Heute vor 200 Jahren wurde Max von Pettenkofer geboren. Münchens großer Hygieniker machte die Stadt zukunftsfest, zum Beispiel mit einem neuen Kanalisationssystem und einer zentralen Trinkwasserversorgung. Er kämpfte so gegen Cholera und andere Krankheiten.
Seither hat sich viel getan und die Medizin hat sich weiterentwickelt. Das Münchner Gesundheitsreferat fühlt sich dem großen Sohn der Stadt auch heute noch verpflichtet, nicht nur im klassischen Infektionsschutz, in der Hygiene oder der Trinkwasserkontrolle, sondern ganz besonders auch in der Bekämpfung von antibiotikaresistenten Bakterien. Resistente oder gar mulitresistente Erreger, die nicht mehr auf Antibiotika ansprechen, nehmen zu. Bisherige Therapiemöglichkeiten werden damit eingeschränkt beziehungsweise gänzlich unmöglich.
Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) hat diese Entwicklung bereits seit langem im Blickfeld und deswegen im Jahr 2017 ein lokales Antibiotic Stewardship-Netzwerk München gegründet. Antibiotic Stewardship (ABS) bedeutet frei übersetzt „Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika”. Das ABS-Netzwerk München hat sich zum Ziel gesetzt, medizinische Einrichtungen in der Landeshauptstadt, wie Arztpraxen und Kliniken, für den rationalen, also sinnvollen, überlegten und durchdachten Einsatz von Antibiotika zu sensibilisieren und informell miteinander zu vernetzen. Mit dem Netzwerk bietet das RGU Kliniken, Ärztinnen und Ärzten in München seine Unterstützung im Umgang mit Antibiotika an. Es soll ein Forum zum Wissensaustausch sein mit Best-Practice-Beispielen und aktuellsten Informationen.
Beim richtigen Einsatz von Antibiotika kommt es auf die genaue Auswahl, die korrekte Behandlungsdauer und die exakte Dosierung an. Wird eine Behandlung mit Antibiotika zu früh abgesetzt, zum Beispiel vom Patienten, der sich bereits vor Beendigung der Therapie schon besser fühlt, oder wird ein zu breitbandiges Medikament verabreicht, könnte dies zu Resistenzen und Unempfindlichkeiten der Bakterien führen.
Durch eine falsche Anwendung können darüber hinaus auch andere Infektionen ausgelöst werden oder allergische Reaktionen als Nebenwirkung entstehen. Hauptanliegen des lokalen ABS-Netzwerks des RGU ist es deshalb, durch eine konsequent richtige Anwendung Antibiotika-Resistenzen und Unempfindlichkeiten zu reduzieren.
Aktuell zählt das Münchner ABS-Netzwerk über 130 registrierte Mitglieder und kooperiert mit einer Vielzahl klinischer Einrichtungen und Institutionen. Nun soll das Netzwerk schrittweise auf den Bereich der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ausgeweitet werden. Bisher findet es einen erfreulichen Zuspruch und erregt zunehmend überregionales Interesse.
Das ABS-Netzwerk München ist kein zeitlich befristetes Projekt, sondern dauerhaft angelegt, um die medizinischen Einrichtungen in ihren Bemühungen um eine rationale Antibiotikaverordnung und -therapie als Informations-, Austausch- und Kooperationsforum zu unterstützen.
Wichtige Informationen, Projektgruppenergebnisse, Vorträge und Veranstaltungshinweise werden regelmäßig auf den Internetseiten des ABS-Netzwerks unter www.muenchen.de/infektionshygiene veröffentlicht. Anfragen und Anregungen zum ABS-Netzwerk München können per E-Mail an
abs-rgu@muenchen.de gerichtet werden.