Den Architekturpreis der Landeshauptstadt München alle zwei Jahre verleihen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Anja Burkhardt, Heike Kainz und Frieder Vogelsgesang (CSU-Fraktion) vom 13.12.2018
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, teile ich Ihnen auf diesem Weg zu Ihrem Antrag Nr.14-20 / A 04779 vom 13.12.2018 Folgendes mit:
Mit oben genanntem Antrag fordern Sie, den Architekturpreis der Landeshauptstadt München alle zwei Jahre zu verleihen. Ein Beschluss zur Änderung des aktuellen Verfahrens der Vergabe des städtischen Architekturpreises wird nach eingehender Prüfung jedoch nicht empfohlen. Wie im Folgenden detaillierter dargestellt, ist davon auszugehen, dass die Änderung des Vergabeverfahrens den angestrebten Effekt, den architekturkritischen Diskurs in der breiten Öffentlichkeit zu stärken, kaum befördert.
Dem entgegen würde die Neuorganisation aller drei zusammenhängender Preise – Architekturpreis, Kunstpreis und Designpreis – eine deutliche Erhöhung der finanziellen und personellen Ressourcen fordern – ohne dem angestrebten Ziel zu dienen.
In Ihrem Antrag „Den Architekturpreis der Landeshauptstadt München alle zwei Jahre verleihen“ führen Sie an, dass „die Debatte um Stadtgestaltung, die Baukultur und die Frage, was ist gute Architektur“ zumeist dann öffentlich geführt wird, „wenn die Politik sie auf die Tagesordnung nimmt oder im Rahmen des Bauplanungsrechts geführt werden müssen“. Mit dem Antrag, den Architekturpreis zukünftig biennal zu verleihen und den aktuellen Turnus der Preisverleihung von drei auf zwei Jahre zu ändern, soll erreicht werden, dass die Debatte in eine breitere Öffentlichkeit hinein getragen wird.
Wie im Antrag angeführt, ist der „Architekturpreis der Landeshauptstadt München“ die höchste städtische Auszeichnung im Bereich Architektur. Der Preis wird für das herausragende Gesamtwerk von Architektinnen und Architekten (bzw. Teams) verliehen, die in München oder der Region München leben bzw. eine enge Verbindung zu München als Ort ihres Schaffens haben. Ausgezeichnet werden in erster Linie qualitativ herausragende gestalterische Leistungen in der Planung und Realisation von Projekten; im Ausnahmefall können auch Persönlichkeiten gewürdigt werden, die besondere Leistungen in Wissenschaft und Lehre und für die Architekturvermittlung erbracht haben – wie 2018 mit der Auszeichnung von NicolaBorgmann geschehen. Der Architekturpreis wurde – in Nachfolge der Förderpreise Architektur – 1974 als triennal zu verleihender Preis von der Vollversammlung des Stadtrats beschlossen und 1977 erstmals verliehen. Er wird jeweils alternierend mit dem Kunstpreis und dem Designpreis der Stadt vergeben. Wie im Beschluss vom 17.01.2008 formuliert, werden mit dem Architekturpreis ungeachtet ihrer konkreten „Verwertbarkeit“ für Planungsaufgaben und Bauprojekte, künstlerische/kulturelle Leistungen gewürdigt. Die Auszeichnung schließt ein Preisgeld von 10.000 Euro ein sowie eine Preisverleihung, die vom Kulturreferat als geladene Veranstaltung organisiert wird.
Unterschiedliche bereits existierende öffentliche Foren, Ausstellungsprojekte und -institutionen, die der Antrag zum Teil ebenfalls benennt – wie das Haus der Architektur der Bayerischen Architektenkammer mit seinen Veranstaltungsreihen, das Architekturmuseum der TUM, die Architekturgalerie München, die jährliche Ausstellung „Zukunft findet Stadt“ des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, die als Reihe in der Rathausgalerie stattfindet, der PlanTreff des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, der als Informations- und Diskussionsforum zur Stadtentwicklung organisiert wird, der Arbeitskreis im Deutschen Werkbund Bayern e.V. mit seinen Projekten und Veranstaltungen, aber auch die Ausstellungen der Förderpreise für Architektur, oder einzelne, kleinere Projekte wie die Reihe „Prinzip Hoffnung Junge Architektur für die Stadt“ im städtischen Kunstraum MaximiliansForum, bieten regelmäßig Raum für eine öffentliche Diskussion und die Auseinandersetzung mit innovativen, zukunftsweisenden Architekturkonzepten und qualitätvollen Positionen.
Die Vermittlung und Sensibilisierung für die Themen und die Qualität von Architektur und die Beteiligung am öffentlichen Diskurs wirken vor allem im Zuge konkreter Planungsvorhaben und ihrer Prozesse, wie dies in den letzten Jahren immer wieder zu beobachten war. Ebenso kann sich ein öffentliches Bewusstsein für die Fragen der Stadtgestaltung und Baukultur an den Orten entwickeln, die ein kontinuierliches Angebot an Ausstellungsprojekten, Veranstaltungen, Vorträgen und Diskussionen bieten, die zugleich auch eine begleitende öffentliche Rezeption durch die Medien erfahren. Nach Einschätzung des Kulturreferats ist eine Veränderung der Vergabe des Architekturpreises, mit dem jeweils das herausragende Gesamtwerk von Architektinnen und Architekten auszeichnet werden soll und der damit rückblickend argumentiert, wenig effektiv bei dem Bestreben einen architekturkritischen Diskurs in der breiten Öffentlichkeit zu stärken.Da es sich um die höchste und damit eine besondere Auszeichnung der Stadt in diesem Bereich handelt, ist davon auszugehen, dass sich bei einer entsprechend häufigeren Vergabe eine gewisse Beliebigkeit der Auszeichnung einstellen würde. Zum anderen ist nicht zu argumentieren, weshalb der Designpreis und der Kunstpreis – in die der Architekturpreis in abwechselnder Reihenfolge entsprechend dem aktuellen Verfahren eingebunden ist – nicht in gleicher Weise jeweils biennal verliehen werden sollten. Eine Änderung in Bezug auf den Architekturpreis würde eine Umstrukturierung aller drei Preise fordern. Dies würde nicht nur eine Erhöhung der Mittel für die einzelnen Auszeichnungen bedingen, sondern auf Grund des nötigen höheren organisatorischen Aufwands eine Erhöhung der personellen Ressourcen erfordern, ohne dem im Antrag genannten, angestrebten Effekt zu dienen.
Für die Steigerung der Wahrnehmung und Auseinandersetzung einer breiteren Öffentlichkeit mit innovativen Positionen und Projekten zu Fragen der Stadtplanung und Baukultur erscheint viel mehr die Erweiterung des bereits bestehenden öffentlichen und offen zugänglichen Angebots maßgeblich. So werden die aktuellen Bestrebungen, den Bunker in der Blumenstraße zu einem neuen Ort für den Architektur-Diskurs in München aufzubauen, als geeignetere Maßnahme eingeschätzt.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.