Auch wir sind Faust! Im Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, steht vom 16. März bis 11. April „Faust im Film“ mit insgesamt 19 Programmen im Zentrum, darunter zwei Uraufführungen: Zur Eröffnung am Freitag, 16. März, um 18.30 Uhr der Stummfilmklassiker „Faust. Eine deutsche Volkssage“ von F.W. Murnau erstmals mit den gereimten Zwischentiteln von Gerhart Hauptmann und am Sonntag, 25. März, um 17 Uhr die Welturaufführung von Werner Fritschs eigenwilligem Roadmovie „Faust Sonnengesang 3“. Die Filmreihe versammelt wenige Klassiker und zahlreiche Neuentdeckungen, die oft erst auf den zweiten Blick mit dem faustischen Thema der Gottes- und Wahrheitssuche und einem Teufelspakt zu tun haben.
Neben bekannten Klassikern wie dem Renommé-Projekt der Ufa, „Faust. Eine deutsche Volkssage“ (1926) von F.W. Murnau – hier erstmals mit den von Gerhart Hauptmann verfassten Zwischentiteln, gegen die der Drehbuchautor Hans Kyser heftig protestierte, im Filmmuseum am Flügel begleitet von Richard Siedhoff – zeigt das Filmmuseum z.B. eine Entdeckung aus Estland, den schwarzweißen Science-Ficiton-Mysterienfilm „November“ (2016) von Rainer Sarnet, der in einem baltischen Dorf im 19. Jahrhundert angesiedelt ist und eine tragische Liebesgeschichte erzählt. Ein surrealer Trip mit beseelten Gerätschaften, den „Kratts“, die ein gefährliches Eigenleben entwickeln.
Der amerikanische Spielfilm „The Devil and Daniel Webster“ (1941) von William Dieterle steht auch heute noch mit zunehmender Brisanz für die Themen der Jetztzeit: Wie wird man zum skrupellosen Geschäftsmann? Ein armer Jungfarmer erliegt den Versuchungen von Geld, Wohlstand und Erfolg, die ihm ein zigarrerauchender Business-Mephisto versprochen hat. Erst als auch die Seele seines Sohnes auf dem Spiel steht, kommt Daniel zur Besinnung.
„Alias Nick Beal“ (1949) von John Farrow ist ein ungewöhnlicher, metaphysischer film noir, in dem Ray Milland den diabolischen Verführer als eleganten Gentleman mit Anzug und Hut spielt. Er verhilft einem Politiker zum Erfolg im Kampf gegen Korruption, der dafür aber einen hohen Preis für seinen Ehrgeiz bezahlen muss. Der herausragende, aber lange verkannte Film wurde erst kürzlich auf Festivals wiederentdeckt.
„Bedazzled“ (1967) von Stanley Donen, „Faust“ (2012) von Aleksandr Sokurov, „Angel Heart“ (1987) von Alan Parker, „Il maestro e Margeherita“ (1972) von Alesksandar Petrovic sind nur einige der weiteren Titel in der Filmreihe. Selbstverständlich ist auch der klassischste aller Faust-Filme, „Faust“ (1960) von Peter Gorski nach der Theaterinszenierung von Gustaf Gründgens, im Programm (4. April, um 18.30 Uhr) sowie „Mephisto“, die in die NS-Zeit verlagerte Variante von István Szabó, mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle, die sich wiederum auf Gründgens bezieht. István Szabó ist am Donnerstag, 5. April, um 19 Uhr im Filmmuseum zu Gast. Alle Titel und Termine befinden sich im Programmheft oder unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro. Aufschlag bei Live-Musik und Überlänge. Telefonische Kartenreservierungen sind unter 2 33-9 64 50 möglich.