Sozialreferat: Zahl der akut Wohnungslosen hat sich auf 9.000 verdreifacht
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Rathaus Umschau 223 / 2019, veröffentlicht am 22.11.2019
(22.11.2019 – teilweise voraus) Wie der Presseberichterstattung vom 21. November zu entnehmen ist, hat der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder am 20. November in Augsburg die Gründungsurkunde zur Stiftung „Obdachlosenhilfe Bayern“ unterzeichnet. In Zusammenhang mit der Erfassung der Zahl der Obdachlosen zitiert die Augsburger Allgemeine den Ministerpräsidenten mit den Worten „München hat das versucht und ist gescheitert, eine Erhebung ist vollkommen unrealistisch.“
Hierzu erklärt Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Grundsätzlich begrüße ich, dass auch der Ministerpräsident offenbar die Notwendigkeit erkannt hat, sich dem Thema Wohnungslosigkeit zu widmen. Noch im März 2019 hatte Sozialministerin Kerstin Schreyer den Anteil der wohnungslosen Menschen in Bayern als gering bezeichnet und damit anderes vermuten lassen. Allerdings scheint die Staatsregierung die Dramatik der Lage in den Ballungsgebieten noch immer nicht verstanden zu haben, sonst hätte sie die Stiftung mit deutlich mehr als fünf Millionen Euro ausgestattet. In München hat sich die Anzahl der akut wohnungslosen Personen in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht, auf jetzt annähernd 9.000, davon geschätzt 550 Menschen, die auf der Straße leben. Allein die Kosten für den Bereich der Wohnungslosenunterbringung und Wohnungslosenhilfe in München betragen rund 72 Millionen Euro pro Jahr, hiervon gehen 51 Millionen Euro zu Lasten der Kommune. Übrigens erhebt die Landeshauptstadt bereits seit 2006 eine monatliche Statistik über die Wohnungslosigkeit im Stadtgebiet München.“
Um die genaue Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, sowie die Ursachen und Hintergründe dafür genauer zu erfassen, hat der Stadtrat im Mai dieses Jahres beschlossen, 2020 die Studie „Obdachlose Menschen in München“ durchführen zu lassen.