Die Landeshauptstadt München vergibt alle zwei Jahre für herausragende Leistungen in den Bereichen Bildende Kunst, Architektur, Design, Fotografie und Schmuck Förderpreise in Höhe von 6.000 Euro an in München arbeitende und lebende Künstler und Gestalter. Mit den diesjährigen Förderpreisen werden ausgezeichnet im Bereich Bildende Kunst (zwei Preise) Babylonia Constantinides und Philipp Gufler, im Bereich Architektur Sofia Dona, im Bereich Design Christian Zanzotti, in Fotografie Mara Pollack und im Bereich Schmuck Annamaria Leiste.
Über die Vergabe hat der Kulturausschuss des Stadtrats heute auf Empfehlung einer Jury entschieden. Die öffentliche Verleihung findet am Dienstag, 15. Mai, im Rahmen der Ausstellung der „Förderpreise 2018 der Landeshauptstadt München“ in der Lothringer 13 Halle, Lothringer Straße 13, statt. Die sehenswerte Ausstellung mit Werken aller für die Förderpreise nominierten Künstlerinnen und Künstler, Agenturen und Büros ist noch bis zum 27. Mai zu sehen.
Die Jury begründete ihre Entscheidungen wie folgt (in Auszügen):
Förderpreis für Bildende Kunst: Babylonia Constantinides
„Babylonia Constantinides hat sowohl an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert, als auch an der Ludwig-Maximilians-Universität Germanistik, Kunstgeschichte und Filmwissenschaft. Diesen interdisziplinären Ansatz, der bereits bei der Ausrichtung ihres Studiums erkennbar war, verfolgte sie in ihrer künstlerischen Arbeit konsequent weiter. Zentrales Medium in ihrem Werk ist das bewegte Bild. In Verbindung mit Texten und Musik konzipiert sie inhaltlich, technisch und ästhetisch komplexe Installationen.
Eine grundlegende Fragestellung, die sie verfolgt, ist, wie sich Phänomene, die nicht sichtbar sind, sprachlich, bildlich oder theatralisch darstel- len lassen. In ihrer künstlerischen Arbeit verwebt sie subtil Textfragmente, gefundene Bilder und wissenschaftliche Informationen, die sie bei ihrer Re- cherche gesammelt hat, und verwandelt sie zu kongenialen Installationen, die den Betrachter auch physisch miteinbeziehen.“
Förderpreis für Bildende Kunst: Philipp Gufler
„Philipp Gufler studierte von 2008 bis 2014 an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ein wichtiges Motiv ist für ihn die Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern in kollaborativen Projekten.
Die Medien, die er zur Realisierung seiner Werke einsetzt, reichen von Siebdruck und Videoinstallationen bis hin zu Künstlerbüchern und Performances.
Im Zentrum seines Schaffens steht das Thema des menschlichen Körpers und seiner Begehren sowie die Frage nach der eigenen Identität. Ein Kernthema seiner künstlerischen Forschung bildet die jüngere Geschichte der Homosexualität, sowohl der lokalen Münchner wie der internationalen Szene. Wissenschaftliche Quellen ebenso wie literarische Texte, Reportagen und Berichte über historische und aktuelle Ereignisse und den Alltag, die Kultur und die Geschichte von Homosexuellen fließen in seine Projekte ein. Philipp Gufler bringt den Betrachter auf berührende poetische Art und Weise zur kritischen Reflexion über eine gesellschaftliche Thematik, die heute wie damals nichts an Relevanz verloren hat.“
Förderpreis für Architektur: Sofia Dona
„Sofia Donas Talent hat die Jury nicht zuletzt durch ihre dreiteilige Installation überzeugt, die sie in der Ausstellung der Förderpreise 2018 präsentiert und die deutlich macht, was für sie alles Architektur sein kann. ‚Alles ist Architektur‘ schrieb schon Hans Hollein 1969 in einem Manifest, mit dem
er für einen erweiterten Architekturbegriff plädierte. Ihre Projekte sind Statements einer engagierten Architektin und einer aufmerksamen Bürgerin. Sofia Dona arbeitet dabei präzise, zum Teil mit einfachsten Mitteln, mit einzelnen architektonischen Elementen. Daneben aber baut Sofia Dona auch Häuser, renoviert Wohnungen, realisiert Bühnenbilder, bespielt mit Studierenden den Münchner Stadtraum und vieles mehr.
Dies alles zusammen hat die Jury davon überzeugt, Sofia Dona mit dem Förderpreis für Architektur 2018 auszuzeichnen.“
Förderpreis für Design: Christian Zanzotti
„Christian Zanzotti sucht in seiner Arbeit als Industriedesigner nach neuen Wegen, Material und Form symbiotisch zu verbinden. Dabei taucht er tief in innovative Fertigungstechnologien ein und überrascht mit unverwechselbaren Interpretationen alltäglicher Produkte. In den fünf Jahren seit der Gründung seines Designstudios in München ist ein beachtliches Repertoir an Arbeiten entstanden. Dazu gehören Auftragsarbeiten genauso wie eigene Objekte, die in limitierter Auflage entstehen. Die archaische Strenge seiner Entwürfe spiegelt die enge Verbindung zur Natur wider. Die Jury des Münchner Förderpreises für Design überzeugte die außergewöhnliche Gestaltungsqualität und das besonders breite Spektrum der Arbeiten von Christian Zanzotti. Der Mut, einen ganz eigenen Weg abseits des Main- streams zu verfolgen und sich keinem Gestaltungsdiktat zu unterwerfen, verdienen Anerkennung und Förderung.“
Förderpreis für Fotografie: Mara Pollak
„Mit Mara Pollak wird eine Fotografin ausgezeichnet, die noch am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn steht, jedoch bereits auf eine Vielzahl beachtenswerter Arbeiten zurückblicken kann. In ihren umfangreichen dokumentarischen Projekten beschäftigt sie sich mit architektonisch-skulp- turalen Themen. Ihrem zentralen Thema der Behausungen widmet sich die Künstlerin mit genauem Blick auch in ihrer Arbeit ‚Zurückgebaut‘‚ die eine fotografische Bestandsaufnahme des Umsiedlungsprozesses ist, der im größten Braunkohletagebaugebiet in Deutschland stattfindet. Neben dem dokumentarischen Schwerpunkt wird Mara Pollaks experimentelle Herangehensweise an die Fotografie deutlich, mit der sie unterschiedlichste Aspekte des Mediums beleuchtet und sich in ihren Arbeiten konsequent damit auseinandersetzt.“
Förderpreis für Schmuck 2018: Annamaria Leiste
„Annamaria Leiste analysiert in ihrem künstlerischen Schmuckschaffen die Bedeutung von Schmuck und Schmücken in Bezug auf Fragen der eigenen Identität, dem Umgang mit Werten und der Vergänglichkeit. In ihren Schmuckstücken erzählen die verwendeten Materialien, wie das Holz eines Redwood Baumes oder am Strand gefundene Kunststoffpellets, eine Geschichte über den Umgang des Menschen mit der Natur und ihren
Ressourcen. Hintergründig und poetisch spiegeln ihre Arbeiten durch ihre Ästhetik und ihre inhaltliche Komplexität die Widersprüche unserer Zeit.“ Ausführliche Informationen und Jurybegründungen finden sich online unter www.muenchen.de/kulturfoerderungunter dem Schlagwort „Preise“.