Mehr Raum für Kunst: Ende der Mangelverwaltung – kreative Nachverdichtung im Domagkpark?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Marian Offman, Richard Quaas und Dorothea Wiepcke (CSU-Fraktion) vom 22.5.2018
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Zunächst möchte ich mich für die gewährte Fristverlängerung bedanken. Ihrer Anfrage legen Sie folgenden Sachverhalt zugrunde:
„Der Bedarf an kulturellem und kreativem Arbeitsraum in München ist hoch. Ausreichende und bezahlbare Flächen und Gebäude sind sehr schwer zu finden. Die Kreativszene leidet in besonderem Maße unter der Wohnungs- und Raumnot in München. Die speziellen Anforderungen machen die Suche meist langwierig und manchmal sogar aussichtslos. Die dadurch verursachten Abwanderungstendenzen in andere, günstigere Großstädte sind spürbar. Dies wurde jüngst angesichts des Vergabeverfahrens für die Domagkateliers deutlich. Die Zahl der Bewerbungen überstieg die Anzahl der Ateliers um ein Vielfaches. Die Landeshauptstadt München muss daher kreative Wege gehen, um der bloßen Mangelverwaltung eine Ausweitung des Angebots für Kulturschaffende entgegenzusetzen.“
Ihre Anfrage vom 22.5.2018 beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Wurde schon einmal geprüft, ob auf dem Gelände des Städtischen Atelierhauses im Domagkpark die Möglichkeit einer Nachverdichtung besteht?
Antwort:
Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes mit Grünordnung Nr. 1943b wurde der Umfang von Raum für die Künstlerinnen und Künstler umfassend diskutiert. Festgesetzt wurde eine Lösung, die im Wesentlichen den Bestand im ehemaligen Gebäude 50 langfristig sichert und als Sondergebiet Kunsthof ausweist. Der damals auch diskutierte mögliche Erhalt des ehemaligen Gebäude 49 für Künstlerateliers hat sich aufgrund von technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als nicht realisierbar erwiesen. Eine darüber hinausgehende Nachverdichtung im Bereich des Kunsthofes wurde von Seiten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung bisher nicht geprüft. Die Ergebnisse der aktuellen Prüfung zu den vertraglichen und planungsrechtlichen Auswirkungen und Rahmenbedingungen einer Nachverdichtung wurden bereits zugeleitet.
Frage 2:
Falls ja, welche Flächen wären für eine Nachverdichtung geeignet?
Antwort:
Aus Sicht des Referates für Stadtplanung und Bauordnung wäre der Innenhof des Atelierhauses für eine Prüfung zur Nachverdichtung mit Atelier- und Hausmeisterräumen geeignet. Im Zuge der Aufarbeitung der CSU-Anfrage und des BA-Antrags-Nr. 14-20/B 05010 des Bezirksausschusses des Stadtbezirkes 12 – Schwabing-Freimann vom 19.6.2018 „Schluss mit der Mangelverwaltung! Mehr Ateliers für das städtische Atelierhaus am Domagkpark durch mutige Nachverdichtung“ wurde eine Machbarkeitsstudie zur Nutzung des Innenhofs in Auftrag gegeben, deren Ergebnis dem Stadtrat voraussichtlich im 1. Halbjahr 2019 zusammen mit dem Atelierbericht 2017/2018 vorgelegt werden kann. Erst dann können konkrete Bebauungsvorschläge erarbeitet werden, damit die Genehmigungsfähigkeit geprüft werden kann. Außerdem sind alle Neubaumaßnahmen im Quartier Domagkpark auch einem Gestaltungsbeirat vorzustellen. Das Kulturreferat würde das Verfahren federführend begleiten, wenn dieses vom Stadtrat beschlossen wird.
Frage 3:
Wie könnte eine mögliche Nachverdichtung aussehen? Könnten feste Bauwerke als Ergänzung zu den bestehenden Gebäuden errichtet werden?
Antwort:
Siehe Frage 1 und 2.
Frage 4:
Falls ja, wie teuer wären die Baukosten hierfür pro Quadratmeter Atelierfläche?
