Betreuungsplatzsuche in Kindertageseinrichtungen – ein Geduldsspiel?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Angelika Pilz-Strasser und Sebastian Weisenburger (Fraktion Die Grünen – rosa liste) vom 21.12.2018
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Auf Ihre Anfrage vom 21.12.2018 nehme ich Bezug.
Sie haben Ihrer Anfrage folgenden Text vorausgeschickt:
„Eltern auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihre Kinder erleben eine Phase der großen Unsicherheit von Beginn der Platzsuche bis zur endgültigen Zu- oder Absage des Platzes. Fraglich ist, ob sich diese Phase der Unsicherheit bereits so kurz wie möglich gehalten wird und ob den Eltern verbindliche Zu- bzw. Absagen rechtzeitig vor dem gewünschten Betreuungsbeginn zugehen.“
Zu den von Ihnen gestellten Fragen kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Wie viel Zeit vergeht durchschnittlich von der Anmeldung im kita finder bis zur endgültigen Zu- oder Absage durch die Stadt? Bitte neben dem Durchschnittswert auch Ausreißer angeben, insbesondere die zehn längsten und zehn kürzesten Wartezeiten.
Antwort:
Eine Anmeldung für einen Betreuungsplatz kann im kita finder+ immer maximal 12 Monate vor gewünschten Eintrittstermin erfolgen. Das heißt, Eltern, die einen Betreuungsplatz ab September 2019 suchen, konnten sich ab September 2018 anmelden. Der Stichtag für die Platzvergabe für das kommende Kitajahr ist immer im April, gleichzeitig mit dem Tag der Schuleinschreibung. Dieses Jahr ist das der 3. April 2019. Ab 4. April 2019 werden die Zusagen durch die Einrichtungsleitungen im kita finder+ vergeben. Das heißt, wenn Eltern sich am 1. September 2018 angemeldet haben, können sie am 4. April 2019 eine Zusage bekommen. Da aber bei der Auswahl der Kinder der Anmeldezeitpunkt keine Rolle spielt, sondern andere kind- und elternbezogene Kriterien, kann es auch sein, dass ein Kind am letzten Tag, dem 3. April 2019 angemeldet wird und am 4. April 2019 eine Zusage bekommt.
Im vergangenen Jahr war der Stichtag der 11. April 2018 und am 12. April 2018 hatten bereits 3.851 Kinder eine Zusage für einen Betreuungsplatz.Eine Auswertung der Daten im kita finder+ nach Wartezeiten ist nicht möglich und auch, wie oben genanntes Beispiel zeigt, nicht aussagekräftig.
Frage 2:
Wie nah am gewünschten Betreuungsbeginn erfolgt durchschnittlich die endgültige Zu- oder Absage durch die Stadt? Bitte neben dem Durchschnittswert auch Ausreißer angeben, insbesondere die zehn Fälle, die am nächsten am gewünschten Betreuungsbeginn lagen.
Antwort:
Siehe Beispiel 1. Die Zusagen für einen Betreuungsplatz werden durch die jeweiligen Einrichtungsleitungen im kita finder+ gemacht. Der kita finder+ ist eine Anmeldeplattform, durch die sich Eltern bei den einzelnen Einrichtungen anmelden können. Die Vergabe der Plätze obliegt immer den einzelnen Einrichtungen oder Trägern, nicht der Landeshauptstadt München. Es werden hier verschiedene Kriterien zugrunde gelegt, warum ein Kind eine Zusage für einen Betreuungsplatz bekommt. Für die städtischen Kindertageseinrichtungen und Einrichtungen mit einem Trägerschaftsüberlassungsvertrag gilt hier die städtische Kindertageseinrichtungssatzung. Alle anderen Einrichtungen und Träger, die über den kita finder+ freie Betreuungsplätze vergeben, haben eigene Vorgaben und Richtlinien, nach welchen sie Kitaplätze vergeben.
Mit Einführung des kita finder+ wurden Absagen an die Eltern abgeschafft, da durch die ständig laufende Vergabe von Betreuungsplätzen eine Absage ein falsches Signal an die Eltern wäre. Eine Auswertung der Wartezeiten zum gewünschten Betreuungsbeginn ist im kita finder+ nicht möglich (siehe oben).
Frage 3:
In wie vielen Fällen seit Einführung des kita finders erfolgte die endgültige Antwort erst nach dem gewünschten Betreuungsbeginn? Bitte neben dem Durchschnittswert auch Ausreißer angeben, insbesondere die zehn Fälle, bei denen die Antwort am weitesten nach dem gewünschten Betreuungbeginn verschickt wurde.
Antwort:
Die im kita finder+ getätigten Anmeldungen sind bis zu sechs Monate nach gewünschtem Betreuungstermin gültig. Das heißt, es kann sein, dass Eltern bis zu diesem Zeitpunkt eine Zusage erhalten können. Eltern, die ihr Kind für einen Betreuungsbeginn zwischen September und Dezember angemeldet haben, werden im Juni des jeweiligen Jahres vonRBS-KITA angeschrieben, wenn sie bis dahin noch keine Zusage erhalten haben. In diesem Anschreiben werden den Eltern weitere Möglichkeiten aufgezeigt, einen Betreuungsplatz zu bekommen. Z.B. weitere Anmeldungen tätigen, Anmeldungen bei Einrichtungen tätigen, die im kita finder+ mit der „Ampel“ signalisieren, dass sie noch freie Plätze haben, sich mit der KITA-Elternberatung und der Beratungsstelle für den Grundschulbereich in Verbindung setzen. Eine Auswertung zur genannten Fragestellung ist im kita finder+ nicht möglich.
