Kindertagesbetreuung
(12.9.2019 – teilweise voraus) Zur Berichterstattung „Auswege aus der ,Kita-Krise‘‘“ in der SZ vom 11.9.2019 und ähnliche Artikel in tz, Münchner Merkur und BILD nimmt das Referat für Bildung und Sport wie folgt Stellung:
Der Aussage, dass sich „trotz Kita-Finder die Lage verschlechtert“ habe, widerspricht das Referat für Bildung und Sport ganz entschieden. Zu den genannten Fällen und der Gesamtsituation im Bereich Kindertagesbetreuung in München ist festzuhalten:
Massiver Ausbau der Plätze im Bereich Kindergarten und Kinderkrippe
Die Landeshauptstadt München investiert in den Ausbau von Betreuungsplätzen in den Bereichen Krippe und Kindergarten seit Jahren massiv und nachhaltig. Seit dem Jahr 2000 konnte die Zahl der Betreuungsplätze für Null- bis Sechsjährige mehr als verdoppelt werden – von 32.013 Plätzen im Jahr 2000 auf heute 69.334 Plätze. Für die Landeshauptstadt München hat die Versorgung aller suchenden Kinder oberste Priorität. Die steigenden Bedarfe sind wie in den vergangenen Jahren eine Herausforderung - nichtsdestotrotz werden wir den Rechtsanspruch erfüllen.
Weitere Optimierung des kita finders+
Der kita finder+ ist eine bundesweit angewendete Softwarelösung, die die Anmeldung für verschiedene Kitas zulässt. Rund 85 Prozent aller Münchner Plätze werden durch den kita finder+ vermittelt. Anfang August ging eine neue Version des kita finder+ online. Das neue Elternportal ist eine auf Basis von Elternrückmeldungen optimierte Version des bisherigen Portals. Es ist noch benutzerfreundlicher und übersichtlicher gestaltet, sodass die Suche und die Anmeldung in den Wunschkitas noch leichter wird.
Zudem wird der kita finder+ auch bald in einer englischen Version für Münchner Familien angeboten. Aktuell wird daran gearbeitet, auch die Tagespflege in Familien zeitnah über den kita finder+ zu vermitteln. Zudem wurde der Informationsbrief eingeführt, den Münchner Familien im laufenden Vergabeverfahren (Juni) erhalten. Im Zug der Platzvergabe nach dem nächsten Stichtag im Jahr 2020 werden auf Wunsch des Oberbürgermeisters die Eltern während des Vergabeprozesses turnusmäßig informiert.
Eltern, die noch Bedarf für einen Betreuungsplatz haben, sollen sich bitte umgehend mit der Elternberatung des Referats für Bildung und Sport in Verbindung setzen. Im Rahmen sogenannter Versorgungsrunden wurden alle städtisch geförderten Münchner Förderformel-Kitas abgefragt, ob sie ggf. noch weitere Plätze anbieten können. So werden ständig weitere Betreuungsplätze für die bei der Elternberatung gemeldeten Kinder ermittelt. Außerdem melden viele Träger selbstständig ihre freien Betreuungsplätze an die Elternberatung, so dass Familien laufend freie Betreuungsplätze angeboten werden können.
Umfangreiche Maßnahmen zur Gewinnung von Personal
Im Bereich Kinderbetreuung gibt es bundesweit Personalmangel. Die Landeshauptstadt München ergreift entsprechend viele verschiedene Maßnahmen, um das bestehende Personal zu halten, weiterzuqualifizieren und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Dazu gehören u.a. finanzielle Anreize wie die Münchenzulage und die Arbeitsmarktzulage.
Zum Januar 2020 plant die Landeshauptstadt, die Münchenzulage zu verdoppeln. Dies bedeutet, dass das Einstiegsgehalt für Erzieherinnen und Erzieher ab März 2020 voraussichtlich 3506,91 Euro betragen wird.
Darüber hinaus gibt es zur Gewinnung von Personal großflächige Plakatkampagnen, Radiowerbung, Schnupperwochenenden, die Präsenz auf Jobtagen, Azubimessen und Infotagen z.B. an der Fachakademie für Sozialpädagogik und Kooperationsprojekte mit Ländern im europäischen Ausland, u.a. um Personal zu rekrutieren.
