Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung erörtert im Dialog mit Expertinnen und Experten Trends der Wohnungsmarktentwicklung und leitet daraus Handlungsansätze für die Münchner Wohnungspolitik ab. Dazu führt das Referat seit 2003 alle zwei Jahre eine Expertenbefragung mit einem anschließenden Round-Table-Gespräch mit Stadtbaurätin Professorin Dr.(I) Elisabeth Merk durch. Die jetzt im Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats bekanntgegebene Expertenbefragung ist Teil der Wohnungsmarktbeobachtung der Landeshauptstadt München
und dient unter anderem zur Weiterentwicklung des wohnungspolitischen Handlungsprogramms „Wohnen in München“.
Im Frühjahr 2019 wurden 91 Wohnungsunternehmen, Bauträger, Banken, Genossenschaften und Verbände angeschrieben und gebeten, ihre Einschätzung zum Münchner Wohnungsmarkt und dazugehöriger Themen zu nennen. Geantwortet haben etwas mehr als ein Drittel der angeschriebenen Expertinnen und Experten. Die Resonanz auf die Befragung ist damit weiterhin sehr hoch. In dem Gespräch mit der Stadtbaurätin am 9. Juli wurden die Ergebnisse aus der Befragung präsentiert und gemeinsam erörtert. Ergänzend wurden die Themen „Energiesparendes Bauen“ und „Herausforderungen an die Stadtentwicklungspolitik einer wachsenden Region“ diskutiert.
Seitens der befragten Fachleute ist und bleibt die Situation auf den Grundstücks- und Immobilienmärkten angespannt. Die Nachfrage nach Mietimmobilien ist vor allem in München über alle Einkommensgruppen und Haushaltstypen sehr hoch und wird zukünftig weiter zunehmen. Dies schlägt sich auch in den gegenüber der letzten Einschätzung aus dem Jahr 2017 höheren Angaben zu durchschnittlichen Mieten und Kaufpreisen nieder. So werden Wohnimmobilien nicht mehr so schnell verkauft. Angesichts der hohen Preise werden die Käuferinnen und Käufer anspruchsvoller und dem Wohnungsgrundriss kommt eine immer höhere Bedeutung zu. Gleichzeitig kann aber auch beobachtet werden, dass selbst schwierige Grundstücke verkauft werden und die Lärmtoleranz steigt.
Der Markt realisiert mit KfW-Effizienzhaus-Standard 55 bereits freiwillig höhere Standards als vom Gesetz vorgegeben. Der Aufwand zur Inanspruchnahme von Fördermitteln wird jedoch zum Teil gescheut. Für die Realisierung höherer Standards werden weiterhin Förderanreize benötigt. Andererseits gilt es, die Förderverfahren zu vereinfachen und an die Prozesse in der Wohnungswirtschaft anzupassen.
Hinsichtlich der Herausforderungen des anhaltenden Bevölkerungswachstums werden die Gemeinden des Umlandes als wichtige Akteure zur Verbesserung der Wohnungssituation in der gesamten Region gesehen. Über kooperative Strategien müssen Anreize und Finanzierungsmodelle geschaffen werden, die die hohen Kosten für den Infrastrukturausbau auffangen und Widerstände in der Bevölkerung abbauen. Auch wenn München durch den hohen ausbildungs- und erwerbsmotivierten Zuzug eine sehr junge Stadt ist und voraussichtlich bleiben wird, ist auch an die Bedürfnisse älterer Menschen zu denken und das Thema des altengerechten Wohnens konsequent weiter zu verfolgen.
Die gesamte Ergebnispräsentation „Wohnungsmarktbeobachtung München – Expertenbefragung 2019“ ist online unter http://www.muenchen.de/wohnungsmarktbeobachtung abrufbar. Sie enthält neben den zentralen Aussagen zu den Themen der Befragung für die Landeshauptstadt München und die angrenzenden Landkreise auch Grafiken, die einen differenzierteren Blick auf die Einschätzungen der Expertinnen und Experten zu einzelnen Fragen ermöglichen.