Frage 4:
Sind die Werte für die Fragen 1-3 im Stadtgebiet gleich verteilt oder gibt es signifikante Abweichungen in einzelnen Stadtvierteln?
Antwort:
Der kita finder+ kann hinsichtlich dieser Fragestellungen nicht ausgewertet werden. Es sind aber auch durch Rückmeldungen der Familien bei der KITA-Elternberatung keine signifikanten Abweichungen bekannt.
Frage 5:
Wie unterscheiden sich die Werte für die Fragen 1-3, wenn man nach Art der Betreuungseinrichtung aufschlüsselt?
Antwort:
Der kita finder+ kann hinsichtlich dieser Fragestellungen nicht ausgewertet werden. Es sind aber auch durch Rückmeldungen der Familien bei der KITA-Elternberatung keine signifikanten Abweichungen bekannt.
Frage 6:
Welche Werte ergeben sich für die Fragen 1-3 und 5 wenn man nur die unterjährige Platzvergabe betrachtet.
Antwort:
Die unterjährige Platzvergabe erfolgt nach den gleichen Kriterien wie die Platzvergabe für Betreuungsplätze für das jeweilige Kitajahr. Plätze können durch die Einrichtungsleitung auch unterjährig sofort vergeben werden, wenn ein anderes Kind wechselt oder ausscheidet. Auch durch Neueröffnungen von Einrichtungen werden unterjährig freie Betreuungsplätze vergeben.
Frage 7:
Könnten die Werte durch den Einsatz weiterer technischer Mittel (z.B. Künstlicher Intelligenz) im Sinne der Eltern verbessert werden?
Antwort:
Aufgrund der großen Trägervielfalt in München und den verschiedenen Aufnahmekriterien für eine Einrichtung ist die Online-Anmeldung im kita finder+ für die Eltern eine große Erleichterung. Aktuell können 1.443 Einrichtungen im kita finder+ gefunden werden. An dem Online-Anmeldeverfahren nehmen 605 Träger mit 1.030 Einrichtungen teil. Es werden somit von insgesamt 86.496 Plätzen in Münchner Einrichtungen 71.423 Plätze (83% der Plätze)
über den kita finder+ vergeben. Weitere Münchner Betreuungsplätze werden direkt durch die Einrichtungen vergeben. Die Eltern müssen sich hier direkt an die Einrichtung wenden und sich für einen Betreuungsplatz anmelden. Da es keine Verpflichtung für Träger gibt, am kita finder+ teilzunehmen, wird es immer eine kleine Anzahl von Einrichtungen geben, die nicht am Online-Anmeldeverfahren teilnehmen. Auch hier ist keinerlei datentechnische Abbildung der Anmeldungen möglich.
Die Vergabe der freien Betreuungsplätze liegt aber in der Verantwortung des einzelnen Trägers oder Einrichtung. Eine zentrale Vergabe ist nicht angedacht. Die Abbildung der vielen verschiedenen Kriterien der Vergabe durch z.B. Künstliche Intelligenz wäre schwierig, im Projektteam des kita finder+ wird dies aber selbstverständlich betrachtet.
Frage 8:
Welche weiteren Möglichkeiten sieht die Stadtverwaltung, Eltern früher vor dem gewünschten Betreuungstermin als bisher verbindlich über eine Zu- oder Absage des gewünschten Platzes zu informieren?
Antwort:
Durch die Einführung des kita finder+ und die kontinuierliche Verbesserung des Platzvergabeprozesses und der Anwendung konnte in den letzten drei Jahren die Platzvergabe deutlich beschleunigt werden. Eltern erhalten heute online Auskunft über den Status ihrer Anmeldung, sie sehen die Platzsituation in der Einrichtung und sie erhalten zusätzlich zu schriftlichen Benachrichtigungen (z.B. Zusage) Nachrichten im kita finder+, so dass sie überall informiert bleiben können. Dies führt dazu, dass 90% der Eltern den kita finder+ online nutzen und sich dadurch viel Zeit und Aufwand sparen können. Die Zusagefrist für Eltern wurde von 17 Tagen auf 10 Tage verkürzt, die Vergabephase, in der nur Kinder eine Zusage bekommen, die sich rechtzeitig bis zum Stichtag angemeldet haben, wurde von wenigen Tagen auf 6 Wochen verlängert.Für die Einrichtungen ist die Platzvergabe einfacher und vor allem auch rechtlich sicherer geworden, da durch satzungskonforme Filterkriterien und eine selbstbereinigende Warteliste der Prozess gesteuert und transparent abläuft.
Im Sommer 2019 wird es ein neues Elternportal für den kita finder+ geben, über das sich die Eltern noch leichter für einen Betreuungsplatz für ihre Kinder anmelden können. Außerdem wird das Angebot der Kindertagespflege in Familien mit in den kita finder+ aufgenommen, um Münchner Familien neben den Kindertageseinrichtungen, den Tagesheimen, den Mittagsbetreuungen und den Großtagespflegen das ganze Angebot der Kindertagesbetreuung in München im kita finder+ aufzuzeigen.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.