Das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum in der Neuhauser Straße 2 hat sich in den letzten Jahren intensiv mit seiner Gründungsgeschichte befasst. In der neuen Dauerausstellung zeigt das Museum ab Mittwoch, 13. November, seine Vergangenheit und Bedeutung während der NS-Zeit auf. Begleitend wird in der Sonderausstellung „Jagdgründe. Eine andere Geschichte der Macht“ das Verhältnis von Jagd und Macht beleuchtet.
Mit der neuen Dauerausstellung zur Gründung des Deutschen Jagdmuseums während der NS-Zeit schließt das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum eine Lücke in der Auseinandersetzung der eigenen Geschichte. Das zwischen 1933 und 1938 auf Initiative des berüchtigten NSDAP-Funktionärs Christian Weber, Vorsitzender der NSDAP-Stadtratsfraktion (1926 bis 1925) und später SS-Brigadeführer, gegründete Deutsche Jagdmuseum war eine genuin nationalsozialistische Schöpfung. Im unmittelbaren Umfeld des Museums finden sich zwielichtige und machtbewusste Figuren wie die Gauleiter Adolf Wagner, Hinrich Lohse und Martin Mutschmann. Hans Frank, später als Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt, spielt ebenso eine Rolle wie der bayerische Gaujägermeister und Reichsstatthalter Franz von Epp. Das Projekt Jagdmuseum wurde gegen den erbitterten Widerstand des mächtigen Reichsjägermeisters Hermann Göring realisiert und zeigt insofern auch beispielhaft Machtarithmetik und Machtpolitik im NS-Staat auf. 1938 wurde das Deutsche Jagdmuseum im Nordflügel des Schlosses Nymphenburg eröffnet. Nach dem Krieg war die Zukunft des Museums lange unklar. Auf Initiative und durch den massiven Einsatz des damaligen SPD-Oberbürgermeisters Thomas Wimmer konstituierte sich der Verein Deutsches Jagdmuseum 1949 neu.1960 erfolgte die Umwandlung des Vereins in die Stiftung Deutsches Jagdmuseum. Mit der neu konzeptionierten Dauerausstellung reagiert das Museum auf berechtigte Kritik in der Außendarstellung und die bisherige Schieflage in der historischen Selbstwahrnehmung.
Im Kontext zur Dauerausstellung über die Gründungsgeschichte des Museums befasst sich die Sonderausstellung „Jagdgründe. Eine andere Geschichte der Macht“ mit der Geschichte der Jagd und ihrer Rolle im Kontext von Macht, Politik und Wirtschaft. Die Ausstellung spannt den Bogen von der Jagd als Privileg und Inszenierung von Oberschichten den Herausforderungen von heute, wie Artenvielfalt, Naturschutz und Verantwortung. Zusätzlich zur Ausstellung bietet das Museum ein Rahmenprogramm. Es werden Kuratorenführungen und Vorträge angeboten. Kinder ab dem Lesealter können die Ausstellung gemeinsam mit dem „Kleinen Kurfürst Max“ erleben und so mehr über die Jagd früher und heute erfahren.
Das Jagd- und Fischereimuseum befindet sich seit 1966 in der ehemaligen Augustinerkirche mitten in der Fußgängerzone. Es zeigt alles rund um die Themen Jagd und Fischerei im deutschsprachigen Raum. Neben historischen sind hier auch naturkundliche und ökologische Ausstellungsbereiche zu finden. „Wasserwelten-Fischgeschichten“ mit einem Spaziergang unter Wasser oder ein „Waldpfad“ mit Spielstationen laden ein, mehr über die heimische Tierwelt zu erfahren.
Die Ausstellung ist bis 31. März 2021 zu sehen. Das Museum ist täglich geöffnet von 9.30 bis 17 Uhr, am Donnerstag bis 21 Uhr. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 5 Euro/ermäßigt 4, für Kinder 3 Euro. Ausführliche Informationen unter www.jagd-fischerei-museum.de Die Landeshauptstadt München ist neben dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie vier kleineren Stiftern Mitstifterin der Stiftung Deutsches Jagd- und Fischereimuseum. Das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum wird unter anderem gefördert von der Landeshauptstadt München und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft.
(Siehe auch unter Terminhinweise)