An der Dachauer Straße werden im Rahmen der städtebaulichen Planungen „Kreativquartier München“ die bestehenden denkmalgeschützten Industriehallen Jutier- und Tonnenhalle instandgesetzt und umgebaut, um einen Ort für Kunst- und Kulturschaffende sowie für Akteure der Kreativwirtschaft zu realisieren. Mit Beschluss der Vollversammlung vom 19. Oktober 2016 war das Kommunalreferat gebeten worden, das Baureferat mit der Vorplanung zu beauftragen. Außerdem sollte eine qualifizierte Kostenschätzung für die Generalinstandsetzung und den Umbau der beiden Hallen mit Neubau einer Tiefgarage erstellt werden. Grundlage dafür waren das vom Stadtrat genehmigte Betriebskonzept, das angepasste vorläufige Nutzerbedarfsprogramm, das Raumprogramm sowie die baulichen Untersuchungsergebnisse. Das Planungskonzept wurde jetzt vom Stadtrat im gemeinsamen Kommunal- und Kulturausschuss genehmigt.
Jutierhalle
Nach einem „Haus-im-Haus-Konzept“ werden die Atelier- und Arbeitsräume als Raummoduleinheiten von jeweils rund 20 Quadratmetern Einzelgröße in die rund 2.000 Quadratmeter große Halle eingestellt. Durch eine Stapelung der Module auf maximal zwei Geschosse bleibt das variierende Hallenvolumen mit dem erhöhten Mittelteil im Zentrum der Jutierhalle als erfahrbares Raumerlebnis erhalten. Insgesamt finden in der Halle 60 Module Platz, von welchen zwei Module für eine gastronomische Nutzung vorgesehen sind. Die Freiflächen zwischen den einzelnen Modulen können als erweiterter Arbeitsraum genutzt werden. Sie bieten gleichzeitig eine mäandrierende Wegeverbindung durch die Halle an. Somit entsteht ein lebendiges räumliches Angebot von Arbeitsbereichen und offenen Kommunikations- und Begegnungszonen.
Tonnenhalle
Die Nutzungen sind in ablesbaren Einheiten (Typologien) im Gebäude angeordnet. Der große Saal mit rund 780 Quadratmetern und das dem Saal vorgeschaltete, vom Erdgeschoss bis zum Dach offene Foyer bilden den Nutzungsschwerpunkt im Mittelbereich der Halle. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem Gastronomie sowie Backstagebereich. Im ersten Obergeschoss sind Verwaltung, ein Aufwärmraum und Künstlergarderoben vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss sind ein kleiner Saal, Tanzstudios sowie Lager- und Technikflächen geplant.
Kosten und Finanzierung
Das Baureferat hat die Vorplanung erarbeitet. Die Projektkosten (Kostenobergrenze) betragen 99,4 Millionen Euro, inklusive 17,5 Prozent Risikoreserve in Höhe von 14,8 Millionen Euro. Die inkludierten Mehraufwendungen für den Denkmalschutz betragen rund 19 Millionen Euro, jedoch ist das Projekt grundsätzlich im Rahmen der Denkmalpflege förderfähig. Außerdem stehen aus dem Sonderprogramm „Energieeffiziente Gebäudehülle und Heizungssanierung“ Finanzmittel in Höhe von 11,488 Millionen Euro für die Baumaßnahmen zur Verfügung. Die Reduzierung und Anpassung des Nutzerbedarfsprogramms durch das Kulturreferat bewirkte eine Kostenreduzierung von ungefähr 15 Prozent.
Baugeschichte und Denkmalschutz
Die beiden im Jahr 1926 errichteten Industriebauwerke Jutier- und Tonnenhalle stehen seit 1993 unter Denkmalschutz. Die Jutierhalle wurde im Reduktionsstil als Eisenbetonkonstruktion mit einem Dach in offener Stahlfachwerkkonstruktion errichtet. Die ehemalige Tonnenhalle war eine Rohrlagerhalle. Sie ist eine als Flachtonne ausgebildete freitragende Eisenbetonkonstuktion und gilt als formalästhetisch überzeugender Funktionsbau. Kommunalreferentin Kristina Frank: „Jutier- und Tonnenhalle sind das identitätsstiftende Herzstück des Kreativparks. Die denkmalgeschützten Indus- triebauwerke werden aufwändig saniert und architektonisch hochwertig ausgebaut, um dort viel Platz für Kultur- und Kreativschaffende sowie die Nachbarschaft zu realisieren. Die Hallen bieten dabei ein inspirierendes Raumerlebnis, das zu Begegnungen, Diskussionen und Vernetzung einlädt. Indem wir Freiräume für Kunst schaffen und die Bevölkerung einladen, sich an kreativen Prozessen zu beteiligen, entsteht dort ein inklusiver Ort des Miteinanders. Es wird Zeit, dass diese großen Hallen endlich genutzt werden.“
Kulturreferent Anton Biebl: „Mit dem heute vom Stadtrat erteilten Projektauftrag erhalten wir Planungssicherheit, um das Betriebskonzept für die Hallen Realität werden zu lassen. Mit der Jutier- und der Tonnenhalle fördert die Stadt bezahlbare und spartenübergreifende Arbeits- und Präsentationsmöglichkeiten für Kunst- und Kulturschaffende sowie Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft Münchens. Mitten in München entsteht ein dem Zeitgenössischen verpflichteter Kreativpark, der das Potential für lokale, überregionale und internationale Bedeutung hat.“