Interkulturelle und antirassistische Schulungen für MVG-Kontrolleure
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Paul Bickelbacher, Dominik Krause, Jutta Koller und Angelika Pilz-Strasser (Fraktion Die Grünen – rosa liste) vom 1.3.2019
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 1.3.2019 führten Sie als Begründung aus:
„Ende letzten Jahres berichtete die Presse über Vorwürfe eines ehemaligen Fahrkarten-Kontrolleurs der MVG, unter anderem gebe es immer wie- der rassistische Vorfälle
Laut Sprecher der MVG hat die Person keine Belege für solche Anschuldigungen geliefert.
Dennoch ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus auch unabhängig davon sicherlich sinnvoll und wichtig.“
Die in Ihrer Anfrage gestellten Fragen können wie folgt beantwortet werden:
Frage 1:
Welche Schulungen/Fortbildungen erhalten die durch die MVG in der Fahrkartenkontrolle eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Antwort der SWM/MVG:
„Die zur Fahrausweisprüfung eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren eine vierwöchige Intensivausbildung in kleinen Ausbildungsgruppen zu den Themen Tarifbestimmungen, Beförderungsbedingungen, Kontrolltaktik, korrekte Vorgehensweise im Umgang mit allen Fahrgästen, Handhabung des mobilen Datenerfassungsgerätes, Rechtsgrundlagen und Rechtssicherheit (durch einen Ausbilder der Polizei).
Seit dem Ausbildungsstart 2019 sensibilisiert der Leiter des Kontrolldienstes nochmals explizit zu den Themen Rassismus und Sexismus.
Nach der Intensivausbildung durch unsere sehr erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbilder ist eine umfangreiche Prüfung abzulegen, nach deren Bestehen die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt einer Gruppenteamleitung zugeordnet und als Prüfkräfte eingesetzt werden.Zudem erfahren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitnah nach Einstellung eine mehrtägige Schulung zu den Themen Deeskalation, Eskalation vermeidende Kommunikation, unvoreingenommener Umgang mit Jeder-
mann, Einfluss des ersten Eindrucks, Umgang mit Stress- oder Gefahrensituationen oder massiven Beleidigungen. Für diese Schulungen – die für Teamleiterinnen und Teamleiter jährlich und für die Teammitglieder mindestens alle drei Jahre erfolgen – konnten ehemalige Ausbilderinnen und Ausbilder des polizeipsychologischen Dienstes gewonnen werden.
Der zuständige SWM/MVG-Abteilungsleiter Einnahmensicherung nimmt jedes Jahr an den Teamleiterseminaren teil und bespricht hier auch mit den Ausbilderinnen und Ausbildern die Trainingsinhalte bzw. gegebenenfalls erforderliche Anpassungen.“
Die Gleichstellungsstelle für Frauen empfiehlt, die seit Ausbildungsstart 2019 aufgenommene Sensibilisierung zu den Themen Rassismus und
Sexismus, dauerhaft in die vierwöchige Intensivausbildung zu integrieren und die Erfahrungen des Ausbildungsdurchgangs 2019 für zukünftige Ausbildungen unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten zu den Themen zu evaluieren.
Frage 2:
Welche Rolle spielen die Themen Interkulturelle Kompetenz sowie Rassismus und andere Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in den Schulungen/Fortbildungen in diesem Bereich?
Antwort der SWM/MVG:
„Wie oben angesprochen, werden der korrekte Umgang mit allen Fahrgästen, ethische Grundsätze und der unvoreingenommene Umgang mit Jedermann ausführlich thematisiert. Nach Einschätzung der externen Ausbilderinnen und Ausbilder lässt die interkulturelle Zusammensetzung der im Prüfdienst eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der momentan sehr kollegiale und offene Umgang untereinander rassistisches Denken oder gar Handeln kaum zu. Im Prüfdienst der MVG sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ca. 15 verschiedenen Nationen eingesetzt; über 40 Prozent aller Prüferinnen und Prüfer haben selbst einen Migrationshintergrund.
Aber auch bei Mitarbeitenden mit eigener Migrationserfahrung bedarf es der regelmäßigen Selbstreflexion und Weiterentwicklung von interkultureller Kompetenz und nicht-rassistischem Denken und Handeln.
Im Rahmen der turnusmäßigen Anpassung der Qualifizierungsmaßnahmen wird dies aufgegriffen.“
Frage 3:
Inwiefern bestehen Planungen, die in der Fahrkartenkontrolle eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker für die Themen Rassismus und andere Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren (z.B. durch spezielle Fortbildungsangebote mit den zuständigen Referaten und Fachstellen entwickelt werden)?
Antwort der SWM/MVG:
„Ende April 2019 finden die bereits seit Januar 2019 geplanten Gespräche zwischen der Abteilungsleitung Einnahmensicherung und den ehemaligen Ausbilderinnen und Ausbildern des polizeipsychologischen Dienstes statt, wie für diese Themen noch stärker sensibilisiert werden kann. Die entsprechenden Erkenntnisse werden unverzüglich in die Seminarreihen integriert bzw. gegebenenfalls als künftiger Bedarf definiert.
Darüber hinaus soll die Fachstelle für Demokratie künftig in die Entwicklung von Maßnahmen (z.B. Schulungsangeboten) zur Sensibilisierung im Bereich Rassismus, Antisemitismus und Gruppenbezogene Menschen-
feindlichkeit sowie in die Entwicklung einer künftigen öffentlichkeitswirksamen Kampagne zu diesen Themen einbezogen werden.“
Wir hoffen, dass gemäß den o.g. Ausführungen der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet werden konnten.