Lösungen fürs Bahnhofsviertel 5: Schönere Gestaltung durch Bepflanzungen im Bahnhofsviertel
Antrag Stadtrats-Mitglieder Verena Dietl, Hans Dieter Kaplan, Horst Lischka, Gerhard Mayer, Christian Müller, Klaus Peter Rupp und Christian Vorländer (SPD-Fraktion) vom 8.11.2017
Antwort Baureferat:
Sie haben am 8.11.2017 beantragt, die Stadtverwaltung möge dem Stadtrat ein Konzept für mehr Pflanzen im Bahnhofsviertel vorlegen. Dieses Konzept solle einerseits nachhaltige Planungen mit entsprechenden baulichen Veränderungen, aber auch unmittelbare Verbesserungsmaßnahmen wie das Aufstellen von Pflanztrögen, kleinen Mooswänden, einzelnen kleinen Blumen-Hochbeeten oder Ähnlichem beinhalten. Die anliegenden Schulen oder andere Träger könnten bei den Bepflanzungen einbezogen werden.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlauben wir uns, Ihren Antrag als Brief zu beantworten.
Um den räumlichen Umgriff abzugrenzen, wurde der Raum zwischen Arnulfstraße, Bahnhofsvorplatz und Schwanthalerstraße näher betrachtet.
1. Derzeitige Situation vor Ort
Das Areal rund um den Münchner Hauptbahnhof ist ein stark verdichtetes, urbanes Viertel, an das vielfältigste Nutzungsansprüche gestellt werden: Stellflächen für Taxis werden ebenso benötigt wie Fahrrad-Abstellflächen. Zugänge zum Bahnhofsgebäude, zu Treppenabgängen, Aufzügen und zu Bus- und Trambahnlinien, die hier einen Knotenpunkt haben, sind genauso freizuhalten wie Zufahrten zu Tiefgaragen oder Innenhöfen.
Daneben sind Beleuchtungsmasten, Stromkästen, Ampelanlagen, Parkscheinautomaten, Hydranten, Abfallbehälter, Streukästen und alle Arten von Beschilderung erforderlich. Zusätzlich nehmen Freischankflächen und Warenauslagen, Zeitungsständer und Litfaßsäulen Platz in Anspruch. Jederzeit sichergestellt sein müssen außerdem der im Baurecht geforderte zweite Rettungsweg und die Zufahrten, Aufstell- und Bewegungsflächen für die Feuerwehr.
Auch die Barrierefreiheit ist zu berücksichtigen, insbesondere in Straßen mit schmalen Gehwegen (zum Beispiel in der Senefelderstraße).
Gleichzeitig erfordert die hohe Anzahl an Personen, die den Bahnhof und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, an Kundinnen und Kunden in denumliegenden Geschäften und an Gästen in Hotels, Restaurants und Bars eine ausreichend bemessene freie Fläche.
Die starke Frequentierung des Gebietes rund um den Hauptbahnhof mit den zahlreichen Schnellrestaurants führt zudem zu erhöhtem Aufkommen an Müll, der nicht immer regelkonform in den dafür vorgesehenen Behältern, sondern auch in Pfanzgefäßen entsorgt wird. Vandalismus ist nicht auszuschließen.
Mit vorhandenem Grün (wie beispielsweise den Bäumen in der Goethestraße) wird achtlos umgegangen. Der Oberboden wird extrem verdichtet, die Bäume werden mangels Fahrradabstellflächen genutzt, um Fahrräder anzulehnen oder gar anzuketten.
2. Beschlüsse zu künftigen Maßnahmen
In den kommenden acht bis zehn Jahren sollen auf dem Gelände rund um den Hauptbahnhof eine Reihe von Großbaustellen abgewickelt werden. Mit den ersten Vorarbeiten zur 2. Stammstrecke wurde bereits begonnen. 2020 soll der Bau des provisorischen 3. Trambahngleises durch die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) folgen, 2022 der Bau des Starnberger Flügelbahnhofs und etwa 2025 der Neubau des Empfangsgebäudes.
Die Baumaßnahmen werden voraussichtlich bis zum Jahr 2026/2028 andauern und ständig wechselnde Flächen für Baumaßnahmen, Baustellenzufahrten und -einrichtungen erfordern. Auch die oben genannten Flächen für die Feuerwehr werden immer wieder geändert oder angepasst werden müssen.
