Welche Form von Kunstrasen setzt die LHM auf ihren Plätzen ein?
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Rathaus Umschau 135 / 2019, veröffentlicht am 18.07.2019
Welche Form von Kunstrasen setzt die LHM auf ihren Plätzen ein?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Herbert Danner, Anna Hanusch, Paul Bickelbacher, Sabine Krieger, Jutta Koller und Oswald Utz (Fraktion Die Grünen – rosa liste) vom 26.04.2019
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Zum Sachverhalt, der Ihrer Anfrage zu Grunde liegt, schildern Sie Folgendes:
Die Stadt München ist seit einigen Jahren dazu übergegangen, vermehrt Kunstrasenplätze zu bauen, da diese vor allem durch die ganzjährige Bespielbarkeit überzeugen. Sie weisen darauf hin, dass es auch kritische Töne zu diesem Sportplatzbelag gibt und nennen hier Punkte wie Klimaregulierung und Bodenschutz, aber auch eine mögliche gesundheitsschädigende Wirkung von eingesetztem Gummigranulat, insbesondere aus Altreifen. Schließlich sprechen Sie auch noch das Thema Umweltverschmutzung durch Mikroplastik aus Gummigranulat von Kunstrasenplätzen an.
Zu den von Ihnen gestellten Fragen kann ich Ihnen in Abstimmung mit dem Baureferat und dem Referat für Gesundheit und Umwelt Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Welche Form von Kunstrasen setzt die Landeshauptstadt derzeit auf ihren Sportanlagen ein?
Antwort:
Abgesehen von wenigen Vollkunstrasenplätzen (ohne Füllung) für Hockey setzt die Landeshauptstadt München bei Modernisierungen und Neubauten von Kunstrasenplätzen für Fußball den Kunstrasenplatztyp der dritten Generation mit einer Füllung aus Quarzsand und Granulat ein.
Frage 2:
Welche Anbieter mit welchen Produkten gibt es derzeit am Markt und durch welche Eigenschaften unterscheiden sich die Produkte?
Antwort:
Nach unserem Kenntnisstand existieren in Deutschland derzeit drei bis vier, europaweit ca. ein Dutzend Anbieter, die Kunstrasenbeläge für den Einsatz auf Sportanlagen herstellen. Die Produktpaletten der einzelnen Firmen ähneln sich. Überwiegend werden Kunstrasenbeläge für unterschiedliche Sportarten angeboten. Die elastischen Verfüllmaterialien wer-den in der Regel zugeliefert und werden nicht von den Produzenten der Kunstrasenbeläge selbst hergestellt. Nach der jeweiligen Art des Füllstoffs (Recycling-Granulat, Granulat aus Neumaterial oder Kork) gibt es mehrere entsprechend spezialisierte Unternehmen im europäischen Raum. Die Eigenschaften des Kunstrasens entsprechen den einschlägigen Fachnormen und sind vom Hersteller durch Prüfzeugnisse nachzuweisen.
Frage 3:
Welche Verfüllmaterialien kommen auf den städtischen Plätzen zum Einsatz? Gibt es derzeit Plätze mit Verfüllmaterial, welches aus Altreifen hergestellt wurde?
Antwort:
Seit ca. zehn Jahren werden zur Verfüllung von Kunstrasen Quarzsand und neues, unrecyceltes EPDM-Granulat verwendet. Derzeit gibt es noch zwei Plätze im städtischen Unterhalt, auf welchen Recycling-Granulat mit Bestandteilen aus Altreifen vorhanden ist.
Frage 4:
Falls derzeit Verfüllmaterial aus Altreifen zum Einsatz kommt – Bis wann soll dieses ausgetauscht werden?
Antwort:
Das Vorgehen wurde bereits im Antwortschreiben des Baureferates
vom 28.11.2016 auf die Stadtratsanfrage Nr. 14-20/F00716 (Az. D-HAII/ V1 5210.1-36-0017) dargestellt. Das Granulat auf den beiden verbliebenen Plätzen wird bis Ende 2019 ausgetauscht.
