Im September 2016 starb der Holocaust-Überlebende und Zeitzeuge Max Mannheimer. In Erinnerung an ihn wird der Platz vor dem NS-Dokumentationszentrum künftig seinen Namen tragen. Aus diesem Anlass findet am Dienstag, 6. Februar, um 11.30 Uhr an der bisherigen Brienner Straße 34 (ab sofort: Max-Mannheimer-Platz 1) ein Festakt für geladene Gäste statt. Neben Oberbürgermeister Dieter Reiter werden Max Mannheimers Sohn Ernst sowie Schwester Elija Boßler vom Karmel Heilig Blut Dachau, eine langjährige Wegbegleiterin Mannheimers, sprechen. Am 6. Februar wäre Max Mannheimer 98 Jahre alt geworden. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er in der NS-Zeit aus seiner mährischen Heimat in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Seine Eltern, seine Frau und drei seiner Geschwister wurden in Auschwitz ermordet. Zusammen mit seinem Bruder Edgar wurde Mannheimer zur Zwangsarbeit in die Dachauer KZ-Außenlager München-Allach und Mühldorf verschleppt. Ausgehungert und schwer krank überlebten die Brüder die Haft nur knapp. Nach Kriegsende lernte er in seiner mährischen Heimatstadt seine zweite Ehefrau, eine deutsche Widerstandskämpferin, kennen. Gemeinsam zogen sie nach München, hier arbeitete er als Kaufmann und engagierte sich in der jüdischen Gemeinde und in der Sozialdemokratischen Partei. Mannheimer setzte sich für viele wohltätige Organisationen ein und schuf unter dem Pseudonym „ben jakov“ ein beachtliches malerisches Werk. Seit den 1980er Jahren machte er sich den Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus zur Lebensaufgabe. Als Zeitzeuge berichtete er über seine Erfahrungen als Holocaust-Überlebender, dabei suchte er die persönliche Begegnung und den offenen Dialog vor allem auch mit jungen Menschen.
„Max Mannheimer war ein unermüdlicher Mahner, der gerade junge Menschen mit seinen ganz persönlichen Erinnerungen und seiner versöhnlichen und immer auch humorvollen Art angesprochen hat“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Ich kann mir keinen besseren Platz für die Benennung nach Max Mannheimer vorstellen. Mit der Benennung des Platzes vor dem NS-Dokumentationszentrum möchten wir Max Mannheimer ein würdiges und dauerhaftes Andenken in unserer Stadt geben“, sagt OB Reiter, auf dessen Initiative hin die Benennung im Oktober 2016 vom Stadtrat beschlossen worden ist. „Der neue Platz ist eine Verbeugung vor seiner Person und seinem einzigartigen gesellschaftlichen Engagement.“ Als Gründungsmitglied des Kuratoriums für das NS-Dokumentationszentrum trug Mannheimer maßgeblich zur Verwirklichung des Lern- und Erinnerungsorts bei. Gründungsdirektor Winfried Nerdinger erinnert sich: „‚Beeilt euch, damit ich die Eröffnung noch erlebe‘, spornte er uns während der Entstehungsphase immer wieder freundlich aber bestimmt an. Wir haben alles dafür getan, damit das Haus in seinem Beisein 2015 planmäßig eröffnet werden konnte. Max Mannheimers Einsatz für Aufklärung und Versöhnung bleibt auch über seinen Tod hinaus vorbildhaft für unsere Erinnerungsarbeit.“
Am Straßenschild des neuen Max-Mannheimer-Platzes wird ein knapper Zusatz über Mannheimers Biografie informieren: „Max Mannheimer (6. Februar 1920 – 23. September 2016), Kaufmann, Künstler, Holocaust-Überlebender, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees, Mitinitiator des NS-Dokumentationszentrums“.
Unter dem Titel „‚Ich konnte nie hassen‘ – Erinnerung an Max Mannheimer“ findet am 6. Februar um 19 Uhr im Auditorium des NS-Dokumentati- onszentrums ein Abend mit Lesungen, Vorträgen, Filmbeiträgen und einem Podiumsgespräch statt. Mitwirkende sind unter anderem Abba Naor, Holocaust-Überlebender und Vizepräsident im Internationalen Dachau-Komitee, Judith Faessler, Enkelin von Max Mannheimer, und Dr. h.c. Barbara Distel, die ehemalige Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau. Nähere Informationen sind unter www.ns-dokuzentrum-muenchen.de zu finden. Achtung Redaktionen: Bitte ab sofort ist nur noch die neue Adresse des NS-Dokumentationszentrums München, Max-Mannheimer-Platz 1 (bisher Brienner Straße 34), verwenden.
(Siehe auch unter Terminhinweise)