Am 9. November wird mit der Anbringung von zwei Gedenktafeln am städtischen Gebäude des ehemaligen Unionsbräus in der Einsteinstraße 42 der jüdischen Familie Schülein gedacht.
Josef Schülein erwarb 1885 das Areal an der Einsteinstraße 38-44 und gründete dort die „Unionsbrauerei Schülein & Co.“ 1921 fusionierte die Brauerei mit der Löwenbräu AG und Sohn Dr. Hermann Schülein wurde Vorstandsvorsitzender. Die Familie Schülein engagierte sich vor allem in ihrem Stadtviertel Haidhausen außerordentlich im sozialen und kulturellen Bereich und war für ihre großzügige Wohltätigkeit bekannt. Nach 1933 wurde die Familie Schülein aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus all ihren Funktionen gedrängt. 1943/44 wurde fast das gesamte Areal der Unions- brauerei durch Bomben zerstört. Firmengründer Josef Schülein starb 1938. Dr. Hermann Schülein emigrierte 1939 in die USA. Auch dort als Brauereiunternehmer erfolgreich, unterstützte er den Wiederaufbau Münchens nach 1945. Er starb 1970.
Das stattliche Gebäude der Einsteinstraße 42 im Stil deutscher Renaissance stammt aus dem Jahr 1896 und steht unter Denkmalschutz. Es diente der ehemaligen Unionsbrauerei als Gaststätte sowie als Verwaltungsgebäude. Eine Besonderheit ist der zweigeschossige Keller unter dem Hauptgebäude und die daran anschließenden alten Lagerkeller aus den Jahren 1850 bis 1870. Sie stammen aus den Anfängen des Brauereistandorts der alten „Brauerei zur Schwaige“.
Von Seiten des Kommunalreferates wurde der Künstler Toni Preis mit der Fertigung der Gedenktafeln betraut. Unter Federführung des Stadtarchivs wurde ein Textentwurf erarbeitet. Das Kommunalreferat stimmte diesen und die exakte Situierung der Gedenktafeln mit der GWG München als Hausverwaltung, der AG Gedenktafeln des Kulturreferats sowie dem Bezirksausschuss 5 Au – Haidhausen ab.
Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers: „Die Gedenktafeln sind ein weiterer wichtiger Schritt, um die unter dem NS-Terror verfolgten, ausgegrenzten und ermordeten Münchnerinnen und Münchner wieder zurück in die Erinnerung unserer Stadt zu holen. Der Dank gilt insbesondere dem Bezirksausschuss Au – Haidhausen für die Initiierung der beiden Gedenktafeln.“ „Die jüdische Familie Schülein hat Haidhausen mit ihrer Unionsbrauerei sowie ihrem außerordentlichen Engagement auf besondere Weise geprägt. Sie waren dort stark verwurzelt und gehörten zu der rühmlichen Sorte Unternehmer, die immer auch das Gemeinwohl im Blick hatten. Die Verbundenheit der Familie zu ihrer Heimatstadt überdauerte sogar die furchtbare Zeit des Nationalsozialismus, obwohl sie als jüdische Bürger zur Aufgabe der Brauerei gezwungen wurden und in die USA emigrieren mussten. Es ist mir daher eine besondere Ehre, mit der Anbringung zweier Gedenktafeln an diese Münchner Familie zu erinnern. Die Tafeln mahnen uns, die Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft niemals zu vergessen. Gleichzeitig wird das Gebäude für immer sichtbar mit dem Namen der Familie Schülein verbunden bleiben“, sagt Kommunalreferentin Kristina Frank.
(Siehe auch unter Terminhinweise)