Oberbürgermeister Dieter Reiter hat mit einem Schreiben der Witwe des Fotografen Stefan Moses kondoliert: „Die Nachricht vom Tode Ihres Mannes erfüllt mich mit großer Trauer und ich möchte Ihnen persönlich und im Namen des Münchner Stadtrates mein tief empfundenes Beileid aussprechen.
Mit Stefan Moses verliert die Kunstmetropole München einen großen Fotografen, der über mehr als sechs Jahrzehnte einen einzigartigen Bilderkosmos der Menschen in Deutschland geschaffen hat. Einen Chronisten mit der Kamera, der unsere Gesellschaft ins Objektiv nahm und psychologisch präzise Portraits von Schauspielerinnen und Schauspielern, von Schriftstellerinnen, von Philosophen und Politikern schuf, die in die Kunstgeschichte Einzug gehalten haben.
Stefan Moses war ein genauer Beobachter, ein Intellektuellen- und Künstlerversteher, den der Respekt vor der Würde des Menschen auszeichnete. Die von ihm unvergleichlich Portraitierten, vom einfachen Arbeiter oder Kleinbürger über die politischen Repräsentanten unseres Landes bis hin zu den Künstlern und Intellektuellen, konnten allemal dem Blick des kultur- und geisteswissenschaftlich versierten Nachfolgers der Legende August Sander vertrauen. Seine Bildfolgen machten ihn, der lange der Schwarz-Weiß-Fotografie treu blieb, zu einem erzählenden Autor. Seine umfangreichen Projekte wie „Die großen Alten“, „Deutsche Vita“ oder „Künstler machen Masken“ oder zuletzt die im Literaturhaus präsentierte Ausstellung „Blumenkinder“, mit der er der deutschen Love and Peace-Zeit ein Denkmal setzte, unterstreichen dies nachdrücklich. Die Fülle seines Werks ist gewaltig und in ihrer Vielfalt überraschend vielschichtig. Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz oder der Lovis-Corinth-Preis unterstreichen die herausragende Bedeutung des Mitglieds der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seine Wahlheimat München, der er über Jahrzehnte eng verbunden war, hat sein künstlerisches Schaffen 1991 mit dem kulturellen Ehrenpreis gewürdigt, und das Münchner Stadtmuseum, das ihm 2002 eine große Werkschau gewidmet hatte, kann sich glücklich schätzen, sein Archiv erworben zu haben. Sein eindrucksvolles fotografisches Werk bleibt uns erhalten, doch er wird eine große Lücke hinterlassen.
Es mag Ihnen ein kleiner Trost sein, dass die Landeshauptstadt München ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren wird. Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich für die kommenden Tage und Wochen viel Kraft, um den schmerzlichen Verlust bewältigen zu können.“