Unter dem Titel „Vater“ zeigt die Artothek, einer der sechs städtischen Kunsträume, Rosental 16, ab Donnerstag, 26. September, 19.30 Uhr, bis 9. November eine Installation, Reliefarbeit und Zeichnungen von Maria Providencia Casanovas, Rita Hensen, und Christian Leitna. Die zwei Künstlerinnen und der Künstler nähern sich auf individuelle Weise dem bisher von der bildenden Kunst wenig aufgegriffenen, aber alle betreffenden Thema Vater an. Die Kunstwerke sind während der Öffnungszeiten der Artothek Mittwoch und Freitag 14 bis 18 Uhr, Donnerstag 14 bis 19.30 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 13 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Informationen unter www.muenchen.de/artothek.
Die in New York lebende Spanierin Maria Providencia Casanovas untersucht auf der Spurensuche nach ihrem Vater die Zeichnungen, die er in seinen letzten Lebensjahren von Orten und Wegen in seiner Nachbarschaft anfertigte, indem sie diese um das 20-fache vergrößerte und mit großer Akribie durchdrang und nachzeichnete. Die durch die starke Vergrößerung der Bleistiftstriche entstandenen Muster und Zeichen entschlüsselte Casanovas und entwickelte mit viel Humor ein sehr persönliches, autobiographisch geprägtes Alphabet, eine neue Sprache, entstanden auf den Spuren des Vaters. Maria Provindencia Casanovas ist von Anfang August bis Ende September 2019 Stipendiatin im Ebenböckhaus des Kulturreferates der Stadt München.
Rita Hensen hat in ihrer Kunst viele Väter. Sie nähert sich dem Thema, indem sie es öffnet und erweitert. So pflegt sie auch in der Kunst väterliche Freundschaften und Zwiesprache mit Vorbildern wie zum Beispiel René Magritte und Marcel Broodthaers. In der Artothek zeigt Rita Hensen unter anderem eine kleine Reliefarbeit, ein Anagramm mit dem Titel „Auch mein Vater hat Humor“. Es handelt sich um eine Stecktafel, mit variablen Buchstaben, wie sie in Ämtern Verwendung findet. Ausgangspunkt für diese heitere Arbeit war eine Begegnung mit einem Bäcker in Brüssel, der sie an ihren Vater erinnerte. Rita Hensen stellt das Richtige, wie hier die Buchstaben, auf den Kopf, erschafft mit narrativem Talent und humorvoller Neugier ein neues Bild und zeigt, dass alles auch anders sein kann, zu anderen Zeiten und Bedingungen.
Die Arbeit von Christian Leitna ist autobiographisch geprägt. 2016 machte er sich auf die Suche nach den letzten Aufenthaltsspuren seines Vaters in Österreich sowie dem 450 Jahre alten Bauernhaus seiner Großeltern, in dem er glückliche Kindheitstage verbrachte, das er aber nur noch als Holzruine vorfand. In seiner Rauminstallation in der Artothek setzt er stellver- tretend für das großelterliche Haus alte Holzbretter ein, um die Architektur des Ausstellungsraumes mit der des alten Hauses verschmelzen zu lassen und daraus etwas Neues zu entwickeln. Mit fragil anmutenden Überblendungen von Fotos von seiner Familie und des Bauernhauses lässt er die Vergangenheit noch einmal lebendig werden und schlägt den Bogen zur Gegenwart.