Der Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen zeichnet alle zwei Jahre Projekte aus, bei denen sich vorwiegend jüngere Menschen in aktiver und Beispiel stiftender Weise für Demokratie, gegen Vergessen und Ausgrenzung engagieren. Der diesjährige Preis in Höhe von 5.000 Euro wird Schülerinnen und Schülern des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar und der Mittelschule Haar für das Projekt „Spurensuche“ verliehen. Das Projekt und die daraus entstandene Theaterperformance „Spurensuche – Was für ein Mensch willst du sein?“ setzt sich höchst verantwortungsvoll mit den lokalen Ereignissen während der NS-Zeit auseinander und stellt aktuelle Bezüge zum Leitbild Inklusion her.
Mit dem undotierten Ehrenpreis wird Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, für sein langjähriges Engagement für die Gleichberechtigung von nationalen Minderheiten ausgezeichnet.
Der Preis wird von der von der Landeshauptstadt München verwalteten Stiftung Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen verliehen. Die Preisverleihung findet am Montag, 22. Mai, im NS-Dokumentationszentrum München vor geladenen Gästen statt. Die Laudationes halten der Kulturreferent der Landeshauptstadt München Dr. Hans-Georg Küppers für das Projekt „Spurensuche“ und Professor Dr. Edgar Wolfrum, Lehrstuhl für Zeitgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg, für Romani Rose.
Ausführliche Jurybegründungen:
„Im Projekt ,Spurensuche‘ haben sich 41 Schülerinnen und Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar und der Mittelschule Haar intensiv mit der NS-Zeit und den von der NS verübten ,Euthanasie‘-Verbrechen und ihren Opfern insbesondere in Haar und München auseinandergesetzt und ein Theaterstück entwickelt. Initiiert und professionell begleitet wurde das Projekt von den Theaterlehrern Farina Simbeck und Thomas Ritter mit Unterstützung der Bürgerstif
tung Haar und der Weiße-Rose-Stiftung München. Mit dem Theaterprojekt bringen die 13- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler Menschen in Erinnerung, die wegen einer psychischen Erkrankung oder körperlichen Behinderung unter dem NS-Regime in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing Haar ermordet wurden. Höchst verant wortlich haben sich
die Schülerinnen und Schüler mit den lokalen Ereignissen auseinanderge- setzt und aktuelle Bezüge zum Leitbild Inklusion hergestellt. Entstanden ist eine dokumentarisch-performative Inszenierung ,Spurensuche – Was für ein Mensch willst du sein?‘, die das Publikum mit einbezieht und zum Handeln und Reflektieren veranlasst.
Das Projekt ,Spurensuche‘ zeichnet sich aus durch seinen partizipativen und kreativen Ansatz, der den gesamten Prozess von der Recherche zum Thema bis zur theatralen Umsetzung umfasst. Nach einjährigen Vorbereitungs- und intensiven Recherchearbeiten hatte die Performance ,Spurensuche – Was für ein Mensch willst du sein‘ am 26. April 2016 in der Aula des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar Premiere. Dass das Projekt weit über den Raum der Schule hinaus Wirkung zeigt, ist unter anderem am großen Zuspruch und an den Anfragen nach weiteren Aufführungen nicht nur in Haar und München, sondern bundesweit erkennbar. Das Projekt wird dem Anliegen des ,Bürgerpreises für Demokratie – gegen Vergessen‘ besonders gerecht, da es zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur beiträgt. Junge Menschen wirken aufklärend und setzen sich aktiv ge gen Diskriminierung und Ausgrenzung in der heutigen Gesellschaft ein. Mit dem Ehrenpreis würdigt die Stiftung ,Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen‘ Romani Rose, der mit seinem langjährigen politischen Engagement für die Gleichberechtigung von nationalen Minder- heiten bis heute einen maßgeblichen Beitrag zur Förderung der liberalen Bürgergesellschaft und Demokratie leistet.
Romani Rose hat sich insbesondere um die Aufklärung über die Menschheitsverbrechen der NS-Zeit und um die internationale Wahrnehmung des Völkermords an den Sinti und Roma verdient gemacht. Die Bürgerrechtsarbeit für Minderheitenrechte, der Kampf gegen Rassismus sowie das Bemühen um Gleichberechtigung, haben besonders auch in München die öffentliche Debatte gegen Diskriminierung von Sinti und Roma gestärkt. Romani Roses entschlossenes Wirken als Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und Leiter des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg gegen die bis heute andauernde Ausgrenzung und Benachteiligung ist ein wichtiger Beitrag zur Verteidigung unserer Demokratie.“
Die Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“ wurde 2010 von der im Dezember 2016 verstorbenen Münchner Ehrenbürgerin und langjährig engagierten Politikerin Professorin Dr. Hildegard Hamm-Brücher ins Leben gerufen. Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz des Kulturreferenten der Landeshauptstadt München.
Alle Informationen unter www.muenchen.de/kulturfoerderung in der Rubrik „Preise”.
(Siehe auch unter Terminhinweise)