Antwort:
Bevor die Baukosten ermittelt werden können, ist zunächst eine Vorplanung zu erarbeiten. Laut Baureferat kann zum momentanen Planungsstand nur von einer sehr groben Kostengrößenordnung von 3.600 Euro bis 4.300 Euro brutto/qm BGF für einen Neubau in Massivbauweise ausgegangen werden.
Frage 5:
Falls nein, wäre es möglich, Raum durch die Nutzung von Containern oder Gebäuden mit tiny ateliers in Holzbauweise zu schaffen? Wie teuer wären die Baukosten hierfür pro Quadratmeter Atelierfläche?
Antwort:
Im Rahmen der oben genannten Machbarkeitsstudie kann die konkrete bauliche Realisierbarkeit auf dem Gelände mit dem damit verbundenen Genehmigungsverfahren geprüft werden. Das Baureferat hat aufgrund der aktuellen Marktsituation (hohe Nachfrage) die Kosten für Container-/ Holzmodulbauten auf eine Kostengrößenordnung von 4.900 Euro bis 5.600 Euro brutto/qm BGF taxiert.
Aufgrund der hohen Planungsunschärfe zum jetzigen Zeitpunkt weist das Baureferat ausdrücklich darauf hin, dass die genannten Kosten in Frage 4 + 5 lediglich als grobe Kostengrößenordnung inklusive einer Risikoreserve von 25% zu verstehen sind.
Frage 6:
Steht man seitens des Kulturreferats in Kontakt mit anderen Städten, in denen in der letzten Zeit mittels Containern etc. (mehr) Platz für Bildende Künstler geschaffen wurde, so wie z. B. im Basislager in Zürich, in der Container City in Stuttgart, in den ateliers d’artistes in Lyon?
Antwort:
Die oben genannten Beispiele sind bekannt. Die stark begrenzte Fläche im Umgriff des städtischen Atelierhauses am Domagkpark lässt allerdings eine „Container City“ im obigen Sinne nicht zu. Vielmehr sollte behutsam auf die Belange auch der Bewohner des neu entstandenen Wohnareals eingegangen werden. Im Gewerbegebiet an der Adi-Maislinger-Straße konnte die Stadt München die Planung des Pilotprojekts von zehn Musikproberäumen aus Raumzellen in Holzsystembauweise beginnen.
Frage 7:
Gibt es andere Beispiele der kreativen Nachverdichtung mit Ateliers in anderen Städten und wären diese Beispiele auf das städtische Atelierhaus am Domagkpark in München übertragbar?
Antwort:
In Amsterdam ist auf dem Gelände einer ehemaligen Schiffsfabrik ein Kreativ-Viertel entstanden, auf dem auch Container stehen. In Hamburg agieren verstärkt eigeninitiativ organisierte, genossenschaftlich geführte Projekte, die auf vorhandene Bausubstanz, wie z. B. das Gängeviertel, setzen. In Stuttgart ist es der Kunstverein Wagenhalle e. V., der in Eigenleistung mit den Künstlerinnen und Künstlern den Ausbau der Container-Ateliers finanziell umgesetzt hat. In Zürich wird das zitierte Containerquartier auf einer ehemaligen Mülldeponie von der Swiss Life (Versicherung) privatbetrieben. Sicherlich alles berechtigte Modelle, die für selbstverwalteten Atelierraum in immer enger werdenden Großstädten stehen, aber keine eins zu eins übertragbare Lösung für die stark begrenzte Fläche des Umgriffs der Funkkaserne bzw. des Atelierhauses am Domagkpark zulassen. Das Kulturreferat kooperiert mit dem Kommunalreferat und mit Wohnbaugenossenschaften, um neue Flächen bzw. Gebäude zur Zwischennutzung und als bezahlbaren Atelierraum aufzutun, aber auch mit dem Kompetenzteam für Kultur- und Kreativwirtschaft, um die Künstlerschaft in ihrer Eigeninitiative bei dem Finden neuer Räume und Flächen zu stärken.