Jüdisches Museum: „Auf dem Weg nach Hause am Rhein verhaftet“ Archiv
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Rathaus Umschau 214 / 2019, veröffentlicht am 11.11.2019
Am Donnerstag, 14. November, lädt das Jüdische Museum München um 19 Uhr im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, zum Vortrag: „Auf dem Weg nach Hause am Rhein verhaftet: Die unerzählte Geschichte des 1944 in München hingerichteten Grenzgängers Arthur Vogt“ mit Niko Hofinger ein.
Arthur Vogt sprach nur Schweizerdeutsch. Er wurde 1912 in St. Gallen geboren und war wegen der altösterreichischen Herkunft seines Tiroler Großvaters ohne sein Zutun bald Tschechoslowake, dann Sudetendeutscher geworden. Sein Leben endete als 32-jähriger Mann 1944 auf dem Schafott des Münchner Strafgefängnisses Stadelheim, weil er im Jahr davor versucht hatte, über den Rhein zu seinen Eltern in die Schweiz zu gelangen. Arthur Vogt passt in keine der bekannten Opferkategorien des NS-Staates. Er wurde nicht aus politischen oder rassischen Gründen verfolgt, sondern geriet als mittelloser Arbeiter zunächst in den Fokus der Schweizer, später der nationalsozialistischen Klassenjustiz. Ab dem Alter von 20 Jahren wurde er wegen Verstößen gegen die bürgerliche Sexualmoral und die Fremdengesetze immer wieder kurz eingesperrt und danach umgehend über die nächste Grenze gewiesen. Bei seinem letzten Versuch, illegal über die Grenze in die Schweiz zu gelangen, wurde er verhaftet, der „Feindbegünstigung“ bezichtigt und vom Berliner Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
Niko Hofinger ist Historiker, Autor und Kurator. Seit über 20 Jahren forscht und publiziert er zu jüdischer und regionaler Geschichte. 2018 erschien sein Romandebüt „Maneks Listen“, eine turbulente Fluchtgeschichte quer durch Mitteleuropa. Der Eintritt frei ist frei.
Weitere Informationen unter www.juedisches-museum-muenchen.de.