Mit den Stipendien der Landeshauptstadt München im Bereich Bildende Kunst in Höhe von jeweils 6.000 Euro werden in diesem Jahr Gretta Louw, Lorenz Mayr, Jonas von Ostrowski sowie Judith Neunhäuserer und Mathias R. Zausinger ausgezeichnet. Der mit 2.000 Euro dotierte Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Bildende Kunst geht an Esther Zahel. Dies hat der Kulturausschuss des Stadtrats auf Vorschlag einer Jury entschieden.
Die jährlich vergebenen Stipendien für Bildende Kunst dienen der Förderung herausragender künstlerischer Vorhaben am Beginn der Professionalität. Zusätzlich wird der Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Bildende Kunst, dotiert nach der jeweiligen Stiftungsertragslage, zur Förderung junger Kunstschaffender vergeben.
Gretta Louw entwickelt in ihrer Medieninstallation „Einen gewaltigen Schwarm“ ihr bisheriges Werk sowohl thematisch als auch formell konsequent weiter. Die Künstlerin greift mit ihrer Arbeit (techno)ökologische Diskurse auf, die Modernisierungs- und Industrialisierungsprozesse seit ihren Anfängen kritisch begleiten und ein radikales erkenntnistheoretisches Umdenken einfordern. Im Mittelpunkt ihres Projekts stehen die Darstellungen von Lebewesen, die ein vorgestelltes, posthumanes Zeitalter einer Ökologie-Adaption verkörpern oder das „Chthulucene“, wie Donna Haraway dieses Zeitalter bezeichnet, in dem wir lernen werden, durch die kollaborative Verflechtung von menschlichen und nicht-menschlichen Ökologien zu überleben.
Lorenz Mayr hat eine auf intensiver Recherche basierende multimediale Praxis entwickelt, die von außergewöhnlichem politischen Bewusstsein und Analysefähigkeit zeugt. In seinem ambitionierten Film-, Ausstellungs- und Publikationsprojekt „Deutsches Gift“ wendet sich Lorenz Mayr der in die Ideologie des deutschen Nationalsozialismus verstrickten Firmengeschichte von Agfa zu und setzt so seine kritische Auseinandersetzung mit ästhetischen Verfahren konzeptionell weiter fort.
Jonas von Ostrowskis Projekt „Furniture for Los Angeles“ steht im Zusammenhang mit einem langfristig angelegten größeren Vorhaben des Künstlers: In dem kleinen Ort Günsterode, einem Stadtteil von Melsungen in der Nähe von Kassel, entsteht auf einem Grundstück von rund 3.000 Quadratmetern „Los Angeles“, ein Arbeits- und Aufenthaltsort für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Derzeit wird das erste Gebäude errichtet, das funktionale Architektur wie begehbare Skulptur zugleich ist und auf den geometrischen Formen von Dreieck und Quadrat basiert. Für eine Ausstellung in München entwickelt Jonas von Ostrowski nun in Erweiterung des Projekts eine Skulpturengruppe aus verschiedenen Objekten, die, wie auch das erste Gebäude in „Los Angeles“, eine hohe skulpturale Qualität aufweisen und zugleich nutzbar sind. Nach der Ausstellung in München werden die Objekte nach „Los Angeles“ gebracht.
Judith Neunhäuserer und Mathias R. Zausinger gingen im Herbst des vergangenen Jahres in Genua an Bord der CMA CGM Puget. Rund zwei Wochen später verließen sie das Containerschiff in New York City. Dazwischen machten sie Filmaufnahmen, führten Interviews und näherten sich den Erzählungen, Ritualen und persönlichen Lebensgeschichten der Besatzung, wie auch der ästhetischen Phänomenologie des Reisens auf einem ortlosen und in sich verschachtelten wie abgekapselten Mikrokosmos. „Vessels and Widgets“ ist der Titel des Filmprojekts von Judith Neunhäuserer und Mathias R. Zausinger, das nun als künstlerische Arbeit aus dieser Reise von Genua nach New York und dem dabei gesammelten Stoff entstehen soll. Die Arbeit wird ein Hybrid aus Dokumentation und Essay sein, in dem sich die beiden mit einem großen Mythos der Menschheit auseinandersetzen: den Weltmeeren.
Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Bildende Kunst 2019 Esther Zahel belegt auf eindrückliche Weise mit ihrem Werk, dass Malerei auch heute noch eine adäquate Kunstform ist. Ihre Arbeiten zeigen, welche Wege es gibt, diese klassische Gattung zu öffnen, andere Techniken in das Ausgangsmedium zu transferieren und schließlich auf spielerische Weise malerisch umzusetzen.
Der Jury unter Sitzungsleitung des Kulturreferates gehörten an: Anna Schneider (Haus der Kunst), Rasmus Kleine (Kallmann-Musuem), Dr. Katja Kobolt (Lothringer13_Florida), Karsten Löckemann (Sammlung Goetz), Sabine Ruchlinski (Galerie der Künstler), Konstantin Lannert (Münchner Stadtmuseum) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Dorothea Wiepcke und Ulrike Grimm (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Constanze Söllner-Schaar (beide SPD-Fraktion) sowie Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen – rosa liste). Die Stipendien für Bildende Kunst werden gemeinsam mit den Stipendien für Musik und den Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreisen für Bildende Kunst und Musik im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung am 22. Oktober in der Black Box im Gasteig vergeben.
Informationen und ausführliche Jurybegründungen sind im Internet unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“ abrufbar.