Das Sozialreferat hat heute den mittlerweile „Neunten Marktbericht Pflege“ dem Sozialausschuss des Stadtrats vorgelegt. Inzwischen steht in der Landeshauptstadt München ein Angebot von 59 vollstationären Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 8.048 Plätzen zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr ist wieder ein deutlicher Anstieg an vollstationären Pflegeplätzen festzustellen (Anstieg um 353 Plätze). Nach wie vor ist die Auslastung der Plätze auf einem sehr hohen Niveau (Belegung der Plätze zu 95,9 Prozent), was auf eine konstante Nachfrage nach diesem Versorgungsangebot schließen lässt. In der Kurzzeitpflege liegt der Angebotsschwerpunkt nach wie vor bei den eingestreuten Plätzen in vollstationären Pflegeeinrichtungen. Diese Plätze könne je nach Nachfrage sowohl als Dauerpflegeplatz als auch als Kurzzeitpflegeplatz genutzt werden. 55 der 59 vollstationären Pflegeeinrichtungen bieten eingestreute Kurzzeitpflegeplätze an. Darüber hinaus gab es zum 15. Dezember 2018 insgesamt 45 feste Kurzzeitpflegeplätze.
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Diese Marktentwicklungen zeigen, dass die Landeshauptstadt München den richtigen Weg eingeschlagen hat: Trotz eingeschränkter kommunaler Einwirkungsmöglichkeiten engagiert sich das Sozialreferat weiterhin nachhaltig und erfolgreich in der pflegerischen Versorgung, unter anderem durch Investitionskostenförderung und durch Flächenreservierungen für die Planungen vollstationärer Pflegeeinrichtungen in den Münchner Sozialregionen. Dabei werden natürlich auch Personalwohnungen berücksichtigt. Außerdem unterstützen wir durch gezielte Förderprogramme die Weiterentwicklung der Pflegequalität.“ Die Münchner Pflegeeinrichtungen engagieren sich zunehmend hinsichtlich der Fachkräftesicherung und Mitarbeiterbindung. Neben gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen unterstützen bereits 55 von 59 vollstationären Pflegeeinrichtungen ihre Mitarbeitenden durch verschiedene Fort- und Weiterbildungsangebote. In 53 Einrichtungen ist auf Wunsch der Mitarbeitenden in der Pflege eine sofortige Ausweitung von Teilzeit- auf Vollzeitstellen möglich. Schon 51 vollstationäre Pflegeeinrichtungen stellen ihren Mitarbeitenden preisgünstige Appartements, Betriebswohnungen oder Wohnheim-Plätze zur Verfügung. Trotz dieser Bemühungen waren 291 der Plätze unter anderem wegen des Mangels an beruflich Pflegenden nicht belegbar.
Dorothee Schiwy: „Der Fachkräftemangel ist nach wie vor eines der wichtigsten Themen im Bereich der Pflege. Wir fordern daher weiterhin eine angemessene Vergütung für beruflich Pflegende. Vor allem müssen zukünftig Langzeitpflege/Altenpflege und Krankenpflege gleichberechtigt sein. Außerdem brauchen wir dringend Reformen hinsichtlich der Kosten, die für die Pflegebedürftigen entstehen. “
Die Pflegeversicherung trägt nur einen Teil der Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz. Diese Leistungen aus der Pflegeversicherung variieren je nach Pflegegrad. Aufgrund der hohen Baukosten und der großen Investitionen der vollstationären Pflegeeinrichtungen in eine würdevolle und qualitätsgeleitete Pflege ist der Eigenanteil, den Pflegebedürftige selbst erbringen müssen, in München relativ hoch – er liegt bei rund 2.400 Euro. Zu diesem Gesamt-Eigenanteil gehören die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, der Investitionsbetrag je nach Zimmergröße, weitere Zusatzkosten (zum Beispiel Ausbildungszuschlag) und das von der/vom Pflegebedürftigen zu leistende Pflege-Entgelt.
Dorothee Schiwy: „Wir brauchen dringend eine Begrenzung der Eigenanteile durch die Bundesgesetzgebung. Außerdem müssen die Regelbedarfe im Bereich der Grundsicherung regionalisiert werden. Aus unserer Datenerhebung zum Neunten Marktbericht Pflege wissen wir, dass schon heute etwa ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner (2.584 Personen, d.h. 34,7 Prozent) Sozialhilfe zur Finanzierung ihres Platzes beziehen. Ihnen steht dann nur noch ein Barbetrag in Höhe von 120,15 Euro pro Monat, zum Beispiel für Friseur, Fußpflege, Erkältungsmittel und die Teilnahme an Ausflügen, zur Verfügung. Wir sind sehr froh, dass wir in München Notlagen zumindest zum Teil ausgleichen können, indem wir Stiftungsmittel der Landeshauptstadt München und Spenden für bedürftige Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner einsetzen. Trotzdem brauchen wir hier nach wie vor dringend Reformen auf Bundesebene.“
Seit 2011 führt die Landeshauptstadt München eine engmaschige Pflegemarktbeobachtung mit eigener Datenerhebung und jährlicher Berichterstattung durch.