Die Galeristin Barbara Gross wird für ihr außerordentliches Engagement im Bereich der Kunstvermittlung und ihre besonderen Verdienste mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Ihre kontinuierliche, über 30 Jahre andauernde Arbeit für die Sichtbarkeit von Künstlerinnen – in einem bis heute stark von Männern dominierten Kunstsystem – gehört zu den großen Leistungen, die in München und aus München heraus für die Kunst erbracht worden sind. Über die Vergabe hat der Kulturausschuss des Stadtrats jetzt nach Vorberatung durch eine Jury entschieden. Der mit 10.000 Euro dotierte Kunstpreis der Landeshauptstadt München wird alle drei Jahre für das herausragende Gesamtwerk von Künstlerinnen und Künstlern verliehen, die in München oder der Region München leben beziehungsweise eine enge Verbindung zu München als Ort ihres Schaffens haben. Bisherige Preisträger sind: Rudolf Wacher, Rudi Tröger, Herbert Peters, Urs Lüthi, Bodo Buhl, Beate Passow, Olaf Metzel, Stephan Huber, Michaela Melián, Stephan Dillemuth und zuletzt Eva Leitolf.
Die Jury begründete ihren Vorschlag wie folgt:
„Barbara Gross, die zunächst eine Ausbildung als Kunsterzieherin machte, hat früh begonnen, ihre Aufmerksamkeit der Sichtbarkeit insbesondere von Künstlerinnen zu widmen. Sie gab Anfang der 1980er-Jahre Künstlerinnen-Editionen heraus (beispielsweise mit Ulrike Rosenbach, Katharina Sieverding oder Niki de Saint-Phalle), gründete mit Annalies Klophaus und Barbara Hamann einen Verein, der sich erfolgreich dafür einsetzte, Künstlerinnen bei städtischen Vergaben von Stipendien, Preisen oder Atelierplät- zen zu berücksichtigen, und organisierte als freie Kuratorin Ausstellungen mit Künstlerinnen wie Nancy Spero und Renate Bertlmann in Münchner Institutionen.
Mit der Gründung ihrer Galerie im Jahr 1988 gab sie ihrem außergewöhnlichen Engagement eine verbindliche Form. Von Anfang an war es ihr Ziel – und ihr Einsatz, denn kommerziell war dies lange Jahre ein wenig Erfolg versprechendes Unterfangen – , die Kunst von Künstlerinnen zu präsentieren, zu produzieren und an ihr lokales und internationales Publikum zu vermitteln. Sie organisierte Ausstellungen mit Künstlerinnen wie Louise Bourgeois, Miriam Cahn, Leiko Ikemura, Maria Lassnig, Kiki Smith oder Nancy Spero, die zwar international bereits bekannt waren, in Deutschland bis dahin jedoch kaum wahrgenommen wurden. Zugleich förderte sie die Entwicklung der internationalen Karriere von Münchner Künstlerinnen wie Michaela Melián oder Katharina Gaenssler.
Im Rückblick auf 30 Jahre Galeriearbeit, die Barbara Gross derzeit in einer von Künstlerinnen ihrer Galerie co-kuratierten Ausstellungstrilogie offen- legt, wird deutlich, wie radikal, konsequent und notwendig ihre Arbeit war und ist. In Zeiten von #metoo und erneuter Aufmerksamkeit für die nach wie vor eklatante Diskrepanz in der Sichtbarkeit von Künstlerinnen in Kunstinstitutionen und auf dem Kunstmarkt, wird die Weitsicht ihres Lebensprojekts umso deutlicher.“
Der Jury unter dem Vorsitz des Kulturreferenten Dr. Hans-Georg Küppers gehörten an: Patrizia Dander (Sammlung Brandhorst), Professorin Dr. Burcu Dogramaci (LMU), Dr. Eva Kraus (Neues Museum Nürnberg), Professor Dr. Florian Matzner (Akademie der Bildenden Künste München), Katharina Vossenkuhl (Sammlung Goetz), die Stadtrats-Mitglieder Kathrin Abele, Dr. Constanze Söllner-Schaar (beide SPD-Fraktion), Richard Quaas, Marian Offman (beide CSU-Fraktion) und Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen – rosa Liste).
Die Preisverleihung findet voraussichtlich im Juli im Rahmen einer Veranstaltung mit geladenen Gästen statt.
Informationen auch unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“.