Die hohen städtischen Standards und der niedrige Preis – Inwieweit ist die Verpflegung der Bildungseinrichtungen zu den aktuellen Rahmenbedingungen seitens der Cateringunternehmen möglich?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Jutta Koller, Sabine Krieger und Oswald Utz (Fraktion Die Grünen – rosa liste) vom 30.5.2018
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Auf Ihre Anfrage vom 30.05.2018 nehme ich Bezug.
In Ihrer Anfrage haben Sie folgenden Sachverhalt vorausgeschickt:
„Nach dem Bekanntwerden der Kündigung des Caterers Bio-Kontor 7 kam (wieder einmal) die Diskussion über die Rahmenbedingungen der Verpflegung der städtischen Einrichtungen auf.
In den Jahren 2011-2013 gab es viele intensive Debatten über Standards, über Verpflegungsverfahren, über den Preis und mögliche Ausschreibungen. Durch die Beschlüsse „Schule/Kita isst gut“ wurden viele neue Grundlagen geschaffen, welche bis heute Bestand haben. So wurde der Anteil der biologischen Lebensmittel erhöht, es gibt verbindliche Richtlinien zu Fisch- und Fleischherkunft, es wurden Anteile für Frischkost definiert und Vorgaben im Bereich Regionalität gemacht. Schlussendlich entstand ein Katalog mit hohen Anforderungen, welche für eine gute Qualität der gelieferten Produkte steht und welcher auch weiterhin ausgebaut werden sollte, um die Standards noch weiter anzuheben.
In der damaligen Diskussion kam auch immer wieder die Frage auf, ob Caterer all diese Bedingungen zu einem Preis von ca. 4 € pro Mahlzeit erfüllen könnten. Vor allem über der Debatte, ob kleinere, regional tätige Anbieter dies leisten könnten, schwebte immer ein Fragezeichen.
Zu Beginn konnten auch kleinere, in der Region tätige Anbieter gewonnen werden, welche sich jedoch bereits wieder aus dem Rennen verabschiedet haben. Häufig war zu hören, dass es zu diesem niedrigen Preis nur sehr schwer möglich sei die städtischen Standards zu erfüllen, wenn man nur ein kleineres Cateringunternehmen führt. Nur die großen Anbieter könnten aufgrund der umgesetzten Mengen wirtschaftlich zu diesen Bedingungen arbeiten. Tatsächlich haben in einigen Bereichen nur noch Großunternehmen die Essensversorgung der Einrichtungen übernommen.“
Zu den von Ihnen gestellten Fragen möchte ich nun Stellung nehmen.
Frage 1:
Welche Caterer haben in den einzelnen Verpflegungsarten Aufträge in den letzten 10 Jahren bekommen (Aufschlüsselung nach Großcaterer – Klein- caterer/regional – nicht regional) und wie viele dieser Aufträge wurden bis zum Ende der Vertragslaufzeit bedient?
Antwort:
Seit der ersten Ausschreibung für Cook and Chill und Cook and Freeze im Jahr 2013 haben folgende Anbieter einen Zuschlag erhalten:
Cook and Freeze
- Apetito AG ist ein Großanbieter (überregional) aus D-48432 Rheine. Die Aufträge wurden seit der Erstausschreibung immer erfüllt. Der Anbieter hat seitdem in jeder Ausschreibung mindestens einen Auftrag erhalten.
- GMS Gourmet GmbH ist ein Großanbieter (überregional) aus AUT-1230 Wien. Die Aufträge wurden seit der Erstausschreibung immer erfüllt. Der Anbieter hat seitdem in jeder Ausschreibung mindestens einen Auftrag erhalten.
- Hofmann Menü-Manufaktur GmbH ist ein Großanbieter (überregional) aus D-97944 Boxberg-Schweigern. Die Aufträge wurden seit der Erstausschreibung immer erfüllt. Der Anbieter hat bis zur Ausschreibung 2015 - 2017 mindestens einen Auftrag erhalten. In der aktuellen Ausschreibung hat er keinen Zuschlag erhalten.
- Lunemann‘s leckerer Lieferservice GmbH ist ein regionaler Zwischenhändler aus D-85551 Kirchheim. Er hat erstmals in der Ausschreibung 2017 - 2019 einen Auftrag erhalten.
Cook and Chill:
- Bio-Kontor 7 GmbH & Co. KG ist ein mittelgroßer regionaler Anbieter aus D-83043 Bad Aibling. Er hat bei der Ausschreibung 2015 - 2017 erstmalig einen Auftrag erhalten, den er erfüllt hat. Der Auftrag aus der Ausschreibung 2017 - 2019 wurde gekündigt.
- Kindermenü König AG ist ein mittelgroßer regionaler Anbieter aus D-80993 München. Die Aufträge wurden seit der Erstausschreibung immer erfüllt. Der Anbieter hat bis zur Ausschreibung 2015 - 2017 mindestens einen Auftrag erhalten. Für die Ausschreibung 2017 - 2019 und die Interimsvergabe 2018 hat er kein Angebot abgegeben.
