In Neuaubing soll auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers als Dependance des NS-Dokumentationszentrums München bis 2022 ein lebendiger Erinnerungsort entstehen. Bei seiner Vermittlungsarbeit möchte das NS-Dokumentationszentrum neue Wege gehen und die historische Bedeutung des Ortes mit der gegenwärtigen kulturellen Nutzung verknüpfen. Die Vollversammlung des Münchner Stadtrats hat dem vorgelegten Konzept des NS-Dokumentationszentrums jetzt zugestimmt. Das Areal an der Ehrenbürgstraße 9 ist das einzige weitgehend vollständig erhaltene Zwangsarbeiterlager im süddeutschen Raum. In zwei der acht historischen Baracken sowie in Teilen des Außenbereichs soll dauerhaft an das lange verdrängte Verbrechen der nationalsozialistischen Zwangsarbeit erinnert werden.
Das ehemalige Lagergelände im Münchner Westen zeichnet sich durch eine gewachsene soziokulturelle Vielfalt aus. Es wird heute unter anderem von Künstlerinnen und Künstlern, Handwerkern und zwei pädagogischen Einrichtungen genutzt. Mit ihnen findet während der Entwicklung des Projekts ein reger Austausch statt.
Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers: „Das vorgelegte Konzept verspricht eine zeitgerechte und zukunftsfähige Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem historischen Ort und seiner Geschichte. Ich freue mich, dass Mirjam Zadoff damit auch eine Realisierung des Projekts im Einklang mit den derzeitigen Nutzungen möglich macht.“
Professorin Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums: „In Neuaubing möchten wir neue didaktische Formate anbieten, die zur Entwicklung einer partizipativen und handlungsorientierten Erinnerungskultur beitragen. Neben der Vermittlung von historischem Wissen soll zum Nachdenken angeregt werden, sowohl über die Vergangenheit als auch über gesellschaftspolitische Fragen, wie etwa aktuelle Formen der Ausbeutung.“
Im Außenraum des Geländes und in einer der erhaltenen Baracken soll eine methodisch vielfältige multimediale Ausstellung realisiert werden. Neben der Geschichte des Lagergeländes werden die Geschichte der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in München sowie deren Lebens- und Arbeitsbedingungen umfassend geschildert und zugänglich gemacht. Des Weiteren werden die Profiteure des Ausbeutungssystems dargestellt, bei denen Münchner Unternehmen, staatliche und städtische Verwaltungseinrichtungen involviert waren.
Eine zweite Baracke soll als „Erinnerungswerkstatt“ mit multifunktionaler Ausstattung jungen Erwachsenen die Möglichkeit bieten, zum Beispiel gemeinsam mit Kunstschaffenden ihren eigenen Zugang zur Vergangenheit zu finden.