Ergebnisse der Münchner Pflegestudie vorgestellt Archiv
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Rathaus Umschau 136 / 2019, veröffentlicht am 19.07.2019
Im Gesundheitsausschuss des Stadtrats sind jetzt die Ergebnisse der Münchner Studie zur „Situation der Pflegekräfte in den Münchner Krankenhäusern“ vorgestellt worden. Die Studie des IGES-Instituts Berlin (Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen) belegt die angespannte Situation auf dem Pflegemarkt. An der Befragung haben 16 Klinikstandorte, 1.261 Pflegekräfte sowie 463 Schülerinnen und Schüler in Ausbildung oder Studium für Pflegeberufe teilgenommen.
Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs: „Die Münchner Studie zeigt, dass die Situation in der Krankenpflege alarmierend ist. Ich danke allen Münchner Kliniken für die Teilnahme an der Studie und auch allen Akteuren im Gesundheitsbereich für die Mitarbeit beim Runden Tisch.“
Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:
Einkommen
Rund 80 Prozent der teilnehmenden Pflegekräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sind mit ih- rem Einkommen unzufrieden. Dies ist auch auf die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere die Mieten in München zurückzuführen.
Fluktuationsrate/personelle Situation
In München herrscht mit 16 Prozent eine doppelt so hohe Fluktuations- und Kündigungsrate im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (8 Prozent). Gründe hierfür liegen zum einen im Wegzug aus München aus privaten oder Kostengründen oder in der Abwerbung anderer Kliniken durch Prämien. Zum anderen nennen die Pflegekräfte das geringe Einkommen als auch die hohe Arbeitsbelastung als Hauptgründe für die berufliche Umorientierung. 10 von 15 Krankenhäusern berichten, dass personelle Engpässe im pflegerischen Bereich zu Verschiebungen von Operationen oder geplanten Aufnahmen im Krankenhaus führen.
Pflegeberuf
36 Prozent der Pflegekräfte tragen sich mit dem Gedanken, den Beruf komplett zu verlassen. Geringes Einkommen (80 Prozent), fehlende Anerkennung ihrer Arbeit (66 Prozent) und eine hohe Arbeitsbelastung (53 Prozent) geben Pflegekräfte als Hauptgründe für ihre Unzufriedenheit im Pflegeberuf an. Dennoch identifizieren sich 77 Prozent der Pflegekräfte sehr mit ihrem Beruf und finden ihre Arbeit abwechslungsreich und interessant.
Arbeitsbelastung
Rund 93 Prozent der Pflegekräfte gaben an, Überstunden zu haben. Rund die Hälfte der Befragten können Pausenzeiten nie oder selten einhalten und springen zudem außerplanmäßig oft für Kolleginnen und Kollegen ein.
Praktische Ausbildung
Schülerinnen und Schülerin der Pflegeausbildung geben eine hohe Unzufriedenheitmit der Arbeitsbelastung (45 Prozent), den Arbeitsbedingungen (43 Prozent) und den Praxiseinsätzen (33 Prozent) an. 29 Prozent der Schüler in der Krankenpflege möchten nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung nicht mehr im Pflegeberuf arbeiten. 40 Prozent von ihnen planen nach ihrer Ausbildung ein Studium.
Die hohen Lebenshaltungskosten (Mieten) sind auch für Schüler und Studierende der Hauptgrund, nach der Ausbildung (74 Prozent) oder dem Studium (69 Prozent) nicht in München bleiben zu wollen.
Gesundheitsreferentin Jacobs: „Die Stadt München arbeitet bereits an zentralen Maßnahmen, um insbesondere die Personalsituation in den Münchner Kliniken zu verbessern. Mit einer Pflegekampagne, Münchner Informationstagen und Ausbildungsmessen sowie dem Einsatz eines Pflegescouts wollen wir unter anderem junge Leute für den Pflegeberuf gewinnen. Ebenso gibt das Angebot zur Schulsozialarbeit an der München Klinik Akademie wertvolle Unterstützung für die Auszubildenden, ihr Ausbildungsziel zu erreichen. Die Ausbildung wird bundesweit ab 2020 generalistisch sein, und besondere Praxiseinsätze sollen in einem Simulationszentrum geübt werden können. Gleichzeitig müssen wir dafür Sorge tragen, dass sich auch Berufsgruppen wie Pflegekräfte die Stadt München weiter leisten können. Hier gilt es, sich dafür einzusetzen, Gehälter insbesondere in teuren Ballungsräumen anzupassen und bezahlbare Wohnungen für Pflegekräfte bereitzustellen.“
Der ausführliche Endbericht zur Pflegestudie ist unter http://www.muenchen.de/pflegestudie zu finden.