- Konradhof Catering Oberbayerische Fleisch & Wurst GmbH ist ein mittelgroßer regionaler Anbieter aus D-82194 Gröbenzell. Er hat bei der Ausschreibung 2017 - 2019 erstmalig einen Auftrag erhalten. Er hat den Zuschlag für die Interimsvergabe 2018 erhalten.
- Wagner‘s Feinkost & Catering ist ein kleiner regionaler Anbieter aus D-85229 Markt Indersdorf/Niederroth. Er hat bei Ausschreibung 2015 - 2017 erstmalig einen Auftrag erhalten und hat vor Beendigung der Laufzeit gekündigt. Er hat an keinen weiteren Ausschreibungen teilgenommen.
Frage 2:
Ist die Stadtverwaltung der Meinung, dass es möglich ist, die geforderten Bedingungen zu dem gezahlten Preis zu erfüllen und gleichzeitig ein abwechslungsreiches Angebot zu gewährleisten?
Antwort:
Beim Verpflegungssystem Cook and Freeze können die geforderten Leistungen bei den gezahlten Preisen eingehalten werden.
Beim Cook and Chill Verpflegungssystem können die geforderten Leistungen nur in zwei von vier Losen eingehalten werden.
Frage 3:
Wenn Frage 2 bejaht wurde: Gilt dies auch für kleine, ausschließlich regional tätige Caterer?
Antwort:
Es gibt leider auf dem regionalen Markt keine bekannten Cook and Freeze Anbieter. Lediglich ein regionaler Zwischenhändler hat sich in der letzten Ausschreibung beworben und ein Los zugeteilt bekommen.
Der aktuelle Cook and Chill Anbieter ist ein regional tätiger Anbieter.
Frage 4:
Wenn Frage 2 verneint wurde, welcher Preis wäre realistisch um die Vorstellungen der Stadt an die Verpflegungsleistungen komplett zu gewährleisten?
Antwort:
Nach Rücksprache mit Hauswirtschaftlichen Betriebsleitungen der Schulstandorte mit einer Mitversorgung der Ganztagsschülerinnen und -schüler kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Das Mittagessen von Konradhof Catering Oberbayerische Fleisch & Wurst GmbH (aktueller Vertragspartner) mit dem Anteil an Frischkost kostet je nach Los 3,26 - 4,93 Euro zuzüglich der Kosten für den Abrechnungsdienstleister.
Hintergrund zu diesen unterschiedlichen Preisen ist die Anzahl der Essensteilnehmer in den jeweiligen Losen. Die Interimsvergabe an Konradhof hatte einen deutlichen Preisanstieg (ca. 60%) zur Folge.
Die genannten Preise sind Mischkalkulationspreise, die sich aus dem Anteil Cook and Chill und Eigenzubereitung, Getränk und Mittagessen zusammensetzen.
Frage 5:
Kann zum aktuellen Preis eine Verpflegung in Bio-Qualität mit einem vielfältigen Angebot an Gerichten erfolgen?
Antwort:
Eine Grundvoraussetzung für eine Auftragserteilung ist ein 50%-iger Bioanteil der Speisen über alle Warengruppen (im Cook and Chill wie auch im Cook and Freeze).
Ein 100%-iger Bioanteil der Speisen ist zum aktuellen Preis (Gebühr) für keines der beiden Verpflegungssysteme möglich. Ein vielfältiges Angebot mit 50% Bioanteil ist bis auf zwei Lose bei Cook and Chill umsetzbar.
Frage 6:
Kann sich die Stadtverwaltung vorstellen, die Verpflegung in den eigenen Einrichtungen zu subventionieren und dadurch einen günstigeren Preis zu gewährleisten?
Antwort:
Die aktuelle Gebühr für das Mittagessen an den städtischen Einrichtungen beträgt 3,95 Euro. Diese Gebühr deckt bei Cook and Freeze sowohl die aktuellen Anschaffungskosten als auch die Durchschnittskosten der geforderten Eigenzubereitung von 30% und die Getränkekosten zum Mittagessen.Im Cook and Chill Bereich deckt die Gebühr nur bei zwei von vier Losen sowohl die Anschaffungskosten als auch die Kosten für die Eigenzubereitung und die Getränke.
Die Mehrkosten für das 3. und 4. Los werden aus dem Etat mitgetragen.
Frage 7:
Wie will die Stadt gewährleisten, dass sich in Zukunft nicht immer nur Großunternehmen, sondern auch weiterhin kleine, regionale Betriebe auf die Ausschreibungen im Verpflegungsbereich bewerben?
Antwort:
Für die nächste Ausschreibung im Cook and Chill sind kleinere Lose geplant.
Frage 8:
Wäre es möglich die Ausschreibungen auf (noch) mehr kleinere Lose zu verteilen, so dass auch kleinere Unternehmen die Möglichkeit hätten sich (weiterhin) zu bewerben?
Antwort:
Auf Grund der Anzahl der möglichen Anbieter auf dem Markt und der Vielzahl der Einrichtungen (zirka 400) würde eine Verkleinerung der Lose im Cook and Freeze keine Besserung bringen.
Im Cook and Chill Bereich wird durch die Verkleinerung der Lose auch kleineren Unternehmen die Möglichkeit gegeben, sich zu bewerben.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.