Am gestrigen Mittwoch, dem internationalen Tag gegen Rassismus, haben die Städte München und Nürnberg im NS-Dokumentationszentrum München zum vierten Mal den „Mosaik Jugendpreis – Mit Vielfalt gegen Rassismus“ verliehen. Die Jury entschied, das Preisgeld von 9.000 Euro auf vier Preisträgerinnen und -träger aufzuteilen. Die Preise wurden von Stadträtin Verena Dietl (SPD-Fraktion) in Vertretung des Münchner Oberbürgermeisters und Stadträtin Dr. Anja Prölß-Kammerer, Vorsitzende der Nürnberger SPD-Fraktion, in Vertretung des Nürnberger Oberbürgermeisters gemeinsam übergeben.
Da es für die Preisverleihung im vergangenen Jahr keine Bewerbung aus München gegeben hatte, waren die Preise ausschließlich an Preisträgerinnen aus Nürnberg gegangen. 2018 kommen drei der vier Preisträgerinnen aus München.
Mit dem ersten Preis wurde das Projekt „sommer.dok“ aus München ausgezeichnet. „sommer.dok“ ist ein offenes Angebot der historischen und politischen Bildung von jungen Menschen für junge Menschen und findet seit 2013 einmal jährlich im Juli als Open-Air-Angebot auf dem Königsplatz statt und setzt sich sowohl mit der Geschichte des Nationalsozialismus in München als auch mit Themen und Problemlagen der heutigen Gesellschaft und der Demokratie auseinander. Die Jury würdigt das nachhaltige, selbstbestimmte und ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Deren Ziel ist es, die junge Stadtgesellschaft anzuregen, sich aktiv für demokratische Werte, Menschenrechte und Teilhabe aller einzusetzen, sich zu informieren und sich kritisch mit gesellschaftlichenThemen auseinanderzusetzen.
Den zweiten Preis erhielt das Projekt „BABEL FM – Munich‘s Internatio- nal Radio“ aus München. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 25 Jahren produzieren monatlich eine dreistündige, mehrsprachige Radiosendung, die von Radio Feierwerk ausgestrahlt wird. Die Jury würdigt das Projekt, da Radio eine Plattform ist, die alle Menschen, gleich welcher Herkunft, anspricht. Die Neumünchnerinnen und Neumünchner erhalten dadurch eine Stimme, setzen ein Zeichen gegen ihre eigene Marginalisierung und damit gegen Ausgrenzung und Rassismus.
Mit dem dritten Preis wurden zwei Preisträgerinnen ausgezeichnet. Tim Jenni und Valentin Hanzer von „all.inclusive“ aus München organisieren Veranstaltungen und produzieren Filme rund um das Thema Inklusion. Dabei gehen sie von einem weit gefassten Inklusionsbegriff aus, der nicht nur die Eingliederung von Menschen mit Behinderung, sondern alle sogenannten Minderheiten berücksichtigt, beispielsweise auch Menschen mit Fluchterfahrung. Ihr Anliegen ist es, die eigene Generation für ein inklusives und diskriminierungsfreies Miteinander zu sensibilisieren. Die Jury zeichnet „all.inclusive“ aus, da es junge Menschen in ihrem Alltag abholt. Soziale Medien und angesagte Orte wie das „Lost Weekend“ erleichtern den Zugang zu oft verdrängten oder marginalisierten Themen wie Diskriminierung.
Ebenfalls als dritter Preisträger nominiert wurde „HEROES“ aus Nürnberg, ein Projekt, in dem sich junge zugewanderte Männer zwischen 15 und 23 Jahren mit verschiedenen Formen der Diskriminierung und Unterdrückung auseinandersetzen. „HEROES“ verschiebt den Fokus von einer Wahrnehmung von Defiziten und Gewaltbereitschaft männlicher Jugendlicher zu einer Bereitschaft, sich Respekt durch den Kampf gegen Unterdrückung im Namen der Ehre zu erarbeiten. Die Jury überzeugte der nachhaltige Peerto-Peer-Charakter von „HEROES“. Gerade bei schwierigen Themen lernen Jugendliche am besten von Gleichaltrigen, die ihren kulturellen und sozialen Kontext teilen.
Der Preis wurde im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ins Leben gerufen und wird im jährlichen Wechsel federführend von Nürnberg und München vergeben. Die beiden Städte wollen so einen Beitrag dazu leisten, dass die menschenverachtenden Verbrechen des NSU weiter im öffentlichen Blick bleiben.
Der interkulturelle Jugendpreis hat auch das Ziel, einen Beitrag zur Prävention zu leisten und dabei vor allem die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Initiativen zu betonen, öffentlich zu würdigen und zur Nachahmung anzuregen.
Mit dem Mosaik Jugendpreis ausgezeichnet werden können Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in München und Nürnberg bis zum Alter von 25 Jahren. Neben Familienangehörigen der fünf bayerischen Opfer wurden drei Jugendliche aus München und zwei Jugendliche aus Nürnberg in die Jury berufen. Zudem gehören jeweils eine Vertretung des Migrationsbeirates München und des Integrationsrates Nürnberg der Jury an.
Die Organisation des interkulturellen Jugendpreises wird gemeinsam vom Menschenrechtsbüro Nürnberg, der Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München und dem Fachbereich Politische Bildung des Pädagogischen Instituts München übernommen.
Unter www.muenchen.de/mosaik-jugendpreis ist bereits die Ausschreibung für 2019 zu finden. Bewerbungsschluss ist der 19. Oktober 2018.