Frage 5:
Welche anderen Verfüllmaterialien gibt es auf dem Markt?
Antwort:
Neben einer Füllung aus reinem Quarzsand (ohne Granulat) werden nach unserer Kenntnis Produkte aus Naturmaterialien, Kunststoffen und Kombinationen aus beiden Materialien erprobt.
Frage 6:
Hat sich die Stadt schon mit Kork als Verfüllmaterial auseinandergesetzt? Wenn ja, zu welcher Einschätzung ist sie gekommen?
Antwort:
Kork als Verfüllmaterial ist uns bekannt. Aufgrund der nicht ausreichenden Erfahrungen in der Praxis, kann jedoch keine abschließende Einschätzung abgegeben werden.
Frage 7:
Wie wird/wurde bisher entschieden, welcher Belag und welches Verfüllmaterial ausgewählt wird?
Antwort.
Gemäß dem Beschluss des Schul- und Sportausschusses vom 22.9.2010 (Sitzungsvorlage Nr. 08-14/V 04206) kommen Kunstrasenplätze auf städtischen Sportanlagen – ergänzend zu Naturrasenplätzen – dort zum Einsatz, wo Plätze so intensiv genutzt werden, dass ein Naturrasenbelag dem Nutzungsdruck nicht standhalten kann.
Die Entscheidung, welche Art von Kunstrasenplatztyp im konkreten Fall eingesetzt wird, ist abhängig davon, welche Sportart auf dem Platz schwerpunktmäßig ausgeübt wird. Für Hockey ist ein Vollkunstrasenplatz (ohne Füllung) von Verbandsseite vorgeschrieben. Für Fußball ist dieser Typ nicht geeignet. Hier weist der Kunstrasenplatz der dritten Generation (Füllung aus Quarzsand und Granulat) aktuell die besten Spieleigenschaften auf. Da auf den städtischen Freisportanlagen Fußball mit Abstand die am meisten ausgeübte Sportart ist, wird hier aktuell überwiegend der Kunstrasenplatztyp der dritten Generation (Füllung aus Quarzsand und Granulat) eingesetzt.
Frage 8:
Wie viel Verfüllmaterial muss jährlich auf den städtischen/den an die Sportvereine übergebenen Plätzen nachgefüllt werden?
Antwort:
Auf den städtischen Sportanlagen werden auf einem Großspielfeld ca. 0,5 Tonnen EPDM-Granulat pro Jahr nachgefüllt.
Frage 9:
Hat die Landeshauptstadt München darüber Kenntnis, in wie weit das Verfüllmaterial verweht oder durch die SportlerInnen „ausgetragen“ wird?
Antwort:
Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, inwieweit Verwehungen oder Austrag durch Sportlerinnen und Sportler zum Granulatverlust beitragen.
Frage 10:
Führt die LHM auf ihren eigenen Plätzen (bzw. solchen die in Erpacht an Vereine übergeben sind) regelmäßige Kontrollmessungen – wie von der European Chemical Agency (ECHA) empfohlen – durch?
Antwort:
Die Landeshauptstadt München führt auf bestehenden Kunstrasenplätzen keine Kontrollmessungen durch.
Frage 11:
Wer entscheidet welche neuen Formen von Kunstrasen ausgewählt wer- den und nach welchen Kriterien wird ausgewählt?
Antwort:
Hierzu wird auf die Antwort auf Frage sieben verwiesen. Die Entscheidung, welcher Sportplatzbelag wo eingesetzt wird, liegt im Aufgabenbereich des Referates für Bildung und Sport und wird in Abstimmung mit dem Baureferat getroffen.
Frage 12:
Welche Bedeutung haben ökologische und gesundheitliche Kriterien bei der Auswahl von Kunstrasen?
Antwort:
Soweit der Stadtverwaltung konkrete Anhaltspunkte oder Erkenntnisse vorliegen, werden bei der Auswahl der Platzbeläge neben sport- und baufachlichen sowie ökonomischen Kriterien weitere, insbesondere ökologische und gesundheitliche Gesichtspunkte berücksichtigt.
