Vom 30. April bis 27. Juli sind bei Public Art Munich 2018 (PAM) jeweils am Wochenende stadtweit und an wechselnden Orten bei freiem Eintritt Performances und Kunstprojekte zu sehen und zu erleben. Über zwanzig internationale Künstlerinnen und Künstler befassen sich unter dem Motto „Game Changers“ mit der Vergangenheit Münchens und Orten und Persönlichkeiten, die für einen gesellschaftspolitischen Paradigmenwechsel von Bedeutung waren. Seien es die demokratischen Wurzeln und die Bayerische Räterepublik 1918/1919, die Wirkmacht des Senders Radio Free Europe in der Zeit des Kalten Krieges, der gesellschaftliche Aufbruch der 68er-Bewegung oder der Empfang von Geflüchteten im Hauptbahnhof 2015. Am Beispiel dieser historischen Münchner Orte und Ereignisse, die „das Spiel wendeten“, werden Handlungsalternativen in der Gegenwart mit den Mitteln der Kunst diskutiert. Künstlergespräche, Vorträge und Workshops an den jeweiligen Spielstätten vermitteln die Kunstprojekte. Als fester zentraler Info-Point und Treffpunkt ist ab 1. Mai auf dem Viktualienmarkt der PA M Pavillon von Flaka Haliti und Markus Miessen eingerichtet und von Montag bis Samstag, 11 bis 18 Uhr, geöffnet.
PA M 2018 beginnt am Montag, 30. April, 16 Uhr, in der Ost-West-Friedenskirche mit der Eröffnung der Installation der polnischen Künstlerin Aleksandra Wasilkowska, einer frei schwebenden Decke mit dem Titel „Gold für Natascha, Silber für Timofei“. Von der Ost-West-Friedenskirche führen Anna McCarthy und Gabi Blum mit ihrer „Parade of the W(e/a)k“ zum nächsten Zielort, dem Olympiastadion. Die Prozession endet im Stadion mit den zum WM-Spiel 1974 BRD gegen DDR gespielten deutschen Hymnen, interpretiert vom Kösk-Chor unter der Leitung von Manuela Rzytki in Begleitung der Band Moon Not War. Um 19 Uhr startet dort das Kick-off mit Massimo Furlans Reenactment des legendären WM-Fußballländerspiels, das mit einem 1:0-Sieg der DDR endete. Unter dem ikonischen Schwebedach des Olympiastadions, konzipiert als Symbol für Frieden und Toleranz, führt der Schweizer Performance-Künstler Furlan das historische Match mit nur zwei Spielern auf: Im Rahmen der 90-minütigen Performance wird Franz Beil (ehemaliges Ensemble-Mitglied der Berliner Volksbühne) jeden Spielzug Sparwassers alleine auf dem Spielfeld nachspielen. Im gegnerischen Tor steht als Sepp Maier der Künstler selbst, Massimo Furlan. Eingespielt über UKW-Radios werden dazu die historischen Live-Kommentare der DDR und BRD. Wer noch ein Transistorradio besitzt: bitte mitbringen. Zum Anpfiff und Eröffnung von PA M 2018 sprechen der Kulturreferent der Landeshauptstadt München, Dr. Hans-Georg Küppers, und die Kuratorin von PA M 2018, Joanna Warsza.
Am Dienstag, 1. Mai, setzt sich das Programm mit einer ersten Session Live-Zeichnungen zum Tag der Arbeit von Dan Perjovschi im MaximiliansForum fort. Während er seine ironischen zeichnerischen Kommentare auf die Wände und Fensterscheiben des MaximiliansForum aufbringt, unterhält er sich mit der Kuratorin Sepake Angiama (ehemalige Leiterin der Vermittlung der documenta 14).
Am Nachmittag des Mai-Feiertags eröffnen Flaka Haliti und Markus Miessen den von ihnen konzipierten PAM Pavillon auf dem Viktualienmarkt. Um 17 Uhr sowie an weiteren Terminen lädt dort die Aperitivo-Reihe SAL-VAVITA – ein Quartett aus dem cerebro frito Kollektiv – zu Drinks, Snacks und Sonnenuntergang. Um 18 Uhr präsentiert Jonas Lund dort sein Facebook-Projekt „Hi Munich: This One is For You!“ Mit seinen personalisierten Mitteilungen möchte er alle in München Wohnenden erreichen und den Gebrauch von social media als öffentlichen Raum problematisieren. Am Freitag und Samstag, 4. und 5. Mai, beendet die 24-stündige Konzert-Installation „Music from a Frontier Town“ von Michaela Melián in der temporär genutzten Garage des Amerikahauses das Eröffnungsprogramm. Das Haus wurde als eine der ersten Einrichtungen der Reeducation nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eröffnet, und besteht als eine der letzten Institutionen seiner Art bis heute.
PAM 2018, „Game Changers“ wird kuratiert von Joanna Warsza und ist nach „A Space Called Public / Hoffentlich Öffentlich“ von Elmgreen & Dragset 2013 die zweite Ausgabe des internationalen Kunstprojekts im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt. Ein umfassender zweisprachiger (Deutsch/Englisch) Katalog zu PAM 2018 erscheint im Herbst.
Die an PA M 2018 beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind:
Lawrence Abu Hamdan, Cana Bilir-Meier, Anders Eiebakke, Leon Eixenberger, Massimo Furlan, Mariam Ghani, Flaka Haliti & Markus Miessen, Ru- dolf Herz & Julia Wahren, Alexander Kluge, Anna McCarthy & Gabi Blum, MichaelaMelián,Ari Benjamin Meyers, Dan Perjovschi, Alexandra Pirici & Jonas Lund, Olaf Nicolai, Studierende der Akademie der Bildenden Künste München, The 9th Futurological Congress/Julieta Aranda & Mareike Dittmer, Franz Wanner, Aleksandra Wasilkowska
Ausführliche Informationen zu PA M 2018 sind in einer Broschüre abgedruckt, die in der Stadt-Information im Rathaus oder ab 1. Mai am PA M-Infopavillon am Viktualienmarkt, Eingang Frauenstraße, erhältlich ist. Informationen auch unter www.pam2018.de und #publicartmunich.