Tanzveranstaltungen in Parks und Grünanlagen – was kann die Stadt tun, um das Konzept in München zu etablieren?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Ulrike Grimm und Manuel Pretzl (CSU-Fraktion) vom 19.6.2019
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Zunächst möchte ich mich für die gewährte Fristverlängerung bedanken. Ihrer Anfrage legen Sie folgenden Sachverhalt zugrunde:
„In vielen Städten Deutschlands finden in Parks und Grünanlagen regelmäßig (öffentliche) Tanzveranstaltungen statt, bei denen Anwohner und Besucher kostenlos das Tanzbein schwingen können. Egal ob Standardtänze, Salsa oder moderner Streetdance, egal ob mit großer Band, kleiner Combo oder mit Musik vom Tonband – diese Tanzveranstaltungen werden in der Regel sehr gut angenommen und von vielen Personen besucht. Denn Tanzen macht nicht nur Spaß und hält fit und gesund, sondern bringt außerdem Menschen unterschiedlichster sozialer und gesellschaftlicher Hintergründe zusammen. Auch die Einwohner der Landeshauptstadt München wünschen sich vermehrt solche Tanzveranstaltungen im öffentlichen Raum.“
Ihre Anfrage vom 19.6.2019 beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Wo und wie viele derartige Angebote gibt es in München?
Antwort:
Regelmäßige Tanzangebote in Parks und Grünanlagen beschränken sich nach derzeitiger Aktenlage auf Örtlichkeiten, die meist privat(-wirtschaftlich) organisiert werden. Ein frequentierter Ort hierbei ist der Dianatempel im Hofgarten, in dem die Bayerische Schlösserverwaltung über die Sommermonate mittwochs, freitags und sonntags Salsa, Tango Argentino und Swing duldet. Auf städtischen Flächen fanden bis 2018 den Sommer über auf dem Königsplatz regelmäßige Tango-Abende statt. Sanierungsbedingt kann dort 2019 und 2020 nicht getanzt werden. Im volkskulturellen Bereich veranstaltet die Haberl Gastronomie einmal jährlich mit dem Kocherlball am Chinesischen Turm das größte Volkstanz-Open-Air der Region. Auch im Rahmen des Kulturstrands am Vater Rhein Brunnen wurde 2019 mehrmals angeleitetes Tanzen (Salsa u.ä.) zur kostenfreien Teilnahme angeboten. Hinzu kommen noch einige kostenpflichtige Tanz-Open-Airs wie zum Beispiel das Villa Ricaricata Day Festival oder das Hip Hop Island Open Air im Olympiapark.
Ansonsten bleibt es bei projektbezogenen und oft singulären Veranstaltungen, die zum Teil durch das Kulturreferat gefördert wurden. So fand beispielsweise 2015 im Westpark ein Fest der Volkskulturen statt, das auch einen tänzerischen Mitmach-Schwerpunkt hatte. Ebenfalls im Westpark veranstaltet der Migrationsbeirat das Fest der Kulturen.
Daneben hat das Kulturreferat selbst in der Vergangenheit immer wieder Projekte initiiert und organisiert. Im Rahmen des kulturellen Rahmenprogramms zu den „Special Olympics“ 2012 fanden auf vier aufeinander folgenden Tagen öffentliche Kurztanzkurse mit Tanzleitern und Live-Musik an der Bühne des Coubertinplatzes statt. Die Zielsetzung damals war, Menschen mit und ohne Behinderung in Kontakt zu bringen.
Zuvor hatte das Kulturreferat anlässlich des 850. Stadtgründungstags unter dem Motto „Alles Tanz!“ einen „getanzten“ Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Kulturen durchgeführt. Zu jeder vollen Stunde zwischen 14 und 18 Uhr wurden angeleitete und von Livemusik begleitete Kurztanzkurse von der Münchner Francaise über Balkantänze, italienischer Tarantella bis zu Afro-Calypso am Platz vor der Feldherrnhalle angeboten.
Ganz aktuell hat das Kulturreferat gemeinsam mit dem RBS, dem RGU und MAGs ein Format unter dem Motto „Tanz mit!“ direkt am Westkreuz initiiert. Dieses Mittanzangebot im öffentlichen Raum fand während der Sommerferien, gekoppelt an die Öffnungszeiten der sogenannten „Freiluftbox“ am Westkreuz immer samstags von 11 bis 13 Uhr statt. Tanzvermittler*innen aus dem Stadtteil (Tanzschulen, Trainer*innen, Vereine) luden zum Mittanzen unterschiedlicher (Volks-)Tänze aus aller Welt. „Tanz mit!“ nutzt einen gut frequentierten Ort um möglichst viele und möglichst unterschiedliche Menschen spontan zu gewinnen. Durch die Ansprache lokaler Tanzakteure und anderer Akteure soll die Vernetzung im Stadtteil gestärkt werden und Nachhaltigkeit (z.B. neue Mitglieder in Tanzvereinen) ermöglicht werden. Auch die durchführenden Akteure (z.B. Organisatorin, Technik) stammen vorzugsweise aus dem Stadtteil.
Städtischerseits ist auch auf das Angebot „Fit im Park“ vom Sportamt zu verweisen, das vom 1. Mai bis 30. September teilweise Tanzangebote wie Zumba oder auch eine Mini-Disco enthält.
Frage 2:
[italic]In welchen Parks, Grünanlagen oder Plätzen haben die Tanzveranstaltungen
stattgefunden?[/italic]
Antwort:
Die öffentlichen Tanzangebote auf städtischem Grund im Rahmen des Angebotes „Fit im Park“ finden im Luitpoldpark, Riemer Park, Westpark und Ostpark statt. Als weiterer privat organisierter Tanzort kommt die Museumsinsel hinzu (Vater Rhein Brunnen).
Auch Parks- und Grünanlagen der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung werden mit dem Diana Tempel im Hofgarten oder mit dem Chinesischen Turm im Englischen Garten bespielt. In der Vergangenheit waren auch der Odeonsplatz und der Coubertinplatz im Olympiapark anlassbezogen Schauplätze für Tanzangebote. Außerdem existieren weitere kostenpflichtige Angebote externer Anbieter im Olympiapark.
Frage 3:
Wäre das Konzept geeignet, wenig frequentierte Grünanlagen und Plätze für die Stadtbevölkerung attraktiver zu machen?
Antwort:
Wenn Grünanlagen und Plätze generell wenig frequentiert und von den Bürger*innen nur zurückhaltend angenommen werden, ist das Kulturreferat verhalten optimistisch, dass punktuelle kulturelle Angebote dies nachhaltig ändern können. Vielmehr liegt nahe, dass eher stadtplanerische und/oder baulich-architektonische oder verkehrliche Maßnahmen die Aufenthaltsqualität solcher Orte oder deren Erschließung steigern können.