Die Tanzwissenschaftlerin Professorin Dr. Claudia Jeschke wird für ihre herausragenden Leistungen in Wissenschaft und Lehre und für die Kunstvermittlung in diesem Bereich mit dem Tanzpreis der Stadt München geehrt. Die Überreichung findet am Donnerstag, 11. Juli, vor geladenen Gästen im Literaturhaus, Salvatorplatz 1, durch Stadträtin Katrin Habenschaden (Fraktion Die Grünen – rosa liste) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Kulturreferent Anton Biebl statt.
Der mit 10.000 Euro dotierte und alle drei Jahre vergebene Tanzpreis zeichnet besondere Leistungen in allen Stilrichtungen des Tanzes und Persönlichkeiten aus, die München als Kulturstadt Geltung und Ansehen verschaffen.
Die Jury begründete ihre Entscheidung für Professorin Dr. Claudia Jeschke wie folgt:
„Die Auszeichnung gilt dem facettenreichen wissenschaftlichen Werk und der persönlichen Integrität einer Pionierin der Tanzwissenschaft, deren Weg in München begann. Mit Claudia Jeschke geht der Tanzpreis 2019 an eine Intellektuelle, deren besonderer Arbeitsansatz Historie und Praxeologie auf einzigartige Weise verbindet: Theoretisches wird buchstäblich auf die Füße
gestellt und für choreographisches Tun und Handeln hält dieser Ansatz ein solides intellektuelles Fundament bereit. Darüber hinaus ist es Claudia Jeschke gelungen – auch das eine Verbindung von Theorie und Praxis – die Türen von zunächst deutschen und dann auch österreichischen Universitäten für eine eigenständige Tanzwissenschaft zu öffnen und den Weg zu deren Institutionalisierung als akademische Disziplin zu ebnen. Zwischen kunstgeschichtlichen Epochen und zeitgenössischen Körpern navigierend schuf Claudia Jeschke einen Rahmen und bestellte ein Feld, von dem in Folge viele Nutzen und Gewinn hatten – zuvorderst der Tanz als eine der Oper und dem Theater gleichwertig zu behandelnde Bühnenkunst. Ihren Themen folgt Claudia Jeschke immer mit Akribie und einer stupenden Redlichkeit. Ihre akademische Karriere begann mit einem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, und als sich Anfang der 80er Jahre innerhalb des Instituts der Theaterwissenschaft eine Spartenbildung nach Musik- und Sprechtheater und Tanz abzeichnete, war sie die richtige Person am richtigen Ort für die erste wissenschaftliche Tanz-Stelle an der Münchner Universität. Die Möglichkeit ihrer Habilitierung ergab sich dann aber nur in Leipzig, wo Claudia Jeschke jahrelang die ehrenamtliche Leitung des dortigen Tanzarchivs innehatte und für dessen Eigenständigkeit sie kämpfte. Die erste deutsche Professur für Tanzwissenschaft wurde dann allerdings in Köln eingerichtet, und es war Claudia Jeschke, die man darauf rief. Als dann in Salzburg die gleichfalls erste Professur für Tanzwissenschaft des Nach- barlandes eingerichtet wurde, war es wieder die Historio-Choreographin Jeschke mit ihren speziellen Arbeitsschwerpunkten und Themen, die man lud. Mittlerweile folgt die emeritierte Professorin weiterhin ihren wissenschaftlichen Interessen, nun an der Anton-Bruckner-Universität in Linz und im polnischen Bytom.
Ständiger Wohnsitz in all den Jahren ist München geblieben, dem sie als Kuratorin am Deutschen Theatermuseum, mit Lehraufträgen an der Universität, als Jurorin für das Kulturreferat immer verbunden geblieben ist. Claudia Jeschkes Meinung wurde und wird gleichermaßen hoch geschätzt – sowohl in der freien Szene als auch beim Staatsballett über alle Stile und Altersgrenzen hinweg. Neben ihren anerkannten wissenschaftlichen Arbeiten gilt es auch, das beispiellose Engagement einer Tanzaktivistin zu würdigen, deren Hochachtung für den Tanz als Kunstform immer mit dem Respekt für die Materialität des Körpers und seiner jeweiligen Umstände gekoppelt ist. Claudia Jeschke hat vielen und vielem den Weg bereitet – die Stadt möchte es ihr danken.“
Informationen auch unter www.muenchen.de/tanz .
(Siehe auch unter Terminhinweise)