Der Städtische Träger bietet zudem immer mehr Plätze in alternativen Ausbildungswegen an. Dazu gehört OptiPrax (eine verkürzte und durchgehend vergütete Ausbildung zum/zur Erzieher/in nach (Fach)-Abitur).
Dieses Ausbildungsmodell startete für (Fach)-Abiturienten im Jahr 2016 mit 50 Ausbildungsstellen. Im Sommer 2019 hat der erste Jahrgang die Ausbildung abgeschlossen.
Im Jahr 2018 erfolgte die Ausweitung des Modells mit der Verdoppelung auf 100 Ausbildungsstellen. Zum Schuljahresstart im September 2019 wurden erneut 100 Stellen bereitgestellt. Das bedeutet, dass ab dem Schuljahr 2020/2021 dauerhaft 300 Ausbildungsstellen in diesem Modell beim Städtischen Träger und bei den Tagesheimen zur Verfügung stehen.
Zusätzlich wird im September 2020 das 4-jährige OptiPrax-Modell für Bewerberinnen und Bewerber mit Mittlerem Bildungsabschluss eingeführt, zunächst mit 25 Ausbildungsstellen beim Städtischen Träger und den Tagesheimen und 25 Stellen bei den Freien Trägern. Beim Endausbau dieses Modells stehen dann 200 Ausbildungsstellen stadtweit zur Verfügung.
Ein weiterer alternativer Ausbildungsweg ist das Assistenzkraftmodell zum/zur Kinderpfleger/in. Die Städtische Fachakademie für Sozialpädagogik bietet außerdem ab September 2019 neu einen zweijährigen Ausbildungsgang zur Fachkraft für die Betreuung von Kindern im Grundschulalter an.
Wirtschaftliche Jugendhilfe mildert soziale Härten
In der genannten Berichterstattung wendet eine Mutter nach eigenen Angaben ihr gesamtes Monatsgehalt von 1600 Euro für die Kinderbetreuung auf. Hierzu ist anzumerken:
Sollten Eltern einen rechtsansprucherfüllenden Betreuungsplatz in einer Einrichtung erhalten, dessen Gebühren für sie nicht zumutbar sind, gibt es selbstverständlich die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung über die wirtschaftliche Jugendhilfe zu erhalten.
Eltern und Kinder werden im Rahmen der bundesgesetzlichen Vorgaben durch die Möglichkeit der ganzen oder teilweisen Übernahme des Kostenbeitrags im Rahmen der wirtschaftlichen Jugendhilfe nach § 90 SGB VIII vor unzumutbaren Belastungen geschützt.
Im Einzelfall wird auf Antrag der Kostenbeitrag ganz oder teilweise übernommen, wenn die durch den Besuch der Einrichtung entstehende finanzielle Belastung dem Kind und seinen Eltern aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage nicht zumutbar ist. Ob die Voraussetzungen erfüllt sind und ggf. in welcher Höhe die Beiträge für den Besuch von Kindertageseinrichtungen frei gemeinnütziger und sonstiger Träger tatsächlich übernommen werden, wird durch das zuständige Sozialbürgerhaus (Sozialreferat) geprüft.
Massiver Ausbau der Plätze im Grundschulbereich
In der Berichterstattung bemängeln zwei Münchner Mütter, dass sie nur einen Platz in einer Mittagsbetreuung bzw. keinen Hortplatz bekommen hätten. Hierzu ist festzuhalten: Die Landeshauptstadt München baut seit Jahren auch im Grundschulbereich das Platzangebot massiv aus, zum Schuljahr 2019/20 können insgesamt 36 390 Plätze zur Verfügung gestellt werden (das sind 1246 Plätze mehr als im Vorjahr). Diese Plätze umfassen Horte, Mittagsbetreuungen, Ganztagsklassen, Tagesheime und seit dem Schuljahr 2018/19 auch die neue Betreuungsform Kooperative Ganztagsbildung. Bei diesem Modellprojekt, das die LHM in Kooperation mit dem bayerischen Sozialministerium und dem bayerischen Kultusministerium entwickelt hat, erhalten die Eltern bereits bei der Anmeldung an der Sprengelgrundschule eine Garantie für einen ganztägigen Betreuungsplatz. Zum Schuljahr 2019/20 bieten zehn Münchner Grundschulen dieses Modell an, der weitere Ausbau ist geplant.