Antibiotikaresistenzen sind ein weltweites Problem und betreffen gleichermaßen Mensch und Tier. Laut einer Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC, European Center for Disease Prevention and Control) sterben in Staaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraumes jährlich 33.000 Menschen an Infektionen mit resistenten Bakterien.
Diese Zahlen sind alarmierend. Deshalb wurde auf Initative des ECDC der Europäische Antibiotikata zur Förderung eines umsichtigen Umgangs mit Antibiotika ins Leben gerufen. Dieser findet heuer am Montag, 18. November, statt.
Auch das Referat für Gesundheit und Umwelt ist sich dieser Verantwortung bewusst und hat deshalb bereits 2017 das „Antibiotic Stewardship Netzwerk München“ iniziiert. Antibiotic Stewardship (ABS) bedeutet hier Verantwortung zu übernehmen für einen rationellen Einsatz von Antibiotika und fasst alle diese Maßnahmen zusammen. Weltweit wird im Rahmen von ABS-Programmen versucht, der Bedrohung durch Resistenzen Einhalt zu gebieten. Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs: „Mit unserem ABS wollen wir in München vernetzte Informationsstrukturen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in stationären und ambulanten medizinischen Einrichtungen schaffen.“
Die Bekämpfung von Infektionen mit wirksamen Antibiotika ist eine der größten zivilisatorischen und medizinischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, Antibiotika wurden zu unverzichtbaren Lebensrettern in der Therapie vieler bakterieller Erkrankungen bei Mensch und Tier. Gesundheitsreferentin Jacobs: „Der breite, oft unkontrollierte Einsatz dieser unverzichtbaren Lebensretter birgt neue Gefahren, die die großen Fortschritte der letzten Jahrzehnte möglicherweise zunichte machen können. In den letzten Jahren wurde ein zunehmendes Auftreten von Resistenzen gegen diese Medikamente beobachtet. Das hat zur Folge, dass in einigen Fällen nur noch wenige oder gar keine Substanzen mehr zur Therapie von schweren, oft lebensbedrohlichen Infektionen zur Verfügung stehen“. Nur ein kontrollierter und angemessener Einsatz von Antibiotika in Krankenhäusern und Arztpraxen bildet neben adäquaten Hygienemaßnahmen die Voraussetzung, um der zunehmenden Resistenzentwicklung der Krankheitserreger und einer damit einhergehenden besorgniserregenden Bedrohung durch infektiöse Erkrankungen zu begegnen.
Dies ist für die Landeshauptstadt München auch vor dem Hintergrund bedeutsam, dass im Stadtgebiet in 70 Kliniken zirka 30 Prozent der bayerischen Krankenhausbetten betrieben werden, die auch in die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten aus dem Umland sowie von „Medizintouristen“ eingebunden sind. Hinzu kommen über 3.000 Praxen von Angehörigen ärztlicher Heilberufe, die die ambulante medizinische Versorgung von Münchner Bürgerinnen und Bürgern sicherstellen.
Das ABS-Netzwerk beinhaltet halbjährliche Netzwerktreffen mit wissenschaftlichem Fortbildungsprogramm, Projektgruppenarbeiten zu infektiologischen Fragestellungen und Öffentlichkeitsarbeit. Durch diese Aktivitäten wurden die am Prozess Beteiligten im Rahmen einer interprofessionellen Zusammenarbeit erfolgreich unterstützt.
„Dieses Thema ist nicht zuletzt deshalb von so großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, da zur Zeit trotz intensiver Forschung keine alternativen, ebenso wirksamen Therapiemöglichkeiten bei schweren Infektionen zur Verfügung stehen. Die Entwicklung neuer, wirksamer antibiotischer Substanzen gestaltet sich zunehmend schwieriger, und es sind nur sehr wenige neue Substanzen im Bereich Antibiotika in Entwicklung begriffen“, so Jacobs. Mehr Infos unter www.muenchen.de/abs.