Auf gleich zwei interessante Filmreihen dürfen sich die Besucher im Münchner Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, freuen: Am nächsten Freitag, 13. September, um 18.30 Uhr beginnen die Filmreihen „Russian Seasons“ mit Filmen aus zwei Phasen des sowjetischen Kinos und um 21 Uhr die vollständige Retrospektive zu Alfred Hitchcock mit allen seinen kurzen und langen Kino- und Fernsehfilmen.
- Am 13. August 2019 hatte Alfred Hitchcock seinen 120. Geburtstag. Grund und Anlass genug, dem „Master of Suspense“ eine vollständige Retrospektive seiner Filme zu widmen. Von Freitag, 13. September, bis zum 26. Februar 2020 können alle Kino- und Fernsehfilme Alfred Hitchcocks sowie seine Kurzfilme und Raritäten auf der Leinwand genossen werden – in der englischen Originalfassung, zum Teil mit deutschen Untertiteln.
Die Retrospektive ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern beginnt mit Hitchcocks amerikanischen Produktionen, mit dem Psychothriller „Rebecca“ aus dem Jahr 1940. Neben Filmen der 1940er Jahre wie „Shadow of a Doubt“ mit den beiden „Charlies“ Teresa Wright und Joseph Cotten und dem Analytikerdrama „Spellbound“ mit Ingrid Bergman und Gregory Peck, den Farbfilmen der 1950er Jahre wie „Dial M for Murder“ in 3D mit Grace Kelly und der schwarzen Komödie „The Trouble with Harry“ mit John Forsythe und Shirley MacLaine zeigt das Filmmuseum kurz vor Weihnachten Doppelprogramme des gleichen Titels in verschiedenen Versionen. „Blackmail“ aus dem Jahr 1929 ist beispielsweise sowohl Hitchcocks letzter Stummfilm als auch sein erster Tonfilm. Beide Versionen kommen am 21. Dezember zur Aufführung. Die Agentengeschichte „The Man Who Knew Too Much“ drehte Hitchcock zweimal: zuerst 1934, mit beklemmender Enge erzählt, was nicht nur wegen des Darstellers Peter Lorre an Filme von Fritz Lang erinnert, dann mehr als zwanzig Jahre später in der bekannteren Version mit James Stewart, die eher komödiantisch angelegt ist. Unvergesslich darin ist Doris Day als Arztgattin und ehemalige Sängerin, die mit dem laut geschmetterten Lied „Que sera“ ihrem Sohn das Leben rettet. (20. Dezember um 18.30 und 21 Uhr).
Ab dem 10. Januar 2020 zeigt das Münchner Filmmuseum außerdem Hitchcocks Anfänge, seine britischen Stummfilme wie die Vierecksgeschichte „The Pleasure Garden“ oder die düstere Mördergeschichte „The Lodger“ mit Ivor Novello – mit bewährter Live-Musikbgleitung von Sabrina Zimmermann & Mark Pogolski, Richard Siedhoff, Günter A. Buchwald und Stephen Horne. Unbekanntere Tonfilme wie der im aristokratischen Milieu angesiedelte „The Skin Game“und „Waltzes from Vienna“ über die Musikerfamilie Strauss führen hin zu seinen letzten englischen Produktionen „The Lady Vanishes“ mit Margaret Lockwood und „Jamaica-Inn“ nach dem Roman von Daphne du Maurier, mit Maureen O‘Hara und Charles Laughton als Strandräuberbandenanführer.
Alle Filme und Termine unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film. Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge.Karten können vorbestellt werden unter Telefon 233-96450.
- Für das Projekt „Russian Seasons“ haben Peter Bagrov, Leiter der Filmabteilung des George Eastman Museums in Rochester, und der Filmkritiker Konstantin Shavlovsky zwei Filmreihen kuratiert, die unterschiedliche Phasen des sowjetischen Kinos dokumentieren. Von Freitag,13. September, bis Dienstag, 17. Dezember, werden insgesamt 16 Filme in der Originalfassung mit überwiegend deutschen Untertiteln gezeigt; die drei Stummfilme werden von Filipp Cheltsov begleitet. „Der Mann, der das Gedächtnis verlor“ von Fridrich Ermler erzählt die Geschichte eines im Krieg verwundeten Unteroffiziers, der durch seinen Gedächtnisverlust erst zehn Jahre später die Errungenschaften der Sowjetunion bewundern kann. Der Film ist – vor allem in der berühmten Traumsequenz – wie viele andere frühe sowjetische Filme stark vom deutschen Expressionismus beeinflusst. „Zerissene Stiefelchen“ von Margarita Barskaja spielt in der Weimarer Republik in Deutschland und zeigt die klischeehaften Bilder von Arbeitslosigkeit, Menschenschlangen und reichen Bürgern aus der Perspektive von Kindern. Eine Goldene Palme in Cannes gewann „Wenn die Kraniche ziehen“ von Michail Kalatozov, der erste sowjetische Film, in dem der Krieg als eine private menschliche Tragödie gezeigt wurde. Er ist mit Pathos und einer subjektiven Kamera aus Sicht der Protagonistin inszeniert und stand entgegen dem Trend, seit Beginn der „Tauwetter-Periode“ nach Stalins Tod 1953 eher im neorealistischen Stil zu erzählen. Typisch war aber, dass sich der Film nicht mehr für die Massen oder Heldengeschichten interessierte, sondern für die Schicksale einfacher Menschen. Zehn Jahre später fokussiert sich Kira Muratova in ihrem Drama „Kurze Begegenungen“, dem Namensgeber der Filmreihe, auf zwei Frauen, die auf denselben Mann warten, ohne zu wissen, dass sie Rivalinnen sind und schildert die „bleierne Zeit“ der Sowjetunion so erdrückend, dass der Film bald nach Erscheinen in den Giftschrank kam. Kameramann Gennadij Karjuk ist bei der Vorführung am Dienstag 12. November, um 18.30 Uhr zu Gast.
Außerdem begrüßt das Filmmuseum am Dienstag, 26. November, den Regisseur und Autor Andrej Smirnov zu seinem Film „Herbst“ sowie den Darsteller und heutigen Filmkritiker Dmitrij Savel‘ev zum Familiendrama „Die Frau ist gegangen“ am Dienstag, 3. Dezember.
Alle Vorstellungen beginnen um 18.30 Uhr. Titel und Termine der Reihe finden sich unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film. Karten können vorbestellt werden unter Telefon 233-96450. Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge und Live-Musik.