Für die Gemeinschaft III – Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Antrag Stadtrat Manuel Pretzl (CSU-Fraktion) vom 29.7.2019
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Nach §60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Bei den von Ihnen mittels Antrag vom 29.7.2019 vorgebrachten Anregungen handelt es sich jedoch um eine laufende Angelegenheit, die für die Stadt München keine grundsätzliche Bedeutung hat und auch keine erhebliche Verpflichtung erwarten lässt. Daher obliegt deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und §22 GeschO dem Oberbürgermeister, weshalb eine Beantwortung auf diesem Wege erfolgt.
In Ihrem Antrag baten Sie darum, dass das Referat für Bildung und Sport Schulprojekte initiiert, bei denen Schülerinnen und Schüler aktiv mit älteren Menschen in Austausch kommen, um ihnen die Möglichkeiten von Smartphones, Tablets und Laptops näherzubringen. Sie können auch als dauerhafte Paten von älteren Menschen fungieren und so einen mittel- oder langfristigen Kontakt aufbauen. Im Gegenzug erhalten die jungen Menschen eine kleine Anerkennung der Landeshauptstadt München, wie z.B. kostenlosen Eintritt in die SWM Hallenbäder oder ein Ticket für den Tierpark.
Hierzu kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Das Referat für Bildung und Sport begrüßt Projekte, bei denen Schülerinnen und Schüler aktiv mit älteren Menschen in Austausch kommen. Diese Projekte sind sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die älteren Menschen von Vorteil. Die älteren Menschen verlieren so nicht den Anschluss an die rasante technische Entwicklung und können Geräte selbstständig bedienen, ohne dabei von anderen abhängig zu sein. Für die Schülerinnen und Schüler können im Gegenzug kostenlose Freizeitaktivitäten angeboten werden.
Auch lassen sich diese Projekte gut mit dem Ganztagskonzept an den städtischen weiterführenden Schulen verbinden.
Grundsätzlich werden im Rahmen der Schulentwicklung externe Kooperationen initiiert (Qualitätsfeld 3: Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen). An den meisten städtischen Gymnasien werden seit Langem Praktika undProjekte durchgeführt, die den Austausch von Jugendlichen und Seniorinnen und Senioren fördern, ebenso an städtischen Realschulen.
Viele Jugendliche bauen im Rahmen der Betriebspraktika an sozialen Einrichtungen in der 9. oder 10. Jahrgangsstufe oder weiterer Praktika in der 11. Jahrgangsstufe Kontakte zu älteren Menschen auf. An einigen Schulen wird ergänzend explizit ein Sozialpraktikum durchgeführt, bei dem die Schülerinnen und Schüler häufig Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren unterstützen. An städtischen sozialwissenschaftlichen Gymnasien findet grundsätzlich ein verpflichtendes Praktikum im sozialen Bereich statt.
Auch weitere vielfältige Projekte der städtischen Gymnasien und Realschulen im Stadtviertel fördern den Austausch der Generationen: Es finden zum Beispiel Vorleseprojekte für Seniorinnen und Senioren im Altenheim statt, ältere Menschen werden zu unterschiedlichen Formaten zum Austausch an die Schulen eingeladen, es werden Kooperationsprojekte mit Seniorenheimen in den Fächern Religion und Ethik sowie insbesondere in den P-Seminaren der Jahrgangsstufen 11 und 12 durchgeführt und an klassenübergreifenden „Sozialen Tagen“ sind Schülerinnen und Schüler in benachbarten Seniorenheimen tätig.
Die Schulen initiieren auch Projekte, bei denen die Schülerinnen und Schüler älteren Menschen im Rahmen von kleinen Kursen den Gebrauch von PC, Laptop, Smartphone und Tablet erklären.
Ein Beispiel bildet das Sozialprojekt „Internet & Kaffeeklatsch“, dass das Städtische Käthe-Kollwitz-Gymnasium seit dem Schuljahr 2017/18 in Zusammenarbeit mit der Koch-Ebersberger-Stiftung durchführt (Schirmherr des Projekts: Alt-Oberbürgermeister Christian Ude).
