In München soll erstmals ein eigenes Zentrum für lesbische Frauen eingerichtet werden. Das hat der Sozialausschuss des Stadtrats beschlossen. Das Sozialreferat wird in enger Abstimmung und Kooperation mit der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen unter Beteiligung aller relevanten städtischen Referate und Dienststellen sowie dem Verein Lesbentelefon mit der Lesbenberatungsstelle LeTRa ein entsprechendes Konzept entwickeln.
Das Zentrum soll in der Müllerstraße 26 angesiedelt sein und dazu dienen, Lesben in allen Lebenslagen einen diskriminierungsfreien, geschützten Treffpunkt zu bieten, in dem Teilhabe möglich ist. Ein offener Café- und Barbetrieb soll spontane Besuche ermöglichen. Öffnungszeiten vorwiegend nachmittags, abends und an den Wochenenden ermöglichen, dass sich Familien wie Einzelpersonen spontan oder organisiert treffen können. Auch ehrenamtliche Gruppierungen können die Räume nutzen. Fachlich angeleitete und selbstorganisierte Gruppenangebote sollen ebenso stattfinden wie Vorträge und Veranstaltungen, Schulungen und Kurse. Die Möglichkeit einer niedrigschwelligen fachlichen Beratung während der Baröffnungszeiten am Abend wird ebenfalls gewährleistet. Die Trägerschaft für das neue Zentrum wird der Verein Lesbentelefon übernehmen.
Das Thema gleichgeschlechtliche Lebensweisen hat in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur in München stark zugenommen. Dabei werden lesbische Lebensweisen im Durchschnitt weniger dargestellt als schwule. Fälschlicherweise führt dies oft zu der Annahme, es gäbe weniger Lesben als Schwule, oder lesbische Frauen könnten problemloser als Paar in der Öffentlichkeit auftreten und würden daher weniger diskriminiert werden als schwule Männer. In vielen gesellschaftlichen Bereichen erfolgen durch diese falschen Annahmen negative Auswirkungen auf die Lebensrealität lesbischer Frauen, da oft weder die Existenz von Lesben wahrgenommen wird, noch deren Anliegen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Auch im Glockenbachviertel lässt sich dieses Phänomen beobachten. So verfügen schwule Männer über mehr Auswahl an spezifischen Treffpunkten und Ausgehmöglichkeiten. Die Zahl der schwulen Ladenbetreiber überwiegt die der lesbischen Ladenbetreiberinnen im Viertel. Ebenso ist das Sub Zentrum für schwule Männer bekannt, gut sichtbar und vielbesucht, lesbische Frauen hingegen nutzen ehemalige Beratungsräume mit einem angeschlossenen Seminarraum, um sich zu treffen. Die Strukturen des Vereins Lesbentelefon sind weniger gut ausgebaut als die des Vereins Sub, was zu einem Ungleichgewicht in der lesbisch schwulen Community führt. Mit dem neuen Zentrum will die Landeshauptstadt München dem begegnen und die lesbische Bevölkerungsgruppe sichtbar machen.