Am 7. Mai starb der italienische Filmemacher Ermanno Olmi im Alter von 86 Jahren. Als Hommage an ihn zeigt das Münchner Stadtmuseum, St. Jakobs-Platz 1, am Donnerstag, 17. Mai,19 Uhr, in der „Open Scene“ einen seiner bekanntesten Filme, „Der Holzschuhbaum“ (1978) in der lombardischen Originalfassung mit englischen Untertiteln.
Italien im ausgehenden 19. Jahrhundert: Auf einem Gutshof in der Nähe von Bergamo leben vier Bauernfamilien zusammen. Ihre Ernte müssen sie zu großen Teilen an den Feudalherren abgeben. Der Pfarrer überzeugt einen der Familienväter davon, seinen ältesten Sohn Minek zur Schule zu schicken. Für Minek eröffnet sich dadurch eine neue Welt, zugleich fehlt der Familie seine Arbeitskraft. Als ihm auf dem Schulweg einer seiner Holzschuhe zerbricht, fällt der Vater heimlich einen Baum, um einen neuen zu schnitzen. Der Gutsherr bemerkt jedoch dieses Vergehen an seinem Eigentum und jagt die Familie vom Hof.
Olmi porträtiert die archaische Lebensweise der Bauern auf einfühlsame Weise. Der Film wurde mit Laienschauspielern besetzt und im authentischen Dialekt der Region gedreht. Die Nähe der Bauernfamilien zueinander, ihr gemeinsames Arbeiten, Singen und Geschichtenerzählen vermitteln ein Gefühl von nostalgischer Wärme. Zugleich wird ihre Abhängigkeit und materielle Not sichtbar, die sie in stoischer Schicksalsgläubigkeit ertragen. Daraus entsteht ein ambivalenter Blick auf die Vergangenheit: „Mit ethnographischer Akribie rekonstruiert Olmi eine historische Lebens- und Arbeitsweise und lässt in seiner gänzlich undramatischen Schilderung von Herrschaftsverhältnissen und Bodenständigkeit das Janusgesicht des Fortschritts aufscheinen, ohne jedoch polemisch Position zu beziehen.“ (Wolfgang Limmer) Dabei wird der Film auch zu einem Spiegel der modernen Gesellschaft, die in ihm ihre eigene Entwicklung beobachten kann. „Der Holzschuhbaum“ gewann viele renommierte Auszeichnungen, unter anderem 1978 die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes.
Der Eintritt kostet 6 Euro/ 5 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Karten können telefonisch vorbestellt werden unter 233 9 64 50.