Integrierten Leitstelle, den Münchner Rettungsdienstorganisationen, dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst sowie dem Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität, hat das jetzige Münchner Modell zur mobilfunkaktivierten Laienreanimation ausgearbeitet.
In Phase 1 sollen hauptamtlich Beschäftigte von Rettungsdienstorganisationen als ehrenamtliche Ersthelfer vor Ort gewonnen werden. Etwa 300 Personen hatten sich bereit erklärt, sich dafür registrieren zu lassen. In Phase 2 wird dieser Personenkreis um medizinisch ausgebildetes Personal und betriebliche Ersthelferinnen und -helfer erweitert. Im weiteren Verlauf werden tatsächliche Laien mit entsprechender Schulung in das Projekt eingebunden. In der 3. Phase sollen zwei Ehrenamtliche gleichzeitig alarmiert werden. Eine Person wird direkt zum Einsatzort geschickt, die zweite soll den nächstgelegenen Defibrillator zum Einsatzort bringen. Für 2018 und 2019 wird die Landeshauptstadt München jeweils rund 152.000 Euro und ab 2020 jährlich rund 177.000 Euro für das Programm zur Verfügung stellen.
Der Beschluss des Gesundheitsausschusses unterliegt der Zustimmung der Vollversammlung des Münchner Stadtrats.