Ein Beispiel hierfür ist der Verzicht auf Recycling-Granulat, da dieses bereits vor einigen Jahren wegen möglicher Gesundheitsgefahren in die Kritik gekommen ist.
Aktuell liegt das Thema einer möglichen Umweltverschmutzung durch Granulat in städtischen Kunstrasenplätzen zur federführenden Bearbeitung im Referat für Bildung und Sport auf dem Tisch. Das Referat für Bildung und Sport führt hierzu gemeinsam mit dem Baureferat und dem Referat für Gesundheit und Umwelt eine fachliche Recherche durch und wird dem Stadtrat die Ergebnisse mit einer belastbaren Handlungsempfehlung – voraussichtlich Ende 2019 – zur Entscheidung vorlegen.
Frage 13:
Hat sich die Landeshauptstadt bereits mit Hybridrasen auseinandergesetzt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Antwort:
Das Thema „Hybridrasen – eine nachhaltige Alternative für Münchens Sportplätze?“ wurde im Rahmen des letzten Sportbauprogramms im Sportausschuss am 10.10.2018 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V 12514, Teil E Ziffer 3) ausführlich behandelt. Das Referat für Bildung und Sport und das Baureferat haben hier erläutert, warum Hybridrasen aus sport- und baufachlicher Sicht derzeit keine adäquate Alternative für Kunstrasen darstellt. Hybridrasen wurde bereits vor einigen Jahren als mögliche Alternative für Kunstrasen auf einem städtischen Rasennebenplatz der Bezirkssportanlage Demleitner Straße 2 in besonders strapazierten Bereichen (z. B. Torraum) zu Testzwecken eingesetzt. Sowohl die Rückmeldungen des städtischen Anlagenpersonals als auch die der Nutzerinnen und Nutzer waren jedoch negativ. Daher wurde von einem weiteren Einsatz von Hybridrasen Abstand bisher genommen.
Frage 14:
Können die derzeit eingesetzten Rasenbeläge am Ende ihrer Lebenszeit recycelt werden ?
Antwort:
Wir gehen davon aus, dass sich die Frage auf Kunstrasenplätze bezieht. Ausgebaute Kunstrasenplätze werden einer Wiederverwertung zugeführt. Nach unserer Kenntnis gibt es Verfahren, die den Kunstrasen und das Füllmaterial aufbereiten und die Stoffe verwerten.
Frage 15:
Welche Versiegelung entsteht durch die Schaffung von Kunstrasenflächen gegenüber der Beibehaltung von Naturrasenflächen? (Angabe in km² absoluter Platz sowie km² jährlicher Zahl)
Antwort:
Kunstrasenflächen haben einen wasserdurchlässigen Aufbau, deren Durchlässigkeit mit Naturrasen vergleichbar ist.
Frage 16:
Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck eines neu geschaffenen Kunstrasenplatzes?
Antwort:
Über den CO2-Fußabdruck von Kunstrasenplätzen liegen uns keine Informationen vor.
Frage 17:
Werden Kunstrasenflächen seitens der Landeshauptstadt als Grünflächen gewertet? Wenn ja, mit welcher Begründung?
Antwort:
Kunstrasenspielfelder sind Bestandteil städtischer Sportanlagen und gelten als Spielfelder bzw. Sportflächen.
Frage 18:
Liegen Kunstrasenplätze auf dem Stadtgebiet nahe ökologisch sensibler Bereiche oder von Wasserschutzzonen? Wenn ja, hat die Landeshauptstadt München Kenntnis darüber ob sich in diesem Gebieten Mikroplastik be- dingt durch die Kunstrasenplätze befindet?
Antwort:
Einige Kunstrasenplätze liegen im Umfeld von ökologisch sensiblen Bereichen. Ob sich dort Mikroplastik befindet, ist uns nicht bekannt.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.