Zwischen der Paul-Gerhardt-Allee, der Bärmannstraße und den Bahnlinien München – Ingolstadt und München – Augsburg in Pasing – Obermenzing befindet sich ein umfangreiches Neubaugebiet. Neben der Berdux-, und Peter-Anders-Straße erfolgt die Verkehrsanbindung des Areals durch sechs weitere Verkehrsflächen, die jetzt durch einen Beschlus des Kommunalausschusses alle ihre Namen erhalten haben.
-Die Sackstraße, die von der Peter-Anders-Straße zunächst nach Nordosten, dann nach Nordwesten verläuft, heißt ab sofort Rhea-Lüst-Straße. Die Astronomin (1921 - 1993) machte sich vor allem mit ihrer Arbeit am Max-Planck-Institut für Astrophysik zuerst in Göttingen und später dann in München (Garching) einen Namen. In ihrer Zeit dort erarbeitete sie wichtige Forschungsergebnisse unter anderem zur Vorhersage des „solaren Windes“ aus der Analyse des Verhaltens von Kometenschweifen und war von 1970 bis 1973 auch Präsidentin der International Astronomical Union.
-Die bislang namenlose Straße, die von der Paul-Gerhardt-Allee nach Osten, dann nach Nordosten bis zum Angela-Molitoris-Platz und hier im rechten Winkel abknickend nach Nordwesten bis zur Berduxstraße verläuft, trägt ab sofort den Namen Hermine-von-Parish-Straße. Hermine von Parish (1907 – 1998) gründete in den Dreißigerjahren zusammen mit ihrer Mutter eine Kostümpuppenmanufaktur in ihrer Nymphenburger Villa, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg eine staatlich anerkannte private Kunstschule entstand. Sie sammelte Bücher, Zeitschriften, Kataloge, Original-Grafiken und jegliches Bildmaterial zum Thema Kostümgeschichte. So entstand in der Villa mit zirka 40.000 Büchern aus fünf Jahrhunderten, zirka 40.000 Grafiken und zahllosen Fotografien eine weltweit einzigartige Sammlung, die Parish-Kostümbibliothek. Dieses Lebenswerk vermachte sie 1970 ihrer Heimatstadt München und wurde dafür 1980 mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold ausgezeichnet.
-Der Platz am östlichen Ende der Hermine-von-Parish-Straße, an deren Einmündung in die Berduxstraße, heißt jetzt Angela-Molitoris-Platz. Angela Molitoris (1912 – 2002) studierte Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität in München, an welcher sie auch das Kanzleramt innehatte. Sie gilt als Wegbereiterin des Campus Garching und war ein aktives Mitglied des Zonta Clubs, der das Anliegen verfolgt, die Stellung der Frauen in Beruf und Gesellschaft zu verbessern. Geehrt wurde Angela Molitoris mit der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens und mit der Ernennung zur Ehrensenatorin der TU München.
-Vom Angela-von-den-Driesch-Weg nach Norden zur Hermine-von-Parish-Straße erstreckt sich eine Verkehrsfläche, die ab sofort den Namen Erna-Eckstein-Straße trägt. Erna Eckstein (1890 – 1949) war Lehrerin und unterrichtete von 1927 bis zu ihrem Tod an der Grotheschule in Pasing. In ihrer Zeit dort hat sie viele Schülerinnen positiv geprägt und während der NS-Zeit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Gegnerschaft zur verordneten Indoktrination gezeigt.
-Bislang noch unbenannt war auch die Verbindungstraße von der Erna-Eckstein-Straße nach Westen bis zur Baumbachstraße. Sie heißt ab sofort Franz-Langinger-Straße. Franz Langinger (1885 – 1960) war von 1928 bis 1933 Pasinger Stadtrat und wurde aufgrund seiner politischen Gesinnung während der NS-Zeit seines Amtes enthoben und im KZ Dachau inhaftiert. Nach Kriegsende engagierte sich Franz Langinger wieder politisch in der Gewerkschaftsbewegung und in der Arbeiterwohlfahrt und war ab 1945 Leiter des Wohnungsamtes in München.
-Von der Baumbachstraße nach Osten zur Erna-Eckstein-Straße, von dort nach Nordosten Richtung Bahnlinie München – Ingolstadt, dann nach Nordwesten, parallel zur Bahnlinie München – Ingolstadt, bis zur Bärmannstraße – dies ist der Verlauf des Fuß- und Radweges mit dem neuen Namen Angela-von-den-Driesch-Weg. Angela von den Driesch (1934 – 2012) machte sich als Archäozoologin einen Namen. 1972 habilitierte sie im Bereich Tiermedizin an der Universität München und arbeitete als Professorin für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin. Von 1993 bis 2000 war sie Vorstand des „Instituts für Paläoanatomie und Geschichte der Tiermedizin“. Als international anerkannte Fachfrau auf dem Gebiet der Archäozoologie und als Mitglied des „Deutschen Archäologischen Instituts“ begleitete sie archäologische Grabungen auf der iberischen Halbinsel, im Alpenraum, in Anatolien, Ägypten und Tunesien.
„Die Geschichten hinter diesen Namen zeigen, wie vielseitig, abwechslungsreich und willensstark München schon immer war und auch heute noch ist. Jeder dieser sechs Menschen stand mit vollem Engagement und dem Willen, das Richtige zu tun, für seine Sache ein. Sie haben sowohl für München als auch über die Stadtgrenzen hinaus Positives bewirkt. Darum freut es mich, dass die Stadt diese sechs Persönlichkeiten mit den neuen Straßenbenennungen ehrt“, erklärt Kommunalreferent Axel Markwardt.