Darüber hinaus muss auch in dieser Zeit der vorhandene Bedarf an Fahrradabstellplätzen im Umfeld des Hauptbahnhofes gedeckt werden, was derzeit durch das zuständige Referat für Stadtplanung und Bauordnung geprüft wird. Die vorgeschlagenen Pflanzgefäße oder Mooswände müssten aufgrund der umfangreichen Baumaßnahmen somit immer wieder kurzfristig an einen anderen Standort verschoben werden, was jeweils detailliert mit der Branddirektion abzustimmen wäre.
Die zukünftige Situation der öffentlichen Verkehrsflächen rund um den Hauptbahnhof ist aktuell noch unklar. Der Stadtrat hat in der Vollversammlung am 29.4.2015 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 02553) das Referat für Stadtplanung und Bauordnung beauftragt, die verkehrlichen Untersuchungen im Rahmen des Neubaus des Hauptbahnhofes zu vertiefen und dem Stadtrat ein abgestimmtes Verkehrskonzept zur abschließenden Entscheidung vorzulegen. Es wird sich auf den Endzustand nach der Fertigstellungder 2. Stammstrecke und des Neubaus des Empfangsgebäudes beziehen. Grundlagen für das Verkehrskonzept sind das „Innenstadtkonzept“, die „Fortschreibung des Innenstadtkonzepts“ und das „Maßnahmenkonzept zur Stärkung des Wohnens“ (PERSPEKTIVE MÜNCHEN Leitlinien für die Münchner Innenstadt und Maßnahmenkonzept zur Aufwertung, Sitzungsvorlage Nr. 02-08/V 08288, Nr. 08-14/V 10261 und Nr. 14-20/V 06429). Im Hinblick auf den knappen Platz und die umfangreichen und einen langen Zeitraum beanspruchenden Baustellen kann ein Bepflanzungskonzept in unmittelbarer Nähe um den Hauptbahnhof, insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, erst erarbeitet werden, wenn ein städtebauliches Konzept bezüglich Verkehrsführungen und zukünftigen Flächenaufteilungen rund um den neuen Hauptbahnhof vorliegt. Das Bepflanzungskonzept kann dann im Zuge der Neugestaltung der zukünftigen Straßen- und Platzflächen umgesetzt werden.
3. Vorschläge für die Übergangszeit
Im Südlichen Bahnhofsviertel führt das Baureferat derzeit – veranlasst durch den Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates vom 15.11.2016 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 06819 Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel) – eine Analyse durch, die u.a. Standorte untersucht, die sich auch für die Begrünung privater Hausfassaden eignen. In diesem Zuge wird das Baureferat die Hauseigentümerinnen und -eigentümer gezielt anschreiben und zum Thema „Fassadenbegrünung“ sowohl Beratung als auch finanzielle Unterstützung anbieten. Die Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer und Eigentümerinnen und die notwendigen technischen Rahmenbedingungen vorausgesetzt, kann mit der Realisierung 2019 begonnen werden.
Das Kreisverwaltungsreferat teilte mit, dass für Geschäfte, Restaurants, Bars und Hotels die Möglichkeit besteht, je ein Pflanzgefäß rechts und links des Einganges genehmigungsfrei aufzustellen, wenn die Durchgangsbreite von 1,60 m gewahrt bleibt (Richtlinie für Sondernutzungen, § 18). Bepflanzung und Pflege obliegt den Eigentümerinnen und Eigentümern. Um hierbei ein möglichst einheitliches Gestaltungsbild zu gewährleisten, bietet das Baureferat im Rahmen der Bürgerberatung Hilfestellung bei der Gefäßauswahl an.
Im Südlichen Bahnhofsviertel, in den äußerst belebten und hoch frequentierten Straßen (z. B. Schiller-, Goethe-, Bayerstraße), ist die Aufstellung zusätzlicher Pflanzmöblierung auf den engen bestehenden Gehbahnen allerdings schwierig. Auch die Umwandlung von bestehenden Parkplätzen zuPflanzflächen bzw. Baumgräben erscheint wegen des offensichtlich hohen Parkplatzbedarfes derzeit nicht machbar.
Wegen der mangelnden Flächenverfügbarkeit erscheint es daher sinnvoll, die an das Viertel angrenzenden Flächenpotenziale zu stärken. In diesem Sinne erfolgt aktuell die Umgestaltung des St.-Pauls-Platzes. Abzuwarten bleibt die Eröffnung von Potenzialen bei der Umstrukturierung des Klinikviertels.
Wir bitten, von den Ausführungen Kenntnis zu nehmen und gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.