Rund 1.100 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in diesem Jahr ein besonderes Dienstjubiläum feiern, denn sie sind seit 25, 40 oder sogar schon seit 50 Jahren bei der Stadt: Einer davon ist Karlheinz Porsch, der als einziger der Jubilarinnen und Jubilare bereits seit einem halben Jahrhundert in städtischen Diensten steht. Der Vermessungstechniker aus dem Kommunalreferat wird am morgigen Dienstag bei der Dienstjubiläumsfeier um 12.30 Uhr im Alten Rathaussaal von Oberbürgermeister Dieter Reiter besonders geehrt.
Karlheinz Porsch startete am 1. August 1967, zwei Monate vor seinem 14. Geburtstag, seine Lehre zum Katastertechniker (heute Vermessungstechniker) bei der Stadt. Er hatte gerade acht Jahre Volksschule hinter sich, die damals einfach so endete, ohne den heute üblichen qualifizierenden Hauptschulabschluss. Die Ausbildung begann mit einer zeichnerischen Grundausbildung, in der der Teenager lernte, mit Tusche die feinen Linien auf riesigen Plänen korrekt und sauber zu zeichnen. „Für einen 13-Jährigen war das schon eine große Herausforderung“, sagt er rückblickend. Der Ausbildungsraum befand sich im sechsten Stock des Baureferats unter einer Dachschräge. Im August 67 war es sehr heiß und die Temperaturen unter dem Blechdach kletterten immer höher. „Da ist uns die Tusche oft schon eingetrocknet, bevor wir sie zu Papier bringen konnten“, erinnert sich Porsch. Kurze Zeit später bekam er allerdings noch ein größeres Problem: Sein Ausbildungsleiter bestellte seine Eltern ein, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Sohn nicht für den Beruf des Katastertechnikers geeignet sei. Warum? Das erfuhr er nicht. Er vermutete aber, dass es an seiner Frisur lag. Als Einziger von den drei Lehrlingen des Jahrgangs trug er seine Haare etwas länger. Zum Glück gab ihm der zuständige Amtsleiter noch eine Chance. Und am Ende schloss er seine Ausbildung sogar als zweitbester in Bayern ab.
Münchner Großprojekte
Trotz der ursprünglich negativen Prognose seines Ausbildungsleiters arbeitete Porsch sein ganzes Berufsleben erfolgreich als Katastertechniker. Er war an zahlreichen Großprojekten in München beteiligt. Zunächst beim Bau der Münchner U-Bahn. Er und seine Kolleginnen und Kollegen in der Kartierungsabteilung zeichneten die Trassen im Maßstab 1:250 auf riesige Blätter. „Zuerst die ganzen Grenzen, dann die Gebäude, die Randsteine und Straßenbahnlinien“, erinnert er sich. Ein weiteres Großprojekt war die Fußgängerzone des Viktualienmarkts, durch den früher Straßen verliefen. Und sehr viel später beschäftigten ihn noch die Pläne für die Allianz-Arena. Im Laufe der Jahre hat sich sein Beruf aufgrund des technischen Fortschritts stark verändert. Am Anfang war alles noch Handarbeit: „Wir haben mit Schienen die Polygonpunkte aufgetragen, dann mit Transversalmaßstab oder Zirkel eine Bleistiftlinie gezogen, bevor wir die Karten dann mit all den Tuschelinien, Markierungen etc. fertigstellten.“ Jahre später, so berichtet er, sei die EDV eingeführt worden. Die ersten Rechenzentren in Form von großen Bandstationen befanden sich dort, wo jetzt das Finanzamt steht. Danach kamen sogenannte Zeichenplotter, die PC-gesteuert alles in einem zarten Blau vorzeichneten. „Wir haben es dann nur noch nachgezeichnet oder auf Folie übertragen.“ Heute haben PC und Drucker das Zeichnen ganz übernommen. Die Vermessungstechnikerinnen und -techniker geben nur noch die passenden Daten ein. Doch das überlässt Karlheinz Porsch jetzt schon eine geraume Weile seinen Kolleginnen und Kollegen. Seit mehr als vier Jahren ist er jetzt schon in der Freistellungsphase seiner Altersteilzeit. Jetzt kümmert er sich liebevoll um seine kleine Enkelin, die ihm wenig Zeit zum Nichtstun lässt. „Es ist eine schöne und intensive Zeit, und als Opa kann ich es vielleicht sogar mehr genießen als mit den eigenen Kindern“, glaubt er. Hin und wieder geht er auch noch mit seinem ehemaligen Team zum Kegeln. Da sind über die vielen Jahre Freundschaften gewachsen, die er ganz bewusst pflegt. Porsch schaut gerne auf sein Arbeitsleben zurück und würde es auch heute „wieder so machen“.
(Siehe auch unter Terminhinweise)