Am Donnerstag, 14. Juni, 19 Uhr, öffnet sich im Auditiorium des NS-Dokumentationszentrums München, Max-Mannheimer-Platz 1, der Vorhang für ein besonderes Theaterstück. „Susanna“ ist die wohl letzte und einzige erhaltene Erzählung der deutsch-jüdischen Schriftstellerin und Lyrikerin Gertrud Kolmar, die vermutlich im März 1943 in Auschwitz ermordet wurde. In einem musikalischen „Bewegtbildabend“ wird diese Erzählung auf die Bühne gebracht.
Eine ältere Erzieherin, die während des Nationalsozialismus in Deutschland verfolgt wurde, erzählt von ihrer Erinnerung an ein gemütskrankes Mädchen namens Susanna, das sie in einem ostdeutschen Städtchen betreuen sollte. Die Handlung entwickelt sich in den Gesprächen zwischen Susanna und ihrer Betreuerin. Es treffen zwei Wirklichkeitswahrnehmungen und zwei Sprechweisen aufeinander, die sich in Frage und Antwort verstricken. In den 1920er-Jahren war Gertrud Kolmar selbst als Erzieherin tätig und auch Susannas Einsamkeit und poetische Lebenssuche ist Teil ihrer eigenen Biografie.
Durch die besondere Kunstform des „Bewegtbildtheaters“ treten zwei Frauenfiguren, beide gespielt von Martina Roth, in einen Dialog. Die fantasievolle Lyrik der Autorin wird von Musik begleitet, komponiert und gespielt von Johannes Conen.
Die Kolmar-Biografin Johanna Woltmann-Zeitler hält vor der Theateraufführung eine Einführung zu Gertrud Kolmar und ihrem Werk. Der Eintritt ist frei.