Es handelt sich um ein Sozialprojekt für Seniorinnen und Senioren aus dem Stadtviertel Neuhausen. Bei diesem Projekt lernen ältere Menschen den Umgang mit Tablet, Smartphone, Internet und sozialen Netzwerken von den jugendlichen IT-Trainerinnen und -Trainern der 10. Klassen einmal im Monat für zwei Stunden an einem Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. An den städtischen sozialwissenschaftlichen Gymnasien werden in den 8., 9. und 10. Klassen seit mehreren Jahren Projekte durchgeführt, bei denen Schülerinnen und Schüler ältere Menschen zu mehrtägigen IT-Kursen in die Schule einladen oder im Rahmen des fünfwöchigen Projekts „Transfer“ von Green City e.V. im Fach Sozialpraktische Grundbildung (jede Woche eine Doppelstunde) Seniorinnen und Senioren den Umgang mit dem Computer, Smartphone und Tablet näherbringen. Fokus bei diesem Projekt ist das Thema Nahverkehr (Handyticket oder Informationen zu verspäteten Zügen/ Gleisänderungen).
Der Austausch der Generationen wird so bereits auf vielfältige Art und Weise von den städtischen Gymnasien und Realschulen unterstützt. Ängste der Seniorinnen und Senioren im Umgang mit den Neuen Medien werden abgebaut und Gemeinschaft gefördert. Das Referat für Bildung und Sport wird den städtischen Gymnasien und Realschulen, die in Eigenverantwortung über schulische Projekte entscheiden, empfehlen, best practices aufzugreifen und weitere Projekte in diesem Bereich zu entwickeln.
Seitens der staatlichen Schulen wird das Anliegen zur Förderung von Schulprojekten, bei denen Schülerinnen und Schüler mit älteren Menschen in Austausch treten, um ihnen die Möglichkeiten von Smartphones, Tablets und Laptops näher zu bringen und dauerhafte Kontakte aufzubauen, ebenfalls unterstützt. Solche Projekte können im Rahmen der Schulentwicklung mit externen Kooperationspartnerinnen und -partnern initiiert werden und bergen für beide Seiten Potential, positive generationsübergreifende Erfahrungen zu machen und neues Wissen hinzuzugewinnen. Diese Lerneffekte konnten in der Vergangenheit beispielsweise an der Mittelschule Zielstattstraße gemacht werden, an der bereits seit einigen Jahren das kooperative sogenannte „Compassionprojekt“ durchgeführt wird. Hierbei finden im Rahmen einer Zusammenarbeit der Mittelschule mit einem nahegelegenen Seniorenheim regelmäßige Treffen von Schülerinnen und Schülern und älteren Menschen statt, bei dem ein Austausch zu verschiedensten Themengebieten erfolgt.
Da es sich bei Grund-, Mittel- und Förderschulen jedoch ausschließlich um staatliche Schulen handelt, nimmt die Landeshauptstadt München lediglich Aufgaben als Sachaufwandsträgerin wahr. Hierzu zählen insbesondere der Bau sowie die Einrichtung und Ausstattung der Schulen. Darüber hinausgehende Kompetenzen – wie die Durchführung von Schulprojekten – liegen im Zuständigkeitsbereich des Staatlichen Schulamts in der Landeshauptstadt München.
Im Berufsschulbereich bietet bereits seit einigen Jahren die Städtische Berufsschule für Sozialpflege für interessierte Seniorinnen und Senioren das Schulprojekt „Begegnung der Generationen“ an. Die Schülerinnen und Schüler der beiden Abschlussklassen entwickeln dabei ein Programm, das auf die Interessen der älteren Generation eingeht. Die kostenlosen Kurse aus den Bereichen „Gymnastik“, „PC, Handy und Co“, „Kognitives und Kreatives“ und „Mit allen Sinnen genießen“ finden außerhalb der Schulferienimmer dienstags von 10 bis 12.30 Uhr im BSZ Alice Bendix – gut erreichbar an der Münchner Freiheit – statt. An jedem Kurstag gibt es ein neues Programm, welches den Seniorinnen und Senioren schon frühzeitig bekannt gemacht wird. Unter der Rubrik „PC, Handy und Co“ gibt es beispielsweise folgende Inhalte: „YouTube kennen und verstehen lernen“, „Mobil im Alter: Informationen rund ums Smartphone“, „Facebook und Co. Soziale Netzwerke im Blick“ oder „Reiseplanung im Internet“.
Das Projekt ist für beide Seiten ein Gewinn: die Seniorinnen und Senioren erhalten ein kostenloses, unterhaltsames und abwechslungsreiches Programm, die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule können ihr gelerntes Wissen praxisnah anwenden.
Eine Ausweitung derartiger Projekte auf andere berufliche Schulen ist jedoch nicht geplant. Des Weiteren lassen sich die Inhalte kaum auf die Lehrplaninhalte anderer beruflicher Schulen übertragen